Das Spiel des Schicksals
wir gemeinsam gehen, als Team.« Mit ernstem Blick schaute er sie an. »Du hattest Glück, dass bei deinem ersten Mal eine gute Karte im Spiel war. Du hättest in ziemliche Schwierigkeiten geraten können.«
Cat musste an sich halten, um nicht auf ihn einzuprügeln. Stattdessen sprang sie auf die Füße. Ihre Gesichtsmuskeln waren vor Zorn verkrampft.
»Was ist los?«, fragte Toby ehrlich erschrocken. »Sei nicht böse. Hör zu, es tut mir leid, wenn du mich missverstanden hast …«
»Dafür hast du ja schon gesorgt, nicht wahr? Ich dachte, du hättest Antworten. Erfahrung. Ich dachte, du wärst jemand, dem ich vertrauen kann.«
»Aber das kannst du! Wir hängen da doch gemeinsam drin, Cat.«
»Nein, tun wir nicht.« Die surreale Stadt an der Wand, die Fantasybücher, die Spielzeugarmee aus Rittern und Trollen … Seine blumigen Erklärungen waren rein gar nichts wert; in Wirklichkeit war das Arkanum für ihn nicht mehr als ein Spiel. Ein abenteuerlicher Tagtraum. Und was war mit diesem großspurigen Geschwafel von wegen »seine Chance nutzen« und so weiter? Er ist ein Blender, dachte sie wütend, ein bibbernder, heuchlerischer, verlogener Blender. »Du hast ja keine Ahnung«, zischte sie. »Du hast überhaupt keine Ahnung, wie es dort ist.«
Aber Toby schluckte den Köder nicht. Stattdessen betrachtete er sie interessiert. »Die Sechs der Kelche … hm, du hast irgendetwas entdeckt. Irgendetwas, das in deiner Vergangenheit begraben liegt und das du nicht verstehst. Und jetzt denkst du, das Arkanum sei deine einzige Hoffnung, die Lösung für das Rätsel zu finden. Habe ich recht?«
»Was ich gesehen oder nicht gesehen habe, geht dich gar nichts an.«
»Und trotzdem bist du zu mir gekommen und hast mich um Hilfe gebeten.«
»Nur weil du mich in dem Glauben gelassen hast, dass du so eine Art Guru in Sachen Trümpfe wärst.«
»Ich kann dir trotzdem helfen, Cat.«
»Ach tatsächlich? Kannst du mir in die Augen sehen und mir sagen, dass die amüsante Gebrauchsanleitung für das Arkanum, die du mir gerade vorgesetzt hast, mehr ist als bloße Spekulation?«
»Ähm, nein, aber es ist eine sehr fundierte Spekulation …«
»Kannst du mir sagen, wie man eine Schwelle wiederfindet, die verschwunden ist? Wie man wieder in den Spielzug der Sechs der Kelche kommt? Und was ich tun muss, wenn ich da bin?«
»Ähm, nicht direkt …«
»Nein. Du kannst mir nicht helfen. Niemand kann das. Ich traue dem Arkanum nicht. Ich traue dem Spiel nicht. Ich habe keine Ahnung, wie das alles funktioniert oder was ich überhaupt tue. Und du auch nicht.«
»Mensch, jetzt mach mal ’ne Pause! Bitte!« Als Cat zur Tür ging, stellte er sich ihr in den Weg und schaute sie flehend an. »Warte. Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass ich dich zu jemandem bringen kann, der Bescheid weiß? Zu jemandem, der weiß, wie man wieder in die Karte kommt, meine ich.« Cat zögerte, und er sprach eilig weiter. »Ich kenne da nämlich ein Mädchen, aus dem Temple House. Sie ist der einzige Joker, dem ich bislang begegnet bin – bis ich dich getroffen habe.«
»Na und?«
»Nun, so wie ich sie verstanden habe, ist sie schon
seit Jahren im Spiel, obwohl sie kaum älter sein kann als wir.«
»Und warum seid ihr beide dann kein Team? Ich hätte erwartet, dass ihr mittlerweile wie siamesische Zwillinge aneinanderkleben würdet.«
»Weil sie noch bissiger ist als du! Ehrlich, ich hab’s versucht, doch sie will nichts davon wissen. Aber vielleicht ändert sie ihre Meinung, wenn du ihr deine Geschichte erzählst und sie um Hilfe bittest. Du weißt schon, Frauen unter sich und so was.«
Cat schnaubte ungläubig, rückte aber trotzdem von der Tür ab. »Also gut.«
Sie dachte kurz nach, während Toby sie ängstlich beobachtete. »Okay. Es ist besser als nichts, nehme ich an. Weißt du, wo ich sie finden kann?«
»Ja«, sagte er, »das weiß ich. Hast du Lust, in die Kirche zu gehen?«
Toby war sich sicher, dass sein Plan ein voller Erfolg werden würde. Das besagte Mädchen, Flora, ging jeden Sonntag um fünf Uhr nachmittags in eine katholische Kirche im Westteil der Stadt, und laut Toby war es die einfachste Sache der Welt, sie nach der Messe abzufangen. Als Cat ihn fragte, woher er wusste, dass sie dort sein würde, wurde er nervös und gab zu, dass er ihr »vielleicht ein paarmal« gefolgt sei.
»Du meinst, du hast ihr nachgestellt.«
»Nein! Ich hatte überhaupt keine Hintergedanken! Es war nur … Recherche.«
Sie verengte die
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