Das Spiel des Saengers Historischer Roman
kundiges Spiel mit meinem Leib.
Ich streckte mich und versuchte, von ihr abzurücken. Sie klammerte sich fester an mich.
»Nicht weil ich von Minne singe, bin ich bereit, einem jeglichen Weib den Minnedienst zu leisten«, sagte ich mit ätzendem Ton.
»Aber gewiss doch«, schnurrte es an meinem Hals, und eine feuchte Zunge erkundete mein Ohr.
Ich schauderte.
Nicht vor Lust.
Sie lachte kehlig auf.
»Holla, da schrumpft er ja. Verweigert Ihr den Minnedienst, weil Ihr nicht wollt oder weil Ihr nicht könnt, Meister Hardo?«
»Ich will es nicht, denn die Manneszucht verbietet mir, ein Lager mit der Buhle eines anderen zu teilen.«
»Züchtig seid Ihr? Kaum doch. Keiner, der sich derart vor den Weibern spreizt, hat auch nur einen Funken Zucht im Leib. Kommt, schöner Hardo, lasst uns lustige Spiele treiben. Die Nacht ist noch jung, der Morgen fern.«
»Geht hoch in Eure Kemenate, und wenn es Euch juckt, kratzt Euch selbst«, fuhr ich sie an und befreite meinen Leib von ihren gierigen Fingern.
»Nein, nein, wir tummeln uns ein wenig. Das seid Ihr mir schuldig.«
»Tatsächlich? Und warum?«
»Vielleicht, um mein Schweigen zu belohnen, schöner Hardo?«
Eigentlich liebe ich die Frauen. Ich finde sie geheimnisvoll und köstlich, auch die sündigen und die von leichter Sitte. Die heimtückischen aber gefallen mir nicht. Darum drehte ich mich abrupt um, packte die nackte Loretta bei den Schultern und drückte sie in die Polster. Der Streifen Mondlicht fiel aus dem Fenster auf ihr Gesicht. Es enthüllte gnadenlos, dass sie die erste Blüte bereits hinter sich und das Welken bereits begonnen hatte. Sie tat mir leid, doch im Mitleid schwang Verachtung.
»Eher, Loretta, wollt Ihr wahrscheinlich mein Schweigen erkaufen. Doch mit dieser Münze, die Ihr anzubieten habt, handle ich nicht. Verschwindet jetzt auf der Stelle, und Euer Name soll nicht genannt werden. Bleibt und fallt mir weiter lästig, und ich male ein Bild von Euch in meiner
Mär, das die Hure Oholiba wie eine Madonna wirken lässt.«
Ich ließ sie los, und sie sammelte ihren Rest von Witz und ihr leichtes Hemd zusammen und huschte aus dem Gemach.
Ein Mann, der mich tot sehen wollte, zwei Weiber, die meinen köstlichen Leib begehrten.
Das Leben auf der Burg bot einiges an Kurzweil.
An Schlaf aber war nicht mehr zu denken. Ich zog mein Hemd über, nahm meinen Umhang vom Haken an der Wand und legte ihn mir über. Die regnerische Nacht war kühl, aber das Tröpfeln hatte aufgehört. Mir stand der Sinn nach einem kleinen Rundgang, um meinen Kopf auszulüften.
Der Wächter lehnte an der Wand und schnarchte leise. Ich schlich mich an ihm vorbei. Das war keine Nacht, in der Feinde die Burg überrennen würden. Unten im Wassergraben quakten nur die Frösche, irgendwo bellte ein Hofhund.
Nächte im Freien, wie hatte ich sie immer geliebt. Jener Sommer mit Line im Wald war so ganz anders gewesen als meine einsamen Streifzüge zuvor. Ja, ich hatte mich oft darüber geärgert, dass sie sich ständig an meinen Hemdzipfel hängte, alles erklärt haben wollte, immer eine schnippische Antwort hatte, wenn ich sie wegschicken wollte. Aber es war auch schön, einen Kameraden zu haben, gemeinsam Beeren, Kräuter, Pilze und Nüsse zu suchen, den Vögeln zu lauschen und ihre Stimmen mit kleinen, geschnitzten Flöten nachzuahmen. Auch ihr hatte ich eine Flöte geschnitzt. Sie war anhänglich, aber auf ihre ungeschickte Weise auch fürsorglich. Mehr als einmal hatte sie mir Dornen aus der Hand oder dem Fuß gezogen, hatte Bienenstiche ausgesaugt und mir die Zecken aus den Haaren geklaubt. Und als die Nächte kälter wurden, hatte sie sich im Schlaf an mich geschmiegt.
Sie war ein kleines, mageres Geschöpf, ein Kobold mehr
als ein Mädchen, eine jüngere Schwester vielleicht. Sie aber sah in mir einen Mann. Und das fand ich entsetzlich albern.
Als wir bei der Witwe Unterkunft hatten, da versuchte diese kleine Kröte sogar, mich neben dem warmen Herdfeuer zu verführen. Ungeschickt war sie darin, und ihre Küsse waren die eines Kindes.
Ich hatte sie harsch abgewiesen und mich dem leisen Schluchzen verschlossen, mit dem sie sich in den Schlaf weinte.
Bis ich nicht mehr anders konnte, als sie in meinen Arm zu ziehen. Es war ihr Trost genug, und sie schlummerte ein.
Doch in meinen Lenden erwachte ein unerwartetes Regen. Nicht mehr ein Kind lag hier neben mir, sondern eine mannbare Jungfer. Willig war sie und anschmiegsam, und es wäre so leicht gewesen, meine Lust an
Weitere Kostenlose Bücher