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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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Oberhand gewinnt über sterbliche Leidenschaften und Bemühungen. Als Nächstes kommt der Ruhm, der goldene Bote, der den Tod überlebt und ihn somit besiegt. Aber selbst der Ruhm muss sich, wie die Erinnerung, der Zeit unterwerfen. Unser Freund hier mit dem Stundenglas. «
    Cat versuchte, die Informationen zu verdauen. »Und wie passt das Rad in die Geschichte?«
    »Der Triumph des Schicksals. Regnabo, regno, regnavi, sum sine regno.« Jetzt klang seine Stimme spöttisch, obwohl Cat den Grund dafür nicht erkennen konnte. »Man könnte sagen, dass das Schicksal über alles andere obsiegt. Es bestimmt die Natur unserer Liebe, unseres Todes, unseres Erbes … Vielleicht ist selbst der Sieg der Zeit nicht absolut. Das Rad dreht sich, das Leben beginnt von Neuem.«

    »Und … und die Frau in der Mitte?«
    »Such’s dir aus: Domina Casus. Königin Hecuba. Fors Fortuna, Göttin des Schicksals und des Glücks.«
    Cat runzelte die Stirn. »Schicksal und Glück sind nicht dasselbe.«
    »Nein.« Er spielte mit seinem Feuerzeug, ließ die Flamme aufflackern und wieder verschwinden. Der Funke tanzte in seinen Augen. »Aber wer kann sagen, wie ein Würfelspiel endet oder was die Karte zeigen wird, die man umdreht? Wie geschickt ein Spieler auch sein mag, wie hoch auch der Einsatz, jene, die ihre Trümpfe gewinnen, haben Fortuna auf ihrer Seite.«
    »Das Spiel der Trümpfe«, flüsterte sie, als ob sie es die ganze Zeit gewusst hätte. Sie dachte an ihre erste Begegnung mit Alastor, an den König der Stäbe und an die Karte, die »Zehn der Stäbe« genannt wurde. Was hatte die dunkelhaarige Frau gesagt? Zugegeben, er hat eine schwierige Karte gezogen … und deshalb hat Alastor, als König der Schwerter, seine Buben ausgeschickt, um ihn zur Strecke zu bringen …
    »Ihr verteilt die Karten, und die anderen Spieler führen sie aus, entsprechend ihrer Bedeutung. Warum? Wegen des Nervenkitzels? Oder wegen des Preises?«
    »Ah, aber das sind keine gewöhnlichen Preise. Liebe, Tod, Ruhm – das ist nur der Anfang. Glaub mir, Cat, man kann um alles spielen.«
    Cat ahnte, dass er sich über sie lustig machte, und merkte, wie ihre ursprüngliche Abneigung zurückkehrte. »Scheint so, als hättet ihr Typen zu viel Zeit.«

    »Vielleicht hast du recht.« Alastor warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Und wenn wir gerade davon reden: Ich glaube, die Lotterie fängt gleich an. Ich hoffe doch, dass du uns Gesellschaft leistest.«
    »Kommt auf den Jackpot an.«
    »Unsere Lotterie funktioniert anders. Es ist die Chance für unsere Spieler, eine neue Karte zu ziehen und ein neues Schicksal zu gewinnen.« Er zuckte elegant mit den Schultern. »Wer könnte da schon widerstehen?«

    Cat blieb allein in der Galerie zurück und listete in Gedanken all die Gründe auf, die dafür sprachen, jetzt nach Hause zu gehen. Je länger sie blieb, desto verwirrender wurde diese ganze Vorstellung hier. Nicht nur verwirrend – absurd. Ein großspuriges Schauspiel für reiche Spinner, sagte sie sich, wobei sie den Blicken der Figuren in den Gemälden an der Wand auswich. Aber trotz aller guten Absichten ließ sie sich, nachdem sie den Raum verlassen hatte, von der Menge mitreißen, die durch den Flur strömte. Es schien ihr einfacher zu sein, mit dem Strom zu schwimmen und sich auf die Treppe zuschieben zu lassen, hinauf zum zweiten und letzten Stock. Die schwarzgold gemusterte, doppelflügelige Tür am Ende der Treppe war aufgestoßen worden, und Cat sah, dass dieser Raum, der die gesamte obere Etage einnahm, ein riesiger, verspiegelter Ballsaal war.
    Schon bald drängten sich die Menschen in dem Saal. Es war schwierig abzuschätzen, wie groß der Raum war, weil die Spiegel an den Wänden die Szenerie von allen
Seiten reflektierten. Es war ein wirbelndes Kaleidoskop aus Menschen und Lichtern und funkelndem Glas. Einen Moment lang war es Cat, als schaue sie durch die Spiegel auf unzählige andere Menschenmengen in unzähligen anderen Sälen, aber dann blinzelte sie, und der Eindruck verschwand. Stille senkte sich nieder.
    Am anderen Ende des Saals saßen die Könige und Königinnen an einem langen, schmalen Tisch. Wie Mitglieder eines Aufsichtsrats. Hinter ihnen hing ein Bildschirm von der Decke herab, der stummes Schneegestöber zeigte. Vor ihnen war ein Rad.
    Nach dem ganzen Rummel hätte Cat etwas Spektakuläres erwartet, vielleicht einen mit Edelsteinen besetzten Kultgegenstand oder eine flammende Lichtschale in der Mitte, aber das Rad sah genauso aus wie

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