Das Spiel des Saengers Historischer Roman
einen Schritt zur Tür hinaus und sah, wie Lucas meinen jungen Freund mit einem hässlichen Griff am Ohr festhielt.
»Du wirst sehr wohl tun, was man dir befiehlt«, schnauzte der den Jungen an.
»Was wünscht Ihr, Herr Lucas, das mein Diener für Euch tut?«, säuselte ich.
»Mir das Bad richten und mich barbieren.«
»Oh, ich überlasse Euch gerne das Wasser, wenn ich gebadet habe. Nicht aber meinen Barbier. Lasst ihn los, Herr Lucas.«
Stattdessen verstärkte der Höfling seinen hässlichen Griff, und Ismael wand sich.
»Loslassen!«
»Gefällt Euch wohl nicht, wie ich Euren süßen Knaben behandle, was, Meister Hardo?«
»Nein, es gefällt mir nicht.«
Und dem wohledlen Herrn Höfling gefiel es einen Lidschlag später überhaupt nicht, wie ich seine schöne Heuke behandelte.
Der Pelzbesatz riss ab und fiel auf den feuchten Boden.
»Seid Ihr des Wahnsinns?«, keuchte Lucas und lockerte seinen Griff. Ismael flutschte davon.
Ich feixte den Höfling an.
»Wisst Ihr, es ist so unpassend, im Wonnemonat Mai noch Pelz zu tragen«, belehrte ich ihn mit näselnder Stimme. »Oder benötigt Ihr ihn, um den Flöhen ein Heim zu geben?«
Ich trat den Besatz mit der Fußspitze in eine Pfütze.
Lucas ballte die Fäuste und kam auf mich zu.
Ich erwartete ihn mit Freude. Sein erster Schlag ging knapp an meinem Ohr vorbei, sein zweiter landete bedauerlicherweise an der rauen Wand.
Er war von kraftvoller Wut getragen.
»Soll ich pusten, damit das Händchen wieder heile wird?«
Der Höfling wurde gemein. Er bekam mich am Hemdausschnitt zu fassen und wollte mich zur Stiege in den Hof drängen. Mir gefiel die Vorstellung nicht, die hölzernen Stufen hinunterzufallen, also opferte ich mein Hemd, indem ich mich losriss, mich umdrehte und Lucas meine Faust in den Magen grub.
Er stolperte rückwärts, bekam gerade noch das Geländer zu fassen und kämpfte mit dem Gleichgewicht. Ich half ihm mit dem Stiefelabsatz nach, indem ich damit sacht seine Brust berührte.
Wirklich nur sacht.
Er rutschte vier Stufen nach unten, hielt sich wieder fest und stieß unschöne Worte aus.
»Höfischer Minnesang ist das aber nicht, Herr Lucas«, höhnte ich und folgte ihm nach unten. Ein heftiger Klopfer mit meiner Hand auf seinen zerschrammten Knöchel führte dazu, dass er seinen Halt aufgab und die restlichen sechs Stufen im Flug nahm. Die schöne, faltenreiche Heuke dämpfte seinen harten Aufprall, ebenso wie die Schlammpfütze, in der er nun saß. Die badenden Spatzen tschilpten empört und flatterten auf, Hühner stoben gackernd davon, und Pattas Schwanz peitschte unwillig, da ihm seine Beute entflogen war. Ich schlenderte gemächlich die Stiege nach unten und reichte Lucas die Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen.
Er lehnte das ab und rappelte sich selbst auf.
Wir hatten inzwischen ein begeistertes Publikum um uns versammelt, und ich beschloss, für die Galerie zu spielen. Lucas gab mir das Stichwort, indem er schnaubend wie ein Stier auf mich zukam.
Er stolperte über meinen Fuß, der Ärmste, und taumelte. Ich ließ ihn.
Unbedachterweise ermangelte es ihm an Einsicht. Nachdem er sich erneut erhoben hatte, versuchte er wieder, mich mit seinen Fäusten zu traktieren. Ich gönnte ihm einen Treffer auf meinen Bauch. Der konnte das vertragen. Es sollte ja nicht so aussehen, als ob ich einen Schwächeren verprügeln würde.
Den zweiten Schlag, den er gemeinerweise tiefer ansetzte, wusste ich jedoch zu verhindern. Unnötige Schmerzen an meiner Männlichkeit trüben mein Vergnügen.
Immerhin hatte ihn der eine Treffer mutig gemacht, und er versuchte sein Glück noch einmal.
War sein Pech. Ich drehte mich um, und tat das, was ich einst von einem netten, aber störrischen Esel gelernt hatte.
Ich keilte aus.
Und traf.
Mitten ins Schwarze!
Der Höfling gab ein wunderliches Quieken von sich und
klappte gepeinigt zusammen. Ich erklomm die Stiege und lud ihn noch einmal ein, später mein abgekühltes Badewasser zu nutzen.
Ismael erwartete mich an der Tür. Sein Ohr war rot und geschwollen, aber er lachte leise.
»Hübscher Tanz, Meister. Und ganz ohne Musik.«
»Er hat mich dazu aufgefordert.«
»Das wird er zukünftig meiden.«
Wir füllten den Rest heißen Wassers in den Zuber.
In der Küche hörte ich Ida lachen und Engelin empört über brutale Raufbolde giften, die keinem Streit aus dem Weg gingen und jede Auseinandersetzung mit den Fäusten austragen mussten.
»Aber, aber, Jungfer Engelin, Ihr argumentiert recht
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