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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Dann spähte ich nach den Aufwärtern aus und entdeckte auch recht bald Ännchen, die die Aufgabe hatte, die Pokale auf den Tischen zu verteilen. Ismael kam mit zwei Krügen Bier aus der Küche, und ich gab ihm einen kleinen Wink.
    »Meister?«
    »Deine Manieren werden immer höfischer«, würdigte ich seine gewandte Verbeugung.
    »Man muss täglich daran arbeiten, sich zu vervollkommnen.«
    »Wohl wahr. Und nun setze deine neu erworbene Artigkeit bei dem kecken Ännchen ein und versuche herauszufinden, wem dieses Kleinod gehört.«
    Ich ließ das Kettchen unauffällig in seine Hand gleiten, er warf einen müßigen Blick darauf und zog die Nase kraus.
    »Tand.«
    »Sicher, aber der eines unschuldigen Weibes.«
    »Wird sich weisen.«
    »Kommt auf die Unschuld an.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    »Und ich werde heute am Tisch sitzen.«
    »Hab die Harfe schon gesehen.«
    Ich hörte sie jetzt. Jemand strich über die Saiten, leise nur, aber mit Kenntnis. Ich nickte Ismael zu und begab mich auf die Galerie.
    Casta saß an dem Instrument, und ihre schlanken Finger
entlockten ihm windzarte Töne. Es klang, als suche sie nach einer Melodie, und so zog ich die kleine Flöte aus meinem Gürtel und setzte sie an die Lippen.
    Überrascht sah sie zu mir, dann zogen sich ihre dunklen Brauen zusammen, und ihr Blick wurde vorwurfsvoll. Ich hielt ihm stand und spielte weiter mein kleines Liedchen. Lange konnte die sanfte Jungfer ihren Groll dabei nicht aufrechterhalten; es lag eine ganz eigene Magie in meinem Flötenspiel. Und schon fuhren ihre Hände über die Saiten, umwoben meine Tonfolgen, gaben der Melodie Fülle und Stand, und als ich die Flöte absetzte, war ihre Miene freundlich geworden.
    »Das war ein Lied, das mein Vater gerne spielte«, sagte sie leise.
    »Ein hübsches Liebeslied«, sagte ich unverbindlich, und sie strich wieder spielerisch über die Saiten. Wehmütig klangen die Läufe, und sie murmelte, wie in Erinnerungen verloren: »Er spielte die Laute wie Ihr, Meister Hardo.«
    »Und brachte Euch das Harfenspiel bei?«
    »Nein, das tat ein alter Sänger, nicht hier, sondern im Haus meiner Verwandten.«
    »Er hat eine gelehrige Schülerin gehabt, wohledles Fräulein.«
    »Ich habe viel geübt.«
    »Übung macht den Meister. Begabung den Künstler.«
    Überrascht ließ Casta die Hände sinken.
    »Ihr nennt Euch Meister.«
    »Ganz recht.«
    »Ihr seid ein seltsamer Mann, Meister Hardo.«
    »Ein Mann wohl, doch nicht seltsamer als andere.«
    Jetzt war ihr Blick geradezu freundlich zu nennen.
    »Ihr seid sanfter, als Ihr zugeben wollt.«
    »Ihr irrt, wohledles Fräulein.«
    Ich verbeugte mich höflich und schwieg. Sie irrte sehr - ich bin durchaus bereit zuzugeben, dass ich sanft sein kann. Man lernt das mit wachsender Erfahrung. Man lernt auch
Masken zu tragen. Ich setzte die meine auf und begab mich zu den Gästen am linken Tisch - dem nicht ganz so vornehmen wie dem rechten.
     
    Dietrich, aufmerksam wie immer, wies mir einen Platz zwischen Ida und Jonata zu. Mir gegenüber saßen Cuntz, der Pächter, der duftende Höfling, Loretta und der Kaplan. Eine bunte Mischung von Freundlichkeit, Gleichgültigkeit und Ablehnung schlug mir entgegen. Ich lächelte alle mit derselben Herzlichkeit an.
    Dann wurde das Essen aufgetragen. Ich zollte Ida meine Achtung, denn die Suppe war gehaltvoll, die Pasteten, mit einer Mischung aus Bärlauch und Eiern gefüllt, saftig, der goldgelbe Käse gut gereift. Doch das Tischgespräch verlief schleppend. Jonata neben mir hatte sich ganz in sich zurückgezogen und aß ohne aufzuschauen Löffel für Löffel ihre Schüssel leer. Cuntz, ihr Gatte, mampfte mit vollen Backen und schielte immer mal wieder zu Loretta hin, die jedoch ihre ganze Aufmerksamkeit dem Kaplan widmete. Mit geringem Erfolg. Denn der hatte mich als Gesprächspartner gewählt und schwadronierte über die geistliche Minne. Ja, einige Werke aus dieser Gattung hatte ich natürlich auch erlernt, aber ich hatte wenig Lust, ihm davon Einzelheiten zu berichten. Also machte er eine lobende Bemerkung zu dem Harfenspiel, das melodisch von der Galerie herunterperlte.
    »Weit kunstreicher als das Gedudel eines fahrenden Musikanten«, warf Lucas ein.
    »Natürlich«, antwortete ich ihm gelassen. »Es spielt ja auch die Herrin des Hauses.«
    Ich erntete einen giftigen Blick.
    »Die? Nie! Da gehen ältere Rechte vor.«
    »Sie ist die Tochter des verstorbenen Herrn«, sagte nun auch Ida.
    »Ein Weib. Wenn der Ritter auch nur einen Funken

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