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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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an.
    »Mhm.«
    »Glaubt ihr mir nicht? Ihr müsst mir glauben! Er war es. Er hat gesagt, der Hardo ist ein Verbrecher und ein Erbschleicher und der Sohn eines Bastards und darf die Burg nicht kriegen. Und er ist ein Schurke, so wie er mich behandelt hat. Das ist er. Und ein Weiberheld und ein Geck.«
    Engelin betrachtete die Gabel in ihrer Hand, die sie zuvor wieder in das Kohlebecken gelegt hatte.
    »Ein Schurke, ein Verbrecher und Erbschleicher. Und darum sollte er sterben?«
    »Nein, nein. Nur der Ritter sollte sehen, dass er jedem Weib nachsteigt.«
    »Nicht jedem, Loretta, sonst hätte man Euch mit ihm zusammen gefunden, nicht wahr?«
    Die Hofdame wand sich sehr ungemütlich im Zuber, gebunden mit ihren eigenen Haaren. Als sie einen Arm hob, um sich loszumachen, zischte Castas Grillspieß im Wasser auf.
    Sie unterließ jede weitere Bewegung.
    »Der Ritter will Euch doch. Wo er doch kein Lehen mehr hat«, keuchte sie. »Er will die Burg doch Euch geben.«
    »Ja, so könnte man es deuten«, meinte Casta milde und legte den Spieß wieder in die glühenden Kohlen.
    »Und weil die List nicht gelungen ist, Frau Loretta, hat der ehrenwerte Herr Lucas heute Nacht versucht, Hardo
von Langel im Schlaf zu ermorden. War das auch Eure Idee, Frau Loretta?«
    Die Hofdame starrte voll Entsetzen die beiden Jungfern an.
    »Das hat er nicht getan. Das glaube ich nicht.«
    »Ihr glaubt es nicht? Wir wissen es. Machen wir doch noch mal die Probe aufs Exempel. Ein Fingerbreit tiefer.«
    Die Bratengabel zischte durch das Wasser, Loretta wich ihr aus. Der Grillspieß näherte sich von der anderen Seite.
    »Nein, nein, ich weiß es nicht. Ich weiß nichts davon. Ich schwöre es. Ich schwöre es bei allen Heiligen.«
    Engelin zog ihr Folterinstrument zurück, und Casta tat es ihr gleich.
    »Sie weiß es nicht.«
    »So glaubt mir doch.«
    »Wir glauben Euch.«
    Loretta sank im Zuber zurück.
    »Lassen wir sie alleine, Casta. Mag sie hier über ihre Sünden nachdenken.«
    Sie verließen die Badestube, und in der Küche sagte Casta leise: »Sie ist ein armes Huhn, Engelin. Hast du all die blauen Flecken an ihrem Leib gesehen?«
    »Ja, habe ich. Ich glaube, dieser Lucas geht sehr grob mit ihr um.«
    Jonata, die stumm Zwiebeln gehackt hatte, wischte sich die Tränen von den Wangen und sagte ebenso leise: »Er ist ein gemeines Vieh.«
    »Ihr?«
    »Seht nur zu, dass Ihr nie alleine mit ihm irgendwo seid.«
    »Oh.«
    Engelin wurde blass.
    »Ich habe dir einen ziemlich schlechten Rat erteilt, neulich.«
    »Und ich habe ihn auch noch befolgt.«
    »Ihr solltet es dem Ritter sagen, Jonata.«

    »Hab’s Herrn Hardo gesagt.«
    »Auch sehr gut. Und nun rufen wir Ännchen, damit sie ihrer Herrin aufwartet.«

Hubertusjagd
    Als ich aus der Kapelle trat, kam Ulrich über den Hof.
    »Kommt mit in meine Räume, Hardo.«
    Ich nickte und folgte ihm. Es war mir ganz recht, mir zunächst anzuhören, was er aus dem Kaplan herausbekommen hatte, bevor ich ihm meine Überlegungen mitteilte.
    »Der Rat mit dem Weinkrug war gut«, sagte der Ritter, als wir uns auf die Bank am Fenster setzten. »Der Magister ist trunksüchtig, und der vergangene Tag ohne Wein hat ihn zittrig und krank gemacht. Ich habe ihm den Becher vor die Nase gehalten und meine Fragen gestellt. Erbärmlich, dieser Mann.«
    »Erbärmlich, aber energisch genug, um den Wachmann zu bestechen, dass er ihn aus der Burg lässt. Hat er sich erklärt?«
    »O ja, das hat er - nach einigen wirren Ausflüchten. Angst vor Entdeckung war sein Grund. Wie Ihr vermutet habt, hat er von dem Tunnel unter der Kapelle schon früher gewusst, und am Morgen, als Gerwin angeblich den Burgherrn erstochen hat, ist ihm der verschobene Altar aufgefallen. Als die Frauen den Leichnam wuschen, war er zugegen, und auch er bemerkte dessen Starre.«
    »Aber sagte nichts.«
    »Nein, doch er reimte sich das Geschehen zusammen und stellte Sigmund zur Rede, denn der war der Einzige, der neben Gerwin, Eberhart und Humbert von dem Gang wusste.«
    »Er wurde zum Schweigen überredet.«
    »Ganz richtig. Und zwar mit dem Hinweis, dass zur
Trauerfeier für den Burgherrn auch Kölner Patrizier und Kleriker kommen würden, denen die sündhafte Beziehung des Burgkaplans zu dem Gelehrten Doktor Humbert nicht gefallen würde. Der hatte nämlich gerade seine Berufung an die neue Universität zu Köln erhalten.«
    »Nichts bleibt in einer solchen kleinen Gruppe verborgen.«
    »Nein, kaum etwas. Und Schweigen ist in einer engen Gemeinschaft ein

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