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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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ein ganz gewöhnliches Roulette in einem ganz gewöhnlichen Casino. Es hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter und bestand aus dunklem, glänzend poliertem Holz. Die Nummernschlitze waren abwechselnd schwarz und weiß. Direkt daneben stand der Türsteher und hatte die Hand auf die Seite des Rades gelegt.
    »Die Spieler sind versammelt«, verkündete er. »Wer wird für die Lotterie empfohlen?«
    »Die Königin der Kelche ruft den Ritter der Kelche«, sagte Odile. Ihr Gesicht, halb verborgen hinter den dunklen Brillengläsern, war ausdruckslos.
    Ein Mann löste sich aus der Menge und trat vor. Der Türsteher wandte sich an ihn. »Sprich, Ritter, und nenne den Preis, um den du spielst.«

    Der Ritter war ein schlanker, ungepflegter Mann unbestimmten Alters. Seine Stimme zitterte leicht, als er antwortete. »Ich … ich spiele um den Trumpf des Mondes.«
    Cat wandte sich an die Frau neben ihr. »Was meint er damit? Repräsentiert der Mond irgendeine Belohnung?«
    Die Frau schnalzte ungeduldig mit der Zunge und antwortete nicht. Aber jemand hinter ihr – ein Junge etwa in Cats Alter – beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. »Künstlerische Inspiration«, erklärte er. Cat war nicht schlauer als zuvor.
    Der König der Schwerter blieb unbeeindruckt. »Die Frage ist«, sagte er gedehnt und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, »ob die Heilung von der Schreibblockade unserem Freund etwas nutzen wird – ohne den Trumpf des Ruhms.«
    Die Menge lachte, und der Ritter leckte sich nervös über die Lippen.
    »Welcher Hof besitzt den Trumpf des Mondes?«, fragte der Türsteher. Anscheinend handelte es sich um eine rituelle Frage.
    »Der Hof der Stäbe«, erwiderte Ahab, der schwarze Mann, der einen Nadelstreifenanzug trug und tatsächlich so aussah, als würde er an einer Geschäftsbesprechung teilnehmen.
    »Und mit welcher Karte fordert der Hof der Stäbe den Hof der Kelche heraus?«
    »Die Fünf der Stäbe, die Herrschaft des Streits.«
    »Die mein Ritter zu tauschen wünscht«, warf Odile ein
wenig gelangweilt ein, »gegen eine neue Karte, die das Rad bestimmen soll.«
    »Eine Lotterie kann nur abgehalten werden, wenn der Trumpf des Schicksals im Spiel erscheint«, sagte der Türsteher ernst.
    »Aber natürlich.« Odile winkte dem Ritter zu, der eine Karte aus der Tasche zog. Vor Aufregung oder Nervosität hätte er sie beinahe fallen gelassen, als er sie dem Türsteher reichte. Cat konnte das Motiv der Karte nicht sehen, aber sie vermutete, dass es dem Bild der Frau mit dem Rad ähnelte, das sie in der Galerie gesehen hatte.
    »Die Schicksalskarte ist während des Spiels in verschiedenen Spielzügen versteckt«, sagte der Junge dicht hinter Cat leise. »Sie wird den Spielern nicht ausgeteilt; sie müssen sie alleine finden.«
    Cat nickte höflich und wünschte, er würde den Mund halten. Die Umstehenden warfen sowohl dem Jungen als auch ihr böse Blicke zu.
    »Die Karte wurde akzeptiert«, sagte der Türsteher, »und die Lotterie kann beginnen. Das Rad wird sich drehen und ein neues Schicksal erwählen.«
    Die Königin der Kelche neigte kaum merklich den Kopf in Richtung des Königs der Stäbe, der den Gruß mit einer leichten Verbeugung erwiderte. Dann erhob sie sich und stellte sich vor das Rad. Der König der Schwerter hörte auf, mit seinem Stuhl hin – und herzuschaukeln, und beugte sich mit schmalen Augen vor. Sogar die Königin der Münzen, die mit der Kette aus schwarzen Jett-Perlen um ihren Hals gespielt hatte, verharrte in ihren Bewegungen
und schaute aufmerksam zu. Der Ritter wartete etwas abseits. Er schwitzte sichtlich.
    Odile hob ein seidenes Säckchen in die Höhe und entnahm ihm eine kleine, schimmernde Kugel. Sie hielt die Kugel zwischen Daumen und Zeigefinger und präsentierte sie so der Menge. »Kristall für die Kelche, Ebenholz für die Stäbe«, flüsterte Cats Informant. »Gold für die Münzen und Eisen für die Schwerter. Die Nummern in den Schlitzen des Rades beziehen sich auf die einzelnen Karten im Spiel.« Nach einer kurzen Pause drehte die Königin das Rad und warf die Kugel mit einer eleganten Handbewegung hinein. Es war totenstill im Saal, während das Rad sich drehte und die Kugel leise ratternd ihre Kreise zog. Der ganze Raum schien den Atem anzuhalten.
    Endlich wurde das Rad langsamer, und die Kugel fiel in einen Schlitz. Der Türsteher beugte sich vor, um die Nummer zu nennen. Das Warten schien kein Ende zu nehmen.
    »Die Vier der Münzen! «, rief er schließlich.
    Mit

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