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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Puckl erstarrte mehr und mehr vor Entsetzen.
    »Oh, mein Gott! Mörder unter uns.«
    »Ja, und du hast Hardo zu einem von ihnen gerufen.«
    »Nein!«
    »O doch. Puckl, woran erinnerst du dich noch.«

    Wieder schlug der arme Jüngling die Hände vors Gesicht, als wollte er die Welt vor sich ausschließen.
    »Sebastian, aus manchen Geschichten wird Ernst«, mahnte Dietrich. »Und wenn sie in der Wirklichkeit geschehen, hat man Verantwortung zu tragen.«
    »Was … was habe ich denn getan?«
    »Mitten am Tag einen Krug Wein ausgetrunken, was schlimm genug war.«
    »Ich wollte gar nicht so viel trinken«, kam es kläglich von dem Secretarius.
    »Das will man nie.«
    »Ich hatte nur einen Becher probiert. Na gut, zwei. Und dann bin ich zu dem Waffenmeister gegangen und ließ mir die Armbrust erklären. Der hat mir einen Becher Bier angeboten. Oder zwei.«
    »Keine gute Mischung«, brummelte Ismael, der seine diesbezüglichen Erfahrungen gemacht hatte. »Aber dann hast du von irgendjemandem den Auftrag erhalten, Hardo von Langel zum Palas zu bitten. Wer hat dich damit beauftragt?«
    »Mich hat da bei dem Waffenmeister einer der Mannen angesprochen. Er bat mich, Meister Hardo zu suchen, weil er von seinem Posten nicht fortkonnte.«
    »Gewissenhafter Mann. Wer war es?«
    »Ich weiß es nicht. Und ich hab doch auch nicht gewusst, dass das eine Falle war.«
    Puckl schien den Tränen nahe, und Dietrich meinte beruhigend: »Natürlich nicht, du wusstest ja nicht, was für ein Ränkespiel da geplant war.«
    Ismael war härter zu ihm.
    »Du hättest nachfragen müssen, wer ihn geschickt hat. Heiliger Laurentius auf dem Bratrost, kaum einen Tag zuvor hat Cuntz versucht, Hardo zu ermorden. Das hast du selbst miterlebt.«
    Puckl zitterte.
    »Ich … ich werde nie wieder was trinken.«
    »Das wäre eine kluge Entscheidung. Und nun werden wir
den Wachmann suchen. Du wirst ihn hoffentlich wiedererkennen.«
    »Ganz bestimmt«, versicherte Puckl, eifrig bemüht wettzumachen, was er angerichtet hatte. Sie suchten zu dritt erst die Quartiere auf, in denen die Mannen ruhten oder ihren Beschäftigungen nachgingen, wenn sie keine Wache hielten, wurden dort aber nicht fündig. Erst auf der Torburg entdeckte Puckl seinen Mann.
    Und der nannte ihnen einen Namen.
    »Heiliger Laurentius auf dem Bratrost!«, knurrte Ismael mit Inbrunst, als er ihn hörte.

Glühende Fragen
    Hildegunda hatte sich bereiterklärt, sich zu Ida zu setzen. Die Novizin war augenscheinlich froh, der Äbtissin zu entkommen, die düster vor dem kleinen Tischaltar vor sich hin brütete. Dann hatte Engelin Ännchen erklärt, dass sie jetzt das Wasser für das Bad ihrer Herrin erhitzen würden. Die Kammerjungfer versprach, Loretta, die sich im Obstgarten mit dem Höfling erging, Bescheid zu sagen. Anschließend hatten Casta und sie sich der Plackerei zugewendet, die Eimer vom Brunnen in die Küche zu schleppen und den großen Kessel zu füllen.
    Der Knappe und Ismael hatten tatsächlich die Küche in Ordnung gebracht: Das Blut war aufgewischt, die Schweinerippe verschwunden, der Pfannenheber hing wieder an seinem Haken. Doch als Engelin ihn sah, konnte sie ein plötzliches Grinsen nicht unterdrücken.
    »Casta«, sagte sie, als sie mit Schwung den nächsten Eimer in den Kessel über dem Feuer leerte, »ich habe eine Idee, wie wir sehr schnell sehr ehrliche Antworten von der schönen Hofdame erhalten werden.«
    Casta folgte ihrem Blick und stöhnte.

    »Nein, Engelin, das kann ich nicht.«
    »Doch, du kannst. Ich nehme die Bratengabel und du den kleinen Spieß, auf den man die Hühner steckt.«
    Schaudernd schüttelte ihre Freundin den Kopf, aber Engelin lachte.
    »Wir legen sie ins Feuer, damit die Spitzen rot glühen. Und dann …«
    »Nein, nein, das mach ich nicht mit!«
    »Und dann machen wir der Holden etwas Dampf.«
    Beschwingt eilte Engelin wieder zum Brunnen, um den nächsten Eimer Wasser hinaufzuhaspeln. Casta folgte ihr langsamer.
    »Das ist grausam, Line. Wir werden eine andere Möglichkeit finden.«
    »Ich will sie doch bloß in Angst und Schrecken versetzen.«
    Casta ließ ihren Eimer in den Brunnen hinab, und als sie ihn wieder nach oben zog, hatte sie sich mit dem Vorschlag offensichtlich abgefunden.
    »Aber nicht pieken, Line.«
    »Nein, nur wenn es unvermeidlich wird.«
    »Meine Güte, bist du fies.«
    Sie brachten ächzend die schweren Eimer in die Küche zurück, und als sie den Inhalt in den Kessel gegossen hatten, gab Casta zu bedenken: »Sie wird schreiend

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