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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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und allerlei heiligen Krimskrams hatte sie um sich herum versammelt, alles das schien ihr wichtiger als zu hören, was ihrem Sohn widerfahren war.
    Nele aber pflegte sie gut und hatte inzwischen auch die Sprache besser gelernt. Sie war es, die mir berichtete, was ich hören wollte.
    So erfuhr ich, was während meiner Abwesenheit auf Burg Langel geschehen war. Wer wen geheiratet hatte, wer gestorben war, dass es der Burgvogt Sigmund selbst gewesen war, der meiner Mutter die Reise nach Maria Laach ermöglicht und auch für einen auskömmlichen Unterhalt
gesorgt hatte. Ich hörte, dass mein jüngerer Bruder zwei Jahre nach meinem Fortgehen an einer Lungenentzündung gestorben, eine meiner Schwestern im Kindbett dahingeschieden war, die andere mit ihrem Gatten das Land verlassen hatte.
    Vieles hörte ich von ihr, doch dann war es meine Mutter selbst, die mir doch noch eine seltsame Auskunft gab.
    Sie lag im Sterben, der Winter war zu streng mit ihr gewesen, und im Februar saß ich an ihrem Bett, während sie hart um Atem rang, und hielt ihre kalte Hand. Einmal aber sah sie mich noch an und sagte traurig: »Dein Vater Gerwin hat seinen Bruder Eberhart so sehr geliebt. Du bist schuld daran, dass er ihn getötet hat.«
    Dann erloschen ihre Augen.
     
    Und der Tumult im Saal brach los.
     
    Ich wartete.
    Als sich die Ausrufe und die fassungslosen Bemerkungen endlich gelegt hatten, nahm ich den Faden wieder auf.
     
    Ich trug meine Mutter zu Grabe und damit auch einen Teil ihres Wissens. Aber Nele war ihr eine Freundin und Vertraute geworden. Und sie war mir noch immer dankbar für ihre Rettung im Wald von Bingen. Manches hatte Gina ihr anvertraut, was sie nicht recht verstanden hatte, und darum gab sie es mir nun weiter. So beispielsweise, dass mein Bruder, der blöde geblieben war, doch auch immer stumm Mensch und Tier beobachtet und ihr einmal erzählt hatte, dass der Burgvogt es mit des Burgherrn Weib Margarethe wie ein Ziegenbock getrieben habe.
     
    Der nächste Tumult erhob sich. Ich drehte mich nicht um, denn in meinem Nacken brannten die Blicke der ehrwürdigen Mutter bereits Löcher in meinen Pelz.
    Allerdings bedauerte ich es, dass Casta diese unerfreuliche
Nachricht auf diese Weise erfahren musste, doch als ich zu ihr hinsah, wirkte sie gefasst, und ihr Blick ruhte voller Abscheu auf ihrer Mutter. Ännchen fiel mir ein. Das Plappermaul.
     
    Endlich trat wieder Ruhe ein, und ich kam zum Ende meiner Geschichte.
     
    All die Erkenntnisse, die ich gewonnen hatte, warfen nun eine gewaltige Anzahl Fragen auf. Und just als ich mich entschloss, die Antworten an Ort und Stelle zu suchen, traf Dietrich, der Knappe des Ritters Ulrich von der Arken, bei mir ein und überbrachte mir die Einladung zu diesem Treffen.
    Ich nahm sie an, doch misstrauisch, denn der Ritter war der Mann gewesen, der im Namen des Herzogs von Jülich den Mord am Burgherrn Eberhart von Langel untersucht hatte und meinen Vater auf die Aussage von Cuntz dem Pächter hin dem Henker übergab.
    Ich gab Nele genügend Geld, dass sie in dem Häuschen in Maria Laach wohnen bleiben konnte. Sie war durch meine Mutter inzwischen auch zum Christentum bekehrt und verehrte den ganzen heiligen Krimskrams mit derselben Inbrunst, wie Gina es auch getan hatte. Dann aber machte ich mich auf den Weg nach Langel, aber als ich schon nahe der Heimat war, unterbrach ich meine Reise, um auf jenem Gut noch einmal vorzusprechen, dessen Herr dem dummen Tropf einst erklärt hatte, welche Bedeutung die magischen Worte des Pattanostas wirklich hatten.
    Man empfing mich zu meiner Überraschung mit großer Herzlichkeit. Meine damaligen Fehltritte waren mir vergeben, ja, die wohledle Dame lachte laut darüber, vor allem über meinen Kampf mit dem Lindwurm und die lästige Kröte, die sich danach an meinen Kittel gehängt hatte. Durch sie aber erfuhr ich, dass Line, die totgeglaubte Tochter eines befreundeten Kölner Händlers, vor vier Jahren
nach langer Irrfahrt gesund und wohlbehalten wieder zu Hause aufgetaucht war. So wurde mein Sinn hochgemut, und eine Hoffnung keimte, dass ich meine Kameradin und Freundin, meine Trösterin und Heilerin, meine widerborstige Gefährtin und die Sehnsucht meines Herzens, die dornige Rose, wiederfinden und ihr zu Füßen all die Lieder der Minne würde singen können, die sich in meinem Herzen angesammelt hatten. Denn noch etwas hatte ich gelernt in einer strengen Schule.
    Ich stimmte die Melodie an und sang mit meinem Blick unverwandt auf Engelin

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