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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kleverhammer Fehde. Ich akzeptiere Euer Misstrauen, Meister Hardo. Doch selbst wenn es mich Burg und Höfe kostete, um das Lösegeld für den Herzog aufzubringen, ist Loyalität dem Lehnsherrn gegenüber die höchste Tugend eines Ritters. Und die ritterlichen Tugenden wurden mir von Kindheit an eingeprägt.«
    Er füllte seinen Pokal auf und schloss sein Auge. Dann hob er das Lid wieder und lächelte schief.
    »Ihr wollt meine Geschichte hören. Nun gut, dann erzähle ich Euch einen Teil davon.«
    Ich nahm meine Laute auf und spielte sehr leise eine kleine Melodie. Geschichten erzählen sich leichter, wenn Musik sie begleitet. Der Ritter verstand und begann seinen Vortrag.
    »Ich erblickte das Licht der Welt wohl zehn Jahre vor Euch auf der Burg Eibach im Herzogtum Berg. Mein Vater war mein erster Lehrer, und mit liebevoller Zuwendung lehrte er mich und meine Geschwister die Bedeutung von Ehre, Maßhalten und Treue. Doch nicht durch Predigten und Belehrung, sondern durch Vorbild und Vorleben. Meine Eltern hielten ihre Versprechen, ich kannte sie nur als gerecht und verlässlich.«
    »Ein Schicksal, das nicht allen Kindern widerfährt.«
    »Nein, Meister Hardo, ich weiß. Aber auch für mich endete diese Zeit, als ich vierzehn Jahre alt wurde. Wie es
sich für den ältesten Sohn gebührt, wurde ich einem Ritter zum Knappen gegeben. Bei ihm lernte ich, dass zum ritterlichen Leben nicht nur Tugenden gehörten. Ich erlebte Willkür, Grausamkeit und Jähzorn. Mein Herr liebte das Kämpfen, er liebte das Töten, und er liebte es zu quälen. Mensch und Tier. Er war gefürchtet auf den Turnieren, mehr noch in den Schlachten. Ich zog früh mit ihm, und Blut, Wunden und sinnloser Tod wurden mir vertraut. Im Jahr dreiundachtzig, ich war eben siebzehn geworden, gingen wir auf Preußenfahrt - Herzog Wilhelm hatte einen missionarischen Eifer, die Ostpreußen mit dem Schwert zu bekehren, und mein Herr erfreute sich an dieser Gelegenheit. Doch auch er war nicht gefeit gegen den Tod, und eine Hellebarde beendete sein gewalttätiges Leben. Ich hingegen tötete seinen Gegner, und als Anerkennung für diese Tat wurde ich noch auf dem Schlachtfeld vom Herzog selbst zum Ritter geschlagen.«
    »Im Angesicht der Heiden. Ein höchst ehrenvoller Ritterschlag.«
    »So sagt man. Doch es brachte mir wenig Verdienst. Ich war ein unbelehnter Ritter, Vasall am Hofe des Herzogs. Ich focht in Turnieren, übte mich mit den Waffen und bekam einen Edelknaben zur Ausbildung zugewiesen. Als mein Vater im Jahr neunzig starb, erbte ich die Burg. Doch drei Jahre später rief der Herzog zur nächsten Preußenfahrt. Ich wurde verwundet, mein Knappe rettete mich vor dem Tode. Mein Auge konnte er nicht retten.«
    »Ein treuer Begleiter.«
    »Georg vam Steyne. Ein loyaler Junge.«
    »Bezahlt, erzwungen oder verdient?«
    »Weder bezahlt noch erzwungen, gewiss aber unverdient. Ich war verroht, Meister Hardo, und ich musste erst wieder lernen, was man mir als Kind und Page einst beigebracht hatte. Mühsam und unter einigen Schmerzen erinnerte ich mich daran, dass die ritterlichen Tugenden einen besseren Menschen aus uns machen sollten.«

    »Habt Ihr es wieder gelernt?«
    »Ich hoffe es. Ich erhielt unerwartete Hilfe. Und ich büßte und bereute und habe Wiedergutmachung geleistet. Doch so wie auch Ihr Eure Mär immer dann abbrecht, wenn wir Weiteres erfahren möchten, halte ich es nun auch. Ein anderes Mal sollt Ihr mehr hören.«
    »Ihr habt schnell erkannt, wie man die Zuhörer in seinen Bann zieht. Das Lernen scheint Euch also doch nicht so schwerzufallen.«
    »Es gab Tage, da war es unerträglich schwer. Aber auch davon, Meister Hardo, könnt Ihr wohl ein Lied singen.«
    Ich nickte.
    »Erlaubt dem Jungen, sich zu erheben.«
    »Steh auf, Ismael! Herr Ulrich bittet darum.«
    Schweigend kam Ismael auf die Füße und zog sich auf seinen Platz auf dem Bett zurück. Er wirkte unerwartet betroffen.
    Der Ritter erhob sich, und ich tat es ihm gleich. Wir standen voreinander.
    »Mein Angebot, Meister Hardo, gilt noch. Ich biete Euch meine Freundschaft.«
    Es war wohl an der Zeit, Schuld zu vergeben. Ja, manches hatte auch ich gelernt, nicht immer auf die einfachste Art.
    Ich reichte ihm die Hand.
    Er drückte sie fest.
    »Ihr seid hier, Hardo, um eine alte Missetat aufzudecken.«
    »Ja, Ulrich. Ein Grund, warum mir Eure Einladung zupasskam.«
    Wir sahen einander an, und ich spürte seine Aufrichtigkeit und sein Leid. Vielleicht spürte er auch meinen kalten Wunsch nach

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