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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Vertrauen in ihn war nur wenig gewachsen, wenngleich er sich um einen freundlichen Umgang mit mir bemühte.
    Ismael aber, der meine Geschichte nicht zum ersten Mal hörte, inzwischen aber erkannt hatte, dass Burg Langel einst mein Heim gewesen war, konnte seine Neugier nicht bezähmen. Ich sah es ihm nach.
    »Meister, Ihr erwähntet dreimal den schwarzen Ritter.«
    »Ja, Ismael. Eine düstere Gestalt, das personifizierte Böse, das den Helden immer weiter in die Flucht treibt.«
    »Wer ist es, Meister?«
    »Wer könnte es sein?«
    Ismaels kluge dunkle Augen gingen zwischen Ulrich und mir hin und her.
    »Der Ritter von der Arken nennt eine Rüstung sein Eigen. Puckl hat Dietrich beschwatzt, sie ihm zu beschreiben. Sie ist schwarz, Meister.«
    »Herr Ulrich?«, fragte ich.

    »Ja, alle jungen Ritter wollen im Turnier in prachtvollen Farben in die Schranken treten. Doch als ich den Ritterschlag empfing, war ich mit der Düsternis des Todes vertraut, und so wählte ich das Schwarz. Heute dünkt es mich nicht minder eitel als die bunten Wappenfarben der anderen.«
    »Warum habt Ihr meinen Meister gejagt?«
    »Habe ich das, Meister Hardo?«
    »Die Kunst, Ismael, eine Geschichte zu erzählen, liegt darin, wohl zu erwägen, aus wessen Sicht man sie berichtet. Ich schildere die Erlebnisse des jungen Tölpels, der nur seine kleine Welt auf der Burg und den darumliegenden Wäldern kannte.«
    »Klug geantwortet, Meister Hardo.« Der Ritter nickte anerkennend.
    In Ismaels Gesicht arbeitete es indes, und gespannt wartete ich auf seine nächste Frage. Er stellte sie auch gleich darauf.
    »Und wie, Herr Ulrich, würdet Ihr die Geschichte erzählen?«
    »Anders.«
    Ein Mann der lakonischen Antworten, der Ritter. Ich konnte nicht leugnen, er gefiel mir immer mehr. Ismael teilte dieses Gefühl nicht. Er gab sich nicht zufrieden mit der Auskunft und fragte nach: »Ihr habt diese Burg hier überfallen, Ihr habt das Gut überfallen, Ihr habt meinen Meister bis zur Drachenburg verfolgt. Was hat Meister Hardo Euch angetan, Herr Ulrich?«
    »Habe ich Euch etwas angetan, Herr Ulrich?«, fragte ich sanft.
    Ulrich von den Arken zeigte plötzlich einen gequälten Ausdruck in seinem vernarbten Gesicht.
    »Nein, Meister Hardo. Das habt Ihr nicht.«
    Sollte der Ritter tatsächlich von Schuldgefühlen geplagt sein? Aufmerksam sah ich ihn an.
    Wir schwiegen beide, wussten warum.

    Ismael nicht.
    »Wovor hatte dann mein Meister wirklich Angst?«, platzte er heraus.
    Ich sagte es ihm.
    »Ulrich von der Arken hat meinen Vater dem Henker übergeben.«
    Ismael sprang auf und schüttete mit Schwung den Inhalt seines Pokals in das Gesicht des Ritters.
    Der blieb unbewegt sitzen.
    »Ismael, ein Tuch!«, befahl ich scharf. Der Junge sah mich verzweifelt an, folgte aber und holte von der Waschschüssel einen Lappen.
    »Auf die Knie!«
    Er kniete vor mir nieder, ich wies mit der Hand auf den Ritter. Gehorsam drehte er sich um und reichte Ulrich das Tuch. Der wischte sich den Wein ab und nickte dann.
    »Loyalität ist eine Tugend.«
    »Wenn sie dem Richtigen gilt, Herr Ulrich.«
    Ismael wollte sich erheben, aber ich deutete nur mit einem Finger nach unten, und er blieb auf den Knien.
    »Stirn auf den Boden!«
    Er folgte.
    »Es gibt Loyalität und Loyalität, da habt Ihr recht, Meister Hardo. Man kann sie sich erkaufen, man kann sie erzwingen, und man kann sie sich verdienen.«
    »Nehmt meine Entschuldigung für das unstatthafte Benehmen meines Begleiters an, Herr Ulrich.«
    »Nehmt Ihr meine Freundschaft dafür an, Meister Hardo?«
    Das Öllämpchen flackerte, denn es hatte sich ein Wind erhoben, und ein leichter Regen tröpfelte auf das Holzdach des Wehrgangs.
    Ich liebte eigentlich keine Überraschungen.
    Diese hier kam für mich höchst unerwartet.
    Warum mochte der Ritter meine Freundschaft erstreben? Wie viel wusste er von meiner Familie, von meinem langen
Weg? Vor allem, von wem wusste er es? Denn er hatte vor zwei Monaten meinen Aufenthaltsort gekannt und Dietrich mit seiner Einladung zu mir geschickt. Ich konnte ihm jetzt vermutlich all diese Fragen stellen, aber das würde er erwarten, und wenn er nicht antworten wollte, bereits genügend Ausflüchte bereithalten. Also versuchte ich auf andere Weise, Antworten zu erhalten. Außerdem war ich zurückhaltend geworden, was Freundschaftsangebote anbelangte. Dieses hier galt es ernsthaft zu prüfen.
    »Erzählt mir von Euch, Herr Ulrich. Ich hörte, dass Ihr Eures Lehens verlustigt gingt.«
    »Ja, nach der

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