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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hatte, die mich in meiner Jugend in Dumpfheit gefangen hielten, wusste ich nicht, ob ich darüber erfreut oder erbost sein sollte. Hätte ich nicht auch aus eigener Kraft aus der geistigen Enge, den ständigen Erniedrigungen, der Faulheit und dem lahmen Trott herausgefunden? Könnte ich dann nicht stolzer auf mich sein?
    Ich hörte Ismael leise lachen.
    »So ist es Euch nicht anders gegangen als mir, Hardo. Ein gütiger, alter Mann wendete Euer Schicksal, wenn auch mit einem Tritt in den Arsch. Genau, wie Ihr es bei mir auch gemacht habt.«
    Verblüfft sah ich zu ihm hin.
    »Ei ja - ich hatte mein Auskommen bei den Räubern. Aber Ihr habt mir gezeigt, dass es auch ein Leben in Ehre gibt. Und dummerweise habe ich mich auf Euer Drängen hin
auf den Pfad der Tugend begeben. Versprechungen habt Ihr mir gemacht - zwar keine magische Laute, aber ein anständiges Dasein. Schutz vor Verfolgern, Wachen und Bütteln.«
    »Ich war kein gütiger alter Mann.«
    »Ihr seid elf Jahre älter als ich. In meinen Augen ist das alt! Und selbst wenn Ihr manchmal ruppig seid, fehlt es Euch nicht an Güte.«
    »Du überraschst mich, Ismael.«
    »Weil ich an Eure Güte glaube? Oder weil ich Euch für alt halte?«
    »Weil du glaubst, ich hätte dein Leben zum Vorteil verändert. Ich habe dich in ein paar sehr unangenehme Lagen gebracht.«
    »Hat der alte Sänger Euch auch. Oder Ihr Euch selbst. Und ich mich selbst auch. Wenn ich daran denke, wie ich das Stückchen Zahn verloren habe …«
    »Die orientalischen Männer verfahren recht rau mit Jünglingen, die ihren Töchtern zu nahe treten«, erläuterte ich Ulrich, der sich von Ismael seine damaligen Schandtaten berichten ließ. Ich überdachte in der Zwischenzeit das, was ich erfahren hatte.
    Ismael hatte recht. Ich hatte in sein Leben eingegriffen, so wie Urban es bei mir getan hatte. Vermutlich hätte Ismael, flink und gewitzt, eines Tages die Räuber verlassen. Wenn er nicht getötet worden oder an einer der vielen Krankheiten oder Verwundungen gestorben wäre, die die Lebensspanne dieser Menschen arg verkürzten.
    Und ich wäre vermutlich eines Tages das Opfer desjenigen geworden, der Eberharts Tod zu verantworten hatte. Denn wahrscheinlich hätte ich auch irgendwann angefangen, unbequeme Fragen zu stellen.
    Gut denn, mein Wandel war beschlossen worden, und ich hatte meine Reise angetreten und war zurückgekehrt und wusste nun mehr über mich selbst als zuvor. Damit stellte sich die nächste Frage.
    »Wer wusste, dass Gerwin der Bastard des alten Burgherrn
war, Ulrich? Meine Mutter offensichtlich, aber sie hat es mir wirklich erst auf dem Sterbebett gestanden.«
    »Eberharts Geschwister mit großer Sicherheit. Also Doktor Humbert und seine Schwester, die Mutter von Lucas van Roide«, sagte Ulrich.
    »Sigmund vermutlich auch, denn sein Vater war schon Burgvogt, und dem dürfte der Umstand, dass plötzlich ein Kind mit Amme auftauchte, nicht entgangen sein.«
    »Nein, denn sein Sohn Sigmund war im selben Jahr geboren wie Euer Vater, und seine Mutter war die Amme.«
    »Milchbrüder also. Sigmund und Gerwin waren Milchbrüder.«
    »Und Eberhart, nur ein Jahr älter, wuchs mit ihnen zusammen auf. Sigmund war dazu bestimmt, der nächste Vogt zu werden, Gerwin begleitete Eberhart, als er in den Ritterdienst ging, nach Jülich. Er erhielt die gleiche Ausbildung, so hatte der Vater der beiden es verfügt, auch wenn Gerwin nie zum Ritter geschlagen werden würde.«
    »Dann ist er vermutlich auf eigenen Wunsch sein Marschall geworden, der Stallmeister des Ritters, ein würdiges Amt. Er hatte eine gute Hand mit den Pferden.«
    »Vier Männer, die sich von Kindheit an kannten, vieles gemeinsam unternahmen, dieselbe Aufgabe übernommen haben, wenn auch auf unterschiedliche Art. Hardo, auch ich bin auf einer Burg groß geworden, auch ich habe Brüder; leibliche Brüder, Milchbrüder, Schwesterbrüder. Man ist vertraut miteinander, und wenn es auch immer Reibereien, Neid, Eifersucht oder Missgunst gibt, so ist man trotz allem eine Einheit. Mord braucht einen starken Grund. Sofern er nicht im wilden Rausch der Leidenschaft geschieht. Und der Mord an Eberhart geschah kaltblütig und berechnend, nicht aus einem wüsten Streit heraus.«
    »Oder doch, Hardo? Sind wir vielleicht auf einer ganz falschen Fährte?«, warf Ismael ein.
    »Wie meinst du das, Junge?«
    »Herr Ulrich, Hardos kindischer Bruder hat dem Burgherrn
erzählt, dass der Sigmund Unzucht mit Margarethe trieb, während Letzterer sich auf

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