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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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letzten Seiten des Buchs. In gewisser Hinsicht war es jetzt leicht, das, was vor Kurzem noch merkwürdig und vielleicht sogar bedrohlich erschienen war, als harmlos zu verwerfen. Jetzt, nachdem sie die Quelle des Ganzen in einem schäbigen kleinen Buch nachgelesen hatte. Der ganze Hokuspokus über ägyptische Götter und kabbalistische Kulte passte zu einem bestimmten Stereotyp: schlaffe Mädchen mit ungewaschenen Haaren und zu viel Kajal um die Augen, die in dunklen Zimmern Räucherstäbchen abbrannten. Und sie hatte sich schon immer gedacht, dass Rollenspiele etwas für pickelige Blödmänner waren, die in Kellern herumlungerten …
    Das Problem war, dass sie immer noch nicht verstand, wie der Tarotfirlefanz und die Ereignisse von gestern Nacht zusammenpassten oder ob irgendetwas davon mit dem Zeitungsartikel in ihrer Tasche zu tun hatte. In dem Buch gab es keine Anleitung, die ihr ermöglicht hätte, hinter die Kulissen dessen zu sehen, was an jenem Freitagabend vor zwei Wochen geschehen war. Ich brauche
Hilfe, hatte der Mann gesagt. Sie sind hinter mir her. Sie erinnerte sich, dass er Angst gehabt hatte, erinnerte sich aber auch an die unterdrückte Erregung in seinen Augen und daran, wie er mit gierigem Blick nach ihrem Arm gegriffen hatte. Woran sollte sie glauben? An ein vage vertrautes Foto in der Zeitung oder an das flackernde Bild einer Überwachungskamera? Und warum genau war sie eigentlich hier? Hatte sie ein schlechtes Gewissen, oder war sie bloß neugierig?
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie erst, als sie das Buch wieder ins Regal stellte, merkte, dass noch jemand in den Keller gekommen war. Dieser Jemand lehnte am anderen Ende des Regals und starrte sie unverfroren an. Es war ein Junge, etwa in ihrem Alter, mit einem cleveren, sommersprossigen Gesicht und einem ungebändigten sandfarbenen Haarschopf.
    »Dich kenne ich doch. Du warst gestern auf der Party.«
    Sie musste ihn falsch verstanden haben, oder aber er verwechselte sie mit jemandem. »Ich glaube nicht …«
    »Du weißt schon: die Lotterie. Ich habe dir die Sache mit den Trümpfen erklärt. Sex, drugs and rock’n’roll!«
    Seine Worte waren für sie wie ein Schock, machten ihr klar, dass sie trotz aller Versuche, die Sache herunterzuspielen und ins Lächerliche zu ziehen, die letzte Nacht noch immer nicht in Einklang mit der normalen Welt gebracht hatte. Sie machte den Mund auf, fand aber keine Worte.
    »Total abgefahren, was?« Der Junge stieß ein komisches Kichern aus. »Ich bin übrigens Toby.«

    »Cat«, sagte sie zögernd.
    Aus der Nähe betrachtet, wirkte Toby ganz und gar nicht wie die selbstsicheren, eleganten Gäste, an die sie sich erinnerte. Er trug ein abgewetztes, kariertes Sakko über einem Godzilla-T-Shirt, weite, ausgebeulte Cordhosen und knallgelbe Baseballschuhe. In dieser Gegend fiel dieses Outfit nicht weiter auf. Dennoch wirkte es seltsam gekünstelt. Toby kam ihr darin alles andere als selbstsicher vor. Aber vielleicht fühlte er sich auch nur nicht wohl, denn er kauerte sich in seine Jacke und tippte nervös mit dem Fuß auf den Boden.
    »Und? Wie bist du ins Spiel hineingeraten?«, fragte er.
    »Ich spiele nicht mit.«
    »Aber klar spielst du mit ! Du warst doch gestern Abend da, oder nicht?« Er deutete auf ihre rechte Hand und sie spürte einen kaum merklichen Stich, dort, wo der Stempelabdruck gewesen war. Oder besser gesagt: Wo er immer noch war. Sie hätte schwören können, dass sie den Rest der Stempelfarbe heute Morgen unter der Dusche abgewaschen hatte, aber jetzt sah sie, dass sich auf ihrer Handfläche noch immer ein verschwommener grauer Kreis befand. Instinktiv versteckte sie die Hand hinter dem Rücken.
    »Hör mal, der einzige Grund, warum ich auf der Party war, ist, dass die Getränke umsonst waren. Die Typen, mit denen du da abhängst und dieser ganze Fantasy-Kram ist doch nichts als ein Haufen Mist, wenn ich das mal sagen darf.«
    Toby wirkte nicht gekränkt. »Ach komm, erzähl mir
doch nicht, dass du nicht neugierig bist. Warum bist du denn sonst hier?«
    Cat sah, dass Die Wundersame Welt des Tarot ein Stück aus dem Regal hervorschaute. Er hatte ja recht. »Kann sein, dass ich ein paar Fragen habe.«
    »Und vielleicht habe ich ein paar Antworten.« Er grinste. »Kommst du oft hierher?«
    »Nein.«
    »Aber du wohnst hier in der Gegend, oder?«
    »Na ja.«
    »Cool«, sagte er ein bisschen zu eifrig, als ob er sich wirklich darüber freute. Dann, ganz plötzlich, warf er den Kopf zurück

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