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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wollte er sich aus der Scheuer entfernen, als sein Fuß im Stroh gegen einen Widerstand traf.
    Der Händler erwachte mit einem lauten Schnarchen.
    Der Held stolperte.
    Der Händler fluchte.
    Der Jüngling umklammerte die Laute, starr vor Entsetzen.
    Der Mann sprang auf, schrie Zeter und Mordio.
    Endlich gehorchten dem Helden die Füße wieder, und er suchte sein Heil in wilder Flucht.
     
    Ich brach ab, wohl wissend, dass man zu gerne erfahren hätte, ob diese Flucht gelang. Das Geraune zeigte mir, dass ich die Zuhörer in meinen Bann gezogen hatte. Aber damit sie nicht aufgewühlt in ihre Betten kriechen mussten, ließ ich die sanfte Melodie wieder erklingen und sang ihnen
die letzte Strophe des Liedchens über die sehnsuchtsvolle Liebe, die da endet, wenn es Tag wird.
    »O weh, dass er so oft sich
An mir festgesehen hat,
Als er entdeckte mich,
da wollt er ohn Gewand
meine Arme sehen bloß.
Es war ein Wunder groß,
dass ihn auch nichts verdross -
da war es Tag.«
    Mochte der eine oder andere sich fragen, warum ich gerade diese Weise gewählt hatte, die augenscheinlich so gar nichts mit der Mär zu tun hatte - ich hatte meine Gründe dafür.
    Vielleicht erzähle ich sie Euch später. Aber nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit.

Nächtliche Gespräche
    Wie an den Abenden zuvor kam der Ritter in mein Gemach, Dietrich mit dem Weinkrug im Gefolge. Ismael, diesmal wohl endlich einmal gesättigt, nahm wieder mit untergeschlagenen Beinen auf meinem Bettpolster Platz und ließ sich von dem Knappen grinsend den Pokal reichen.
    »Du genießt es, den Mops zu spielen«, bemerkte ich amüsiert.
    »Man muss in allen Rollen überzeugend sein.«
    »Die des Schlingels ist dir allerdings auf den Leib geschrieben. Dietrich, du hast das Recht, ihn zu verprügeln, wenn er dich zu sehr ärgert.«
    »Danke, Meister Hardo. Aber ich werde auch auf andere Weise mit ihm fertig.«

    »Erstaunlich. Verrate sie mir, denn ich scheitere allzu oft.«
    »Ach ja nun, er ist empfindsam, was seine Mannesehre anbelangt. Dabei kann man ihn packen.«
    Ich musste schmunzeln und erwiderte: »Das, Knappe Dietrich, würde ich nie wagen. Dazu ist mir die meine viel zu kostbar.«
    »Glückt auch bei mir nicht. Außerdem kenne ich fiesere Tricks beim Raufen als der Edelknabe«, fügte Ismael hinzu, und ich hatte den Eindruck, dass die beiden jungen Männer sich recht gut verstanden. Das harte Lager zu teilen verband offensichtlich.
    Dietrich verließ uns jedoch wieder, und der Ritter lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ich wandte mich an Ismael.
    »Berichte du uns über den kleinen Tand, den ich gefunden habe.«
    »Oh, ein billiger Klimperkram, doch Anlass, dass Ännchen gar heftig ausgezankt worden ist, denn die schöne Loretta unterstellte ihr nachlässigen Umgang mit ihrem Putz.«
    »Loretta also«, sagte der Ritter.
    »Loretta, die leichtfertig ihre Gunst verschenkt, und Cuntz, ein Tropf, der darauf hereinfällt. Dennoch hat es die beiden vom Verdacht befreit.«
    »Hattet Ihr sie im Verdacht, Meister Hardo?«
    »Man weiß nie, was die Gemüter bewegt. Hat Sigmund Loretta derb zurückgewiesen und sie damit auf den Tod beleidigt? Hat Cuntz Geschäfte getätigt, die Sigmund nicht offenbaren sollte? Der Möglichkeiten gibt es viele. Ismael, hast du Ännchen gesagt, woher du das Kettchen hattest?«
    »Gefunden, auf den Stufen zur Kemenate.«
    »Prächtig gelogen!«
    »Hilfreich, natürlich.«
    Der Ritter nippte an seinem Wein und sah mich dann fragend an.
    »Ihr seid also auf Euren Wanderungen der Äbtissin begegnet?«

    Ulrich von der Arken hatte demnach meine Mär endgültig durchschaut und erkannt, dass ich es war, der Line im Kloster von Rolandswerth abgeliefert hatte, dem die Äbtissin Margarethe vorstand. Oder zumindest gab er jetzt zu, dass er meine Rolle in dem Stück kannte.
    »Damals traf ich die Äbtissin zwar noch nicht leibhaftig, später dann schon. Doch sagt, wie nahm sie es auf, Herr Ulrich? Ich habe leider keine Augen im Hinterkopf.«
    »Sie hat es nun verstanden, dass Ihr eine wahre Geschichte erzählt. Ob sie Euch erkannt hat - ich weiß es nicht. Sie setzte eine völlig undurchdringliche Miene auf.«
    »Sie wird sich zumindest Gedanken darüber machen.«
    »Stört es Euch?«
    »Nein, warum?«
    »Ihr tragt gerade diese Mär ja nicht ohne Absicht vor.«
    »Nein, ich verfolge eine Absicht damit.«
    Aber ich würde ihm nicht verraten, warum ich es auf diese meine eigene Weise tat; das war ausschließlich meine Angelegenheit. Und mein

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