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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Immerhin aber hatte es Ulrich bewogen, ein Stückchen mehr von sich preiszugeben, weshalb ich dem Jungen nicht zürnte.
    Aber wieder einmal hatte mich Ulrich, der Ritter von großen Tugenden, nachdenklich gemacht.
    Vor zehn Jahren war er aufgetaucht, wenige Tage nachdem Eberhart von Langel ermordet worden war. Er vertrat seinen Lehnsherrn, den Herzog Wilhelm von Berg, und sollte den Tod des Burgherrn untersuchen. Er stellte einige Fragen, und schon einen Tag später wurde mein Vater Gerwin in Ketten fortgebracht, seinem unrühmlichen Tod als verurteilter Mörder gewiss.
    Meine Welt brach zusammen.
    Die meiner Mutter ebenfalls. Wir wurden geschmäht und beschimpft und trauten uns nicht mehr aus der Burg. Hier zumindest aber hatten wir Wohnrecht behalten, der Burgvogt Sigmund war dazu angewiesen worden. Meine Mutter zog sich noch mehr als zuvor in ihre Gebete zurück, ich verschwand tagelang im Wald. Niemand hatte mir je die Frage beantwortet, warum mein Vater den Herrn der Burg umgebracht haben sollte. Gerwin war sein Marschall, sein Stallmeister, gewesen, und ich hatte immer den Eindruck, dass die beiden Männer sogar so etwas wie Freundschaft verband. Zumindest begleitete mein Vater den Burgherrn, wann immer ein Turnier oder eine Schlacht anstand, und versorgte seine Pferde. So auch schon vor meiner Geburt,
denn von dem Italienfeldzug des Kaisers Karl brachte mein Vater Gina mit, sein Weib, meine Mutter. Von ihr stammte die dunkle Seite meines Aussehens, die schwarzen Haare und die Haut, die durch die Sonne tief gebräunt wurde. Ihr verdankte ich auch meinen Aberglauben, der mir die ersten Jahre meines Lebens mit Angst und Albträumen vergällte. Sie war fromm, sicher, aber von einer derartigen Höllenfurcht durchdrungen, dass sie sich an alles klammerte, was ihr Schutz versprach - Gebete wie Zaubersprüche, Reliquien wie Talismane, vor allem aber Maria und alle Heiligen.
    Mein Vater gehörte nicht zu jenen, die ihr Schutz in der Fremde boten.
    Er hatte sie aus ihrer Heimat in die Burg gebracht, aber ihre Angst vor der neuen Umgebung hatte er ihr nicht genommen. Er zeugte seine Kinder und ging mit seinem Ritter auf die nächste Fahrt.
    So kehrten sie an einem heißen Sommertag im Jahre dreizehnhundertvierundneunzig von einem Turnier in Jülich zurück, und zwei Tage später geschah der Mord.
    Ich war hierhergekommen, um Antworten zu erhalten. Ich wäre auch ohne die Aufforderung des Ritters nach Langel zurückgekehrt, doch seine Einladung traf im gleichen Moment ein, in dem ich die Entscheidung fällte. Zufall? Oder hatte Ulrich gewusst, aus welchen Quellen auch immer, dass ich heimzukehren gedachte? Hatte er mich deswegen hergebeten, um mir Erklärungen zu geben oder gar selbst eine zu finden?
    Vielleicht, doch schnelle Antworten würde es nicht geben, einfache wohl auch nicht.
    Und dann hatte jemand mit der Armbrust auf mich geschossen.
    Gleich darauf war der Burgvogt Sigmund vom Söller gefallen.
    Und unter den Gästen taten sich recht eigenwillige Beziehungen auf.

    Ich ging zu Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf, und so wachte ich auf, noch bevor die Morgendämmerung die Nacht vertrieb. Ich lauschte ins Dunkel und merkte, dass die launenhafte Fortuna eine Überraschung für mich vorbereitete.
    Sagte ich Euch schon, dass ich Überraschungen nicht liebe?
    Auch solche nicht.
    Denn während ich geschlummert hatte, hatte sich in meinem Bett eine Besucherin eingefunden. Ein warmer Duft von Moschus, Lilien und Weib kitzelte mich in der Nase. Und an meiner Männlichkeit kitzelte mich eine weiche Hand.
    Nun ist das nicht die unangenehmste Art, geweckt zu werden, und das Feuer der Begierde züngelte dann auch recht eifrig in mir auf. Zumal auch ein bloßer, weich gerundeter Frauenleib sich an meinen bloßen Rücken schmiegte.
    Dennoch kroch meine Hand zum Dolch unter dem Polster, und trotz allem blieb mir ein Rest Verstand. Darum gab ich vor, weiterhin in tiefem Schlaf zu liegen, bis ich mir darüber im Klaren war, wer mir dieses unerwartete Geschenk darbrachte. Sicher nicht die dornige Rose, denn sie war eine keusche Jungfer, und ihr Duft war mir lieblicher und leichter vorgekommen - frisch wie Minze und Maiblumen, rein wie eine Frühlingsbrise und nicht schwer und lüstern wie der, der jetzt meine Nase füllte. Die ehrwürdige Mutter verbreitete kirchliche Aromen, wenn auch nicht fromme; das edle Fräulein Casta aber war ebenso züchtig wie der Lavendelduft, der sie umgab.
    Loretta, die schöne Buhle, trieb ihr

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