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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihr zu befriedigen.
    Doch dann war sie wieder Line, die kleine, vertrauensvolle Line, die mich anhimmelte und beschimpfte und mit mir zeterte und mich unschuldig küsste.
    Ja, auch ich kann, wenn es notwendig ist, Zucht beweisen und Maß halten.
    Aber ich gewöhnte mich daran, dass sie Nacht für Nacht in meinen Armen lag, ich zügelte meine jungen Triebe und stellte mich schlafend, wenn sie mich streichelte, und auch wenn manchmal ihre Tränen auf mein Gesicht tropften.
    Es war ihre heimliche Liebe, die mich erschreckte, vor der ich im Schlummer nicht fliehen konnte und es des Tags dann auf grobe Weise tat.
    Hier draußen in der kühlen, feuchten Maiennacht traf mich der süße Schmerz der Sehnsucht mit aller Macht. Was für ein dummer Tropf ich einst war. Ich hatte mir Minne gewünscht, des Burgvogts Töchterlein war die erste - sie wies mich höhnisch ab. Die Wäscherin war ein lustiges Weibchen und ließ mich sitzen, als ein anderer kam. Die Milchmagd aber tändelte nur und zog einen Mann dem Tölpel vor.

    Die Liebe, geschenkt von einem jungen, vertrauensvollen Mädchen, trat ich mit Füßen. Ja, ich redete mir sogar ein, froh zu sein, sie endlich im Kloster loszuwerden.
    Doch diese Sicht der Geschichte vertraue ich nur Euch an und bitte Euch, darüber zu schweigen.
    Erneut fiel Regen, wurde sogar zu einem heftigen Guss.
    Ich kehrte zurück in mein Gemach, entkleidete mich und begab mich zu Bett.
    Bald wurde es Tag …

Der vierte Tag
    Die Wunden, die Fortuna schlug,
muss ich laut beklagen,
ihrer Gaben schlimmen Trug
weinend nun entsagen.
Wahr ist,
was geschrieben steht:
Glück hat vorne Haare!
Aber wenn es weitergeht,
sind sie hinten rare. 12

Da ward es Tag
    Als Engelin aufwachte, summte noch immer das Lied vom gestrigen Abend in ihrem Kopf herum.
    Er wusste ganz genau, warum er das gewählt hatte, der niederträchtige Strolch.
    Und was war Casta begeistert von seiner Mär, und was musste sie sich selbst zum Schweigen zwingen.
    Draußen rauschte der Regen nieder, und den Tag über würden sie vermutlich sogar verdammt sein, in der Kemenate zu bleiben. Heilige Mutter Gottes, wie langweilig. Nicht nur dass sie in der Burg auf unbestimmte Zeit eingesperrt waren, dann auch noch in den Räumen, in denen man keinen Moment für sich alleine hatte.
    Casta gab im Schlaf einen knurrenden Laut von sich und drehte sich so, dass sie die Decke von ihr fortzog. Engelin
knirschte mit den Zähnen und stand auf. Klamm war es in dem Gemach, und sie legte geschwind ihre Kleider an. Nicht jene, die sie abends getragen hatte, sondern den Kittel, den ihr Ida für die groben Arbeiten geliehen hatte. Castas wollenen Umhang warf sie sich um die Schultern und setzte sich in die Fensternische, um in das kaum heller werdende Morgengrauen hinauszusehen.
    Freiheit, selbst wenn es bedeutete, im Regen im nassen Laub zu schlafen, war ein begehrenswertes Gut für sie geworden. Und Freiheit wollten sie ihr alle nehmen.
    Gestern Nachmittag erst hatte die Äbtissin wieder auf sie eingeredet. Das Leben im Kloster wollte sie ihr schmackhaft machen. Doch mochte es auch Bequemlichkeit und Sicherheit bieten, es gab vieles, was ihr daran nicht gefiel. Gut, man konnte die Krankenpflege dort lernen oder fromme Schriften kopieren, feinste Handarbeiten zur höheren Ehre Gottes anfertigen und für sein Seelenheil beten. Ja, sie hatte dort ein Jahr verbracht, und ja, sie hatte sich gelehrig gezeigt. Es hatte ihr Freude gemacht, mit der Apothekerin über heilende Kräuter zu reden und sich manche Zubereitung zeigen zu lassen. Es hatte ihr gefallen, der Schwester Celleraria dabei zu helfen, die Vorräte für das Kloster zu disponieren und einzukaufen. Es hatte ihr sogar eine Weile gutgetan, sich dem strengen Tagesablauf aus Gebeten und Arbeit zu beugen. Aber trotzdem!
    Abgeladen hatte er sie dort wie einen Sack fauliger Spelzen.
    Lästig war sie ihm gewesen.
    Eine hässliche Kröte.
    Bittere Galle sammelte sich in Engelins Kehle, als sie an den vergangenen Abend dachte.
    Was bildete er sich nur ein, das vor allen Leuten zu erzählen? Breitzutreten? Auszumalen?
    Sie zerrte an dem Umhang, und nur der hervorragenden Qualität, die englische Tuchweber herzustellen in der Lage waren, war es zu verdanken, dass sie ihn nicht in Stücke
riss. Betroffen ließ Engelin den Zipfel los, den sie gequält hatte.
    War es nicht genug, dass er ihr beständig auflauerte und ihr seine Sprüchlein in die Ohren raunte? Musste er sie auch noch vollends bloßstellen?
    Na gut, er hatte

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