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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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lang. Möge die Glücksgöttin euch allen hold sein.«
    Ein abschließender Jubel brandete auf, und danach strömten alle aus dem Saal. Cat ließ sich mit der Flut treiben und erhaschte hier und da ein paar Wortfetzen: »Der Teufel wurde schon ziemlich lange nicht mehr angegriffen. « – »Und auch nicht gewonnen.« – »Ja, aber wenn die Kelche den Mond übernehmen, könnten die Münzen
den Vorteil verspielen.« – »Die Stäbe setzen Himmel und Hölle in Bewegung, aber sie haben letzte Woche wieder einen Ritter verloren … «
    Dann schlossen sich die Türen, und die Könige und Königinnen blieben allein in dem Saal unter dem flackernden Licht des Bildschirms und dem Funkeln der Glasfacetten zurück.
    Im Flur blieb Cat stehen und ließ die anderen Gäste an sich vorbei nach unten strömen, wo die Party einem neuerlichen Höhepunkt entgegenging. Rufe und wildes Gelächter drangen aus dem Erdgeschoss nach oben. Die Fragen, die sich in ihrem Kopf stapelten, kamen ihr wie Hunderte von Rädern vor, die sich drehten. Sie konnte nicht mehr klar denken. Das benommene Gefühl, das sie zu Beginn des Abends überfallen hatte, war zurückgekehrt. Sie wollte nichts weiter als nach Hause.
    Sie ging zur Treppe. Als sie im Begriff war, die erste Stufe nach unten zu gehen, packte sie jemand am Arm. Es war der Junge, der ihr im Ballsaal beständig zugeflüstert hatte.
    »Du kannst jetzt nicht gehen!«, sagte er stirnrunzelnd.
    Cat schaute in sein sommersprossiges Gesicht. Ihr Kopf schmerzte und pochte. Sie schüttelte ihn ab und eilte nach unten, taumelte über den schwarz-weißen Marmorfußboden, der unter ihren Füßen zu schwanken schien, kämpfte sich durch die Falten des schweren Brokatvorhangs und hastete – endlich – in die feuchte Nachtluft hinaus.
    Später konnte Cat sich nicht mehr an den Heimweg
erinnern oder daran, wie spät es gewesen war, als sie – vollständig angekleidet – ins Bett gefallen war. Der Schlaf hatte sie sofort in seiner Umklammerung, brachte ihr Träume voll fiebriger Bilder, die ihr vertraut und gleichzeitig völlig fremd waren. Da war der Ritter auf seinem Pferd, aber statt des Totenschädels hatte er das Gesicht des Königs der Schwerter. Sie sah das Rad, das sich drehte, und manchmal war die Gestalt in der Mitte Bel, manchmal ihre Mutter, und einmal war es auch der Geschäftsmann aus der U-Bahn . Eine letzte Chance, sagte er zu ihr. Aber ich kann nicht, es ist unmöglich, erwiderte sie. Das Spiel ist das Wichtigste. Einmal träumte sie, sie würde aufwachen, und der Stempelabdruck des Rades auf ihrer rechten Handfläche würde silbrig hell glühen, während er sich in ihre Haut brannte, brannte wie Eis. Und dann fiel sie zwischen Bildern hindurch, die herabstürzten wie ein Wasserfall aus Karten: ein schwarz-weiß gemusterter Boden, ein zerstörter Turm, ein Rosengarten und dahinter ein flammendes Schwert …

KAPITEL 3
    »Schau an, was die Katze im Rinnstein gefunden hat«, sagte Bel spöttisch. Es war nach zwölf, und das Wintersonnenlicht, das durch die Fensterscheibe in die Küche fiel, blendete Cat, sodass sie stöhnend die Augen schloss. War das die Einleitung zu einer Standpauke? Bei Bel gab es nicht viele Vorschriften, aber auf den wenigen Regeln, die sie aufgestellt hatte, bestand sie. Dass Cat um halb elf zu Hause sein musste, war eine dieser Regeln.
    »Aber du hast gestern Abend am Telefon lebhafter geklungen, als ich dich seit Langem erlebt habe«, fuhr Cats Tante fort. »Scheint ja ’ne tolle Party gewesen zu sein.«
    Also war sie gar nicht so lange wie befürchtet im Temple House gewesen. Zumindest war sie rechtzeitig zu Hause gewesen, um Bels Kontrollanruf entgegenzunehmen. Offensichtlich hatte sie Bel erzählt, dass sie mit ihren Schulkameradinnen unterwegs gewesen war. Sie hatte keinerlei Erinnerung an das Telefongespräch. Cat fragte sich, ob sie mehr getrunken hatte, als ihr bewusst gewesen war. Allerdings fühlte sie sich nicht direkt verkatert,
nur müde und zerknautscht und irgendwie nebendran.
    Bel klapperte mit Kessel und Tassen. »Ihr wart bei jemandem zu Hause? Hast du was Interessantes zu erzählen? «
    »Eigentlich nicht. Miese Musik und ein paar pickelige Jungs, die sich gegenseitig mit Chips beworfen haben.«
    »Oh, das ist ja mal ganz was Neues! Trotzdem, es kann nicht schaden, sich ab und zu mal blicken zu lassen.«
    Cat grunzte unverbindlich. Ihr war klar, dass Bel ganz scharf auf Details gewesen wäre, wenn sie von der wirklichen Party – der im Temple

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