Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
aus dem Zuber springen, wenn sie uns mit dem glühenden Eisen kommen sieht.«
    »Weshalb wir sie daran hindern müssen.«
    Engelin versank in Nachdenken, und als der Inhalt der nächsten zwei Eimer in dem Kessel gelandet war, nickte sie zufrieden.
    »So wird’s gehen!«
     
    Als das Wasser über dem Feuer zu simmern begann, wuchteten Casta und Engelin den Kessel hinüber in die Badestube und entleerten ihn in den großen Zuber. Er sah aus wie ein
ovales, halbes Fass, etwa hüfthoch und an den schmalen Seiten mit Henkeln versehen, sodass man das Wasser später aus dem Ausgussstein nach draußen in den Burggraben entleeren konnte. Ännchen war schon mit Tüchern und allerlei Schönheitsmitteln erschienen, die Loretta für ihre Toilette benötigte, und ein paar Silberlinge überzeugten die Kammerjungfer davon, dass es doch ganz reizend von ihr wäre, Jonata bei der Zubereitung des Breis und der Pasteten zur Hand zu gehen, da Ida sich verletzt hatte. Sie half ihrer Herrin also noch, die Kleider abzulegen und in den Zuber zu steigen; dann verschwand sie, und Casta trat mit Engelin in den warmen, dampfenden Raum.
    »Venezianische Seife«, sagte Engelin schnüffelnd und nahm die nach Rosen duftende Kugel auf.
    »Was wollt ihr hier?«, fragte Loretta giftig und sah sich suchend nach ihrer Jungfer um.
    »Euch beim Bade zur Hand gehen, Frau Loretta. Ännchen muss Jonata helfen. Ihr habt doch sicher gehört, dass Ida sich einen Finger abgehackt hat.«
    »Ja, und Dietrich musste ihr die Wunde mit einem glühenden Eisen verschließen«, fügte Engelin nüchtern hinzu.
    Die Nachricht ließ Loretta nach Luft schnappen, und diesen Moment nutzte Casta, um von hinten an sie heranzutreten und ihr die langen, blonden Flechten anzuheben.
    »Ihr werdet Hilfe beim Haarewaschen benötigen. Bitter nötig ist das, wohledle Frau. Es wimmeln ja schon die Läuse über die Kopfhaut.«
    Das machte die Holde für einen weiteren Augenblick mundtot, und Engelin goss ihr einen Kübel lauwarmes Wasser über das Haupt. Casta nutzte die Gelegenheit, Lorettas langen Zopf durch den Henkel des Zubers zu ziehen und ihn dort mit einem Stück Hanfseil festzubinden.
    »Und nun, wohledle Frau, hätten wir ein paar Fragen an Euch.«
    »Was soll das? Ännchen! Ännchen!«
    »Sie wird unten am Backes sein, aber wir sind geübte
Badermaiden«, erklärte Engelin mit einem lieblichen Lächeln und nahm die Bratengabel, die in dem Kohlebecken gelegen hatte, mit dem die Badestube auf eine angenehme Temperatur geheizt worden war.
    Casta ergriff den Grillspieß.
    Sie traten drohend an den Zuber.
    »Erzählt uns doch mal - von wem habt Ihr den Trank bekommen, den Ihr mir gestern in den Würzwein gemischt habt, Loretta?«, fragte Casta freundlich.
    Mit wild rollenden Augen blickte die Badende von einer Jungfer zu anderen.
    »Wir warten, Loretta«, sagte auch Engelin mit sanfter Stimme. »Aber nicht mehr lange.«
    »Was wollt Ihr mit der Gabel?«
    »Euch kitzeln, liebe Frau.«
    Loretta versuchte, sich aus dem Zuber zu erheben, fiel aber mit einem Schmerzenslaut platschend ins Wasser zurück. Ihr Zopf band sie fest an den Henkel. Sie kreischte.
    »Wie gut, dass die Wände in einer trutzigen Burg so dick sind«, erklärte Casta ungewohnt süffisant und näherte sich mit dem Grillspieß. »Wer hat Euch den Trank gegeben?«
    Die Augen wollte Loretta schier aus dem Kopf treten, als die rotglühenden Eisenspitzen sich ihr immer weiter näherten.
    »Wer, Loretta?«, fragte Engelin honigsüß.
    »L … Lucas.«
    »Und wer, schöne Frau, hat Euch die Idee dazu eingegeben?«
    Sie schluckte, antwortete aber nicht. Engelin senkte die Bratengabel in Höhe von Lorettas vollem Busen ins Wasser. Es zischte gewaltig, und Dampf stieg auf.
    »Ein Fingerbreit tiefer, Frau Loretta, und die glühenden Spitzen hätten Euch getroffen. Eine kleine Warnung nur.«
    Sie reichte. Loretta wurde gesprächig. Es war ihre Idee gewesen, Casta zu betäuben und zu Hardo ins Bett zu legen. Weil sie ihrem Lucas helfen wollte. Weder Casta noch Hardo
würde der Ritter das Lehen zusprechen, wenn er die beiden zusammen finden würde, so hatte sie gehofft. Denn als er sich vorgestern Hardo von Langel genannt hatte, da hatte Lucas es mit der Angst zu tun bekommen. Sie hatten sich, während das Gewitter tobte, in Lucas’ Gemach getroffen und diesen Plan ausgeheckt.
    »Und wer, Frau Loretta, hat Hardo den betäubenden Schlag versetzt?«
    »Lucas’ Oheim.«
    Casta und Engelin sahen einander über ihr Opfer hinweg

Weitere Kostenlose Bücher