Das Spiel des Saengers Historischer Roman
gerichtet:
»Die Minne lehrt die Frauen schönes Grüßen,
Die Minne lehrt an Sprüchen manche süßen,
Die Minne lehret große Milde,
Die Minne lehret große Tugend,
Sie lehrt die Jungen in der Jugend
Ein ritterlich Gebaren unterm Schilde.« 21
Sie hob den Kopf, doch gnädig war ihre Miene nicht.
Aber sie hatte mich angesehen.
Sie war ja so ein lieblicher Widerborst!
Nächtliches Gespräch
Ich entzog mich den Fragen, die ein jeder mir zu stellen beabsichtigte, indem ich nach dem letzten Saitenklang aufstand und den Saal über die Küche verließ. Dabei nahm ich gleich den Korb mit Pasteten mit, den Ida wie üblich für uns vorbereitet hatte. Dann ging ich über die Arkaden zum Palas und suchte mein Gemach auf.
Ich lag bereits zu Bett.
Bemerkenswert!
Unter der Decke streckte sich in Seitenlage ein breitschultriger Körper aus, das Gesicht von der Tür abgewandt, die schwarzen, langen Haare auf dem Polster ausgebreitet.
»Hängt Euren Surkot noch über den Sessel und stellt die Stiefel neben das Bett«, sagte Ismael, der aus einer dämmrigen Ecke trat. »Ich habe Euch andere Kleider und einen Umhang besorgt.«
Ich tat wie geheißen, während Ismael die Laute wieder in Ulrichs Zimmer brachte. Als er zurückkam, erschien auch der Ritter in der Tür, stutzte und erkannte mich dann in meinem Bett liegend.
»Wenn er klug ist, wird er ihm den Hals durchschneiden«, meinte er. »Wenn er weniger klug ist, den Dolch ins Herz rammen.«
»Letzteres, nehme ich an. Obwohl das weiß Gott viel zu unsicher ist.«
»Vor allem, wenn er auf die Schweinerippen trifft, die sich unter der Lederhaut verbergen«, bemerkte Ismael zufrieden.
»Ja, ich glaube kaum, dass außer Euch, Ulrich, sich sonst noch einer in der Burg auf das lautlose Töten versteht.«
»Eine Fähigkeit weit weniger rühmlich als das Lautenspiel.«
»Aber nützlich - dann und wann. Ismael, ich hoffe, du hast nicht mein Ross barbiert, um diesen schönen Schopf zu richten.«
»Der Schweif des Pferdes, das der duftende Höfling ritt, stellt Euch die Perücke.«
»Er wird dir dafür auch noch das andere Ohr vom Kopf reißen, wenn er es erfährt.«
»Mein Barbiermesser ist seither mein ständiger Begleiter. Aber nun sollten wir das Feld räumen, was meint Ihr, Hardo?«
Ulrich wirkte einen kleinen Moment überrascht von der formlosen Anrede, nickte aber zustimmend.
»Der östliche Wachturm ist geeignet. Ich rufe Dietrich …«
»Dietrich hat den Wein bereits in die Kammer im östlichen Wachturm gebracht, Herr Ulrich, und auch das Nachtlager für Hardo und mich gerichtet.«
»Ein fürsorglicher und gewissenhafter Freund, Euer Ismael.«
»Und ein aufstrebender Handelsgeselle, der in wenigen Jahren sein eigenes Geschäft führen wird.«
»Ich verstehe. Und nebenbei auch ein gewitzter Gaukler.«
»Man muss seine Rollen leben, Herr Ulrich!«
Wir traten aus dem Gemach und überließen den schlummernden Hardo seinem Schicksal.
Einige Polster auf den steinernen Bänken, die in die Nischen der Schießscharten gemauert waren, erwarteten uns in dem kargen Raum, der gewöhnlich den Wachen als Unterkunft und Schutz diente, wenn Wetterunbill oder wütende Feinde über die Burg hereinbrachen. Auf dem Boden standen der Weinkrug und die Becher, ich stellte den Korb mit Pasteten dazu. Ulrich und ich nahmen in der Nische Platz, Ismael legte ein Polster auf den Boden und setzte sich zu unseren Füßen nieder, um uns den Wein zu reichen.
»Ihr habt allerlei Unruhe verbreitet mit Eurer Geschichte, Hardo«, begann Ulrich, als wir uns eingerichtet hatten. »Und doch habt Ihr wiederum Etliches verschwiegen.«
»Manches ja, anderes ist mir selbst noch unklar.«
»Urban hat Euch nicht alle Fragen beantwortet?«
»Nein, er sagte, das sei meine Aufgabe, es herauszufinden. Habt Ihr ihn noch einmal getroffen, Ulrich?«
»Ja, ich traf ihn noch einmal. Ebenfalls im Februar, im Kloster von Groß Sankt Martin, wo er im Hospiz gepflegt wurde. Er starb, Hardo, in meinen Armen. Mit ihm hat die Welt einen großen Sänger und einen weisen Mann verloren.«
Ich senkte den Kopf in stiller Trauer.
Der Mann, der als Erster an mich geglaubt hatte, der meinem Schicksal die Richtung gewiesen, der mich auf die lange, gefahrvolle Fahrt zu meiner Bestimmung gesandt hatte - ich hätte ihm gerne berichtet, was ich herausgefunden hatte. Ulrich durchbrach mein Schweigen.
»Er hat Euch aber gesagt, dass der Edelknabe, den er das Lautenspiel lehrte, Eberhart von Langel war?«
»Ja, das
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