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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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der Mauer hing, ließ der Hundeführer die Tiere an der Nachtmütze die Witterung des Gelehrten aufnehmen und zeigte ihnen die Spur, die dessen unregelmäßiger Gang im Gras hinterlassen hatte. Sie machten sich, die Nasen tief am Boden, sofort auf, durch den Weingarten zu schnobern. Es tat mir für den Bauern leid, dass wir ihnen durch seine pfleglich gesetzten Reben folgen mussten, aber die Suche nach Doktor Humbert ging vor. Die Hunde führten uns hinter dem Feld wie erwartet Richtung Rheinufer, das hier durch einen breiten Streifen Auwald gesäumt wurde. Ulmen, Eschen und Stieleichen bildeten einen lichten Forst, dazwischen auch etliche Hainbuchen, deren junge Triebe bereits geschneitelt waren, um den Korbflechtern frische Ruten zu liefern. Ich hatte ganz vergessen, wie schön der Auwald war, doch für derartige Erinnerungen war jetzt kein Platz. Die Hunde liefen langsamer, einem Weg folgten sie nicht.
Doch die Bäume standen verhältnismäßig weit auseinander, wenngleich Holunder und Hartriegel hier und dort das Unterholz bildeten. Den Boden deckte das braune, alte Laub der Vorjahre; hier und da blühte der violette Waldziest und die gelben Sternchen der Nelkenwurz.
    Die Hunde umkreisten einen Laubhaufen, doch gut erzogen, wie sie waren, gaben sie keinen Laut von sich.
    »Sieht aus, als hätten sie etwas gefunden«, sagte ich zu dem Hundeführer. Der nickte.
    »Überlass ich Euch, das da auszugraben, was immer das ist.«
    »Recht habt Ihr. Ruft die Hunde zurück.«
    Ich glitt aus dem Sattel, zog den Dolch aus der Scheide und trat zu dem Laubhaufen. Er war sichtlich von Menschenhand aufgeschüttet worden. Und Menschenhand war auch sichtbar. In einem feuchten Ärmel steckend.
    Ich trat einmal kräftig an die Stelle, an der ich die Rippen vermutete, und ein Stöhnen belohnte mich.
    »Steht auf, Doktor Humbert.«
    Er rührte sich nicht.
    »Ich könnte mit dem Dolch nachhelfen.«
    Das Laub raschelte. Der Gelehrte rollte sich von mir weg, kam auf die Knie und versuchte kriechend zu fliehen. Nicht sehr gelehrt, wenn Ihr mich fragt.
    »Hundeführer, sind Eure Freunde bissig, wenn man sie darum bittet?«, fragte ich laut über meine Schulter. Der Mann war klug.
    »Aber natürlich, Herr.«
    »Dann lasst sie den Mann dort umringen.«
    Er gab der Meute einen Befehl, und sie umkreisten den Gelehrten. Er blieb stocksteif knien. Ich schob den Dolch wieder in die Scheide und ging auf ihn zu. Ich wollte ihn lebend und möglichst unverletzt. Doktor Humbert hatte andere Vorstellungen, was mich betraf. Das merkte ich, als ich in Armeslänge vor ihm stand. Er erhob sich trotz der knurrenden Hunde und versuchte mit einem spitzen Stein
auf mich einzuschlagen. Das empfand ich als unfein. Ich wich aus und trat gegen sein schwaches Bein. Auch ich kann unfein handeln.
    Er brach in die Knie, ich gab ihm einen kräftigen Stoß in den Rücken und beugte dann ebenfalls die Knie. Eines mitten auf seine Wirbelsäule. Seine gelehrte Nase lag im Dreck.
    »Ismael!«
    »Ja, Hardo?«
    Ismaels Pferd tänzelte heran.
    »Ich habe in der Eile eine Kleinigkeit vergessen. Leihst du mir bitte deinen Gürtel?«
    »Ah, richtig, unser überstürzter Aufbruch. Hier.«
    Er hatte den Lederriemen von seiner Taille gelöst und reichte ihn mir. Die Meute war zu ihrem Herrn zurückgekehrt und wartete auf neue Befehle. Ich packte Humberts Arme, zog sie unfreundlich nach hinten und band sie fest zusammen. Dabei verschloss ich meine Ohren vor seinen ungelehrten Ausführungen, die mich dunkel an die Anrufung sämtlicher Dämonen der Hölle erinnerten. Die schienen aber seiner Weisung nicht gehorchen zu wollen.
    »Haltet den Mund«, beschied ich ihn kurz. »Plaudern könnt Ihr nachher, wenn Ihr vor Gericht steht.«
    Seine Flüche hätten mir die Ohren absengen können, hätte ich ihnen eine Bedeutung zugemessen. Tat ich aber nicht. Ich zerrte ihn mit einem Ruck hoch. Er war ein schwerleibiger Mann, und es machte Ismael und mir einige Mühe, ihn wie einen Sack Korn über den Pferderücken zu hieven. Er strampelte wild, was meinem Ross nicht gefiel.
    »Wir sollten ihn spornstreichs im Rhein ersäufen«, schlug Ismael vor.
    »Darauf wird es schlussendlich hinauslaufen, aber vorher muss er noch einige gelehrte Antworten auf sehr einfache Fragen geben.«
    »Braucht Ihr die?«, fragte der Hundeführer und hielt mir Humberts Nachtmütze hin.
    »Ach ja, eine gute Idee.«

    Ich nahm die Mütze und zog sie Humbert über Kopf und Augen. Dann nestelte ich den Beutel an meinem

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