Das Spiel des Saengers Historischer Roman
du mir frisches Wasser mitgebracht hast.«
»Das ist für mich bestimmt, hol dir dein eigenes.«
Dietrich trocknete sich ab und nahm den zweiten leeren Eimer.
»Ich hole es für dich.«
»Spielst du jetzt den Badeknecht für uns?«
»Für meinen Barbier, Puckl. Nur für den.«
Der Secretarius musterte Dietrichs glatte Wangen und verbeugte sich gen Ismael.
»Wir baden dich und du barbierst uns!«
In freundlicher Stimmung, jedoch nicht ohne derbe Neckereien verbrachten sie eine Weile mit ihren Planschereien, wobei sowohl der Knappe als auch Ismael über den ungebetenen Besuch zuvor schwiegen. Puckl war wieder den Wachen lästig gefallen und schwatzte endlos über deren Ausrüstung. Als sie sauber, aber mit glatten Wangen und nassen Haaren in der Sonne vor der Schmiede saßen, wollte
er schließlich alles über die Rüstung des Ritters wissen, und da auch Ismael dazu eine leichte Neugier entwickelte, gab Dietrich bereitwillig Auskunft, erklärte Harnisch und Halsberge, Kettenhemd und Gliederpanzer, sprach von Visier und Helmbusch und den Schwierigkeiten, die sich aus der Panzerung für die Beweglichkeit des Kämpfers ergaben.
»Vermutlich braucht so eine Rüstung viel Pflege«, sinnierte Ismael, der wie so oft die praktischen Probleme erkannte. »Dieser Damaszenerstahl rostet nicht, aber daraus wird man wohl die Rüstung nicht fertigen. Also rostet sie vermutlich ziemlich schnell.«
»Ja, sie muss andauernd geölt werden.« Der Knappe schilderte auch diese Aufgabe, und Ismael pries sich glücklich, einem ungepanzerten Herrn zu dienen.
»Wird die Rüstung auch in Wappenfarben bemalt?«, wollte Puckl dann wissen.
»Nein. Wenn man die zeigen will, trägt man den Wappenrock darüber oder den entsprechend gefärbten Helmbusch. Allerdings gibt es farbige Rüstungen. Ich habe mal eine grüne gesehen, und die meines Herrn ist schwarz.«
Ismael hielt die Luft an.
War Ulrich von der Arken etwa der schwarze Ritter, von dem Hardo berichtet hatte?
Ob er das wusste?
Und wenn - warum hatte der Ritter einst die Burg angegriffen? Warum hatte er seinen Herrn gejagt?
Diese Fragen konnte ihm Dietrich natürlich nicht beantworten. Aber der Herr Ulrich würde ihm alles das heute Abend, wenn er sich wieder zu seinem Gespräch mit Hardo in ihrem Gemach einfände, beantworten müssen.
Entschlossen stand er auf und verkündete seinen beiden Freunden, dass es an der Zeit war, die Tafeln im Saal zu richten.
Der dritte Abend
Ich sah noch mal nach unseren Pferden und suchte dann mein Gemach auf, um mich für den Abend vorzubereiten. Während ich die meinem Stand angemessene Gewandung anlegte und meine Haare bürstete, trat Ritter Ulrich nach einem kurzen Klopfen ein.
»Ich sehe, Ihr wollt uns wieder eine Augenweide bieten«, sagte er, und sein rechter Mundwinkel verzog sich zu einem wissenden Lächeln.
»Es lenkt von vielerlei trüben Gedanken ab, Herr Ulrich.«
»Richtig. Mein Knappe hat Euch berichtet, was er he rausgefunden hat?«
»Er zeigte mir die Stelle im Heu. Ich fand ein kleines Spielzeug, dessen Herkunft ich noch untersuchen muss. Dann sollte auch ein Weib vom Mordverdacht befreit sein.«
»Dieser Cuntz ist ein zweifelhafter Geselle«, brummte der Ritter. »Sigmund und er haben sich wohl in kleine Unredlichkeiten verstrickt, was die Pachtabgaben anbelangt. Ich muss dem Stiftsherrn recht geben, wenn er sich über Unregelmäßigkeiten beklagt. Eine grässliche Arbeit, diese Erbsenzählerei.«
Vor allem das Lesen und Rechnen nur mit einem Auge, dachte ich sofort, aber das sagte ich nicht. Dafür fiel mir aber eine Lösung ein.
»Ihr hättet Euch van Dyke zu Hilfe holen sollen. Oder besser noch seinen Secretarius Puckl.«
»Ihr habt ganz brauchbare Ideen unter Eurer Haarpracht, Meister Hardo.«
»Die eine oder andere.«
»Setzt Euch heute Abend an den linken Tisch, dort, wo Cuntz und der Kaplan sitzen.«
»Und die schöne Loretta und der vornehme Höfling. Es wird mir ein Vergnügen sein. Doch wer wird die Tischmusik machen? Ismael kann die Trommel schlagen, aber mit
seinen sonstigen musikalischen Darbietungen ist es nicht weit her.«
»Das edle Fräulein Casta hat sich bereit erklärt, die Harfe zu spielen. Wir haben das Instrument schon auf die Galerie gebracht. Ihr aber werdet uns hoffentlich nach dem Mahl weiter mit Eurer Mär unterhalten.«
»Nur zu gerne, Herr Ulrich.«
Ich brachte meine Laute früh genug und vor allen Gästen in den Rittersaal und legte sie auf den Stufen zur Hohen Tafel bereit.
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