Das Spiel des Saengers Historischer Roman
zerstreute sich sehr schnell - auch ein Zeichen, dass niemand den Toten so recht betrauerte. Engelin zögerte noch etwas, gab Casta zu verstehen, dass sie gleich nachkommen würde, und schließlich war sie mit dem Sänger alleine. Er hatte bereits die Schaufel in der Hand
und wuchtete die Grassoden auf das sandige Grab. Dann sah er auf.
»Casta und ich haben mit Hildegunda gesprochen, der Novizin, die die Äbtissin begleitet«, begann Engelin.
»Ich weiß, wer Hildegunda ist.«
»Sie hat zwei Leute beobachtet, als dieser Mann hier vom Söller fiel.«
»Das hatte ich fast vermutet. Aber sie ist sehr schüchtern. Hat sie gesagt, wen und wo?«
Engelin gab sich Mühe, die Tatsachen so trocken wie möglich zu berichten, ohne die kleine Novizin weiter zu demütigen. Der Minnesänger hörte ihr aufmerksam zu und nickte dann.
»Ida und der Domgraf. Danke, wohledle Herrin. Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen.«
Doch seine achtungsvolle Verbeugung wartete Engelin nicht ab; was sie getan hatte, war genug der Nächstenliebe.
Sie eilte zum Palas zurück, um Casta zu melden, dass sie ihre Erkenntnis weitergegeben hatte. Und sich heimlich dem süßen Schauder hinzugeben, den die Stimme des Meisters in ihr auslöste.
Verdammt!
Badewonnen
Dank der edlen Jungfern wusste ich nun um zwei weitere Unschuldige, wenngleich ich die Annahme, dass Ida und der Speyrer Domgraf ein Liebespaar waren, nicht ganz glauben konnte. Doch dass die beiden eine Gemeinsamkeit hatten, dessen war ich mir ganz sicher.
Dass sie mit mir zu tun hatte, darauf würde ich meine Schalmei verwetten.
Als ich mir nach der Beerdigung ein Käsebrot von Ida richten ließ, verschwieg ich ihr gegenüber jedoch zunächst
mein Wissen. Später würde ich den Domgrafen nach diesem Vorfall befragen. Ida bat ich nur darum, die Badestube benutzen zu dürfen.
»Der Herr Lucas wollte auch in den Zuber«, antwortete sie.
»Dann wird er sich auch das Wasser dazu schleppen.«
»Er hat Cuntz befohlen, das zu tun.«
»Aha.«
»Mhm.«
Der Pächter würde ganz bestimmt weder dem schmucken Höfling noch uns die Wanne richten. Also - selbst ist der Mann. Ich hielt nach den drei jungen Männern Ausschau und entdeckte sie, wie von Ulrich angekündigt, im Bergfried, in dessen Erdgeschoss sich das Verlies befand. Es war ein feuchtes, lichtloses Loch, auf dessen Boden modriges Stroh lag. Man gelangte nur durch eine runde Öffnung im Gewölbe hinein und hinaus, durch die ein mit Knoten versehenes Tau herabhing.
Heraus kam natürlich nicht der armselige Gefangene, der unten schmachtete, denn üblicherweise lag das Tau aufgerollt oben neben der Angstluke.
Als ich in den Raum über dem Kerker trat, fand ich Ismael am Einstiegsloch sitzen, damit beschäftigt, die beiden Helden unten mit Hohn zu begießen und das Tau neckisch immer wieder aus ihrer Reichweite zu ziehen. Als er mich bemerkte, grinste er breit.
»Ich bin ein Feigling, Meister. Ich bin nicht hinabgestiegen.«
»Ich verstehe. Aber selbst wenn der Knappe und der Secretarius gewiss etliche Missetaten zu büßen hätten, fänden ihre Herren doch wohl die Kerkerstrafe zu hart für sie. Wir brauchen sie über der Erde und in Freiheit. Lass also das Tau nach unten und kümmere dich um die Aufgabe, die ich für dich habe.«
Er gehorchte, und gemeinsam zogen wir Puckl und Dietrich nach oben.
»Wir haben nach einem Geheimgang gesucht, Meister Hardo«, erklärte mir Puckl mit leuchtenden Augen.
»Den werdet ihr hier unten nicht finden.«
»Sondern wo?«, fragte auch Dietrich höchst wissbegierig.
Junge Männer brauchten solche Geschichten. Wer war ich, sie ihnen vorzuenthalten?
»Ich erzähle es euch nachher. Aber jetzt gilt es Pflichten zu erfüllen.«
Sie waren gutwillig und halfen mit, den großen Kessel über dem Herdfeuer zu füllen. Während das Wasser wärmte, holte ich meine gewaschenen Kleider aus meiner Truhe, und Ismael sammelte sein Barbierzeug zusammen.
»Ich gehe und richte den Zuber, bevor unser duftender Höfling mir zuvorkommt«, sagte ich zu Ismael, der das Messer sorgsam schliff.
Ich hatte den Bottich schon zur Hälfte gefüllt, das Wams bereits abgelegt, mein Hemd klebte mir vom Wasserschleppen nass am Körper, als ich einen heftigen Wortwechsel im Durchgang vom Palas zur Badestube hörte.
Zunächst wollte ich mich nicht darum kümmern, Ismael würde mit dem Hofherrn schon fertigwerden, doch ein Schmerzensschrei änderte meinen Entschluss.
Ismael war gewöhnlich hart im Nehmen.
Ich machte
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