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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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gleich gesagt? Oh, Mann! Und wir hocken hier vor einer Kirche und verschwenden unsere Zeit!«
    Aber Tobys Blick wurde unsicher. »Die Sache ist die …
Flora … nun, sie ist anders, wenn sie im Spiel ist. Das Arkanum bringt die unterschiedlichsten Facetten der Menschen zum Vorschein. Verborgene Seiten. Ich bin nicht sicher, ob es eine so gute Idee ist, wenn du …«
    »He, he! Mal langsam! Du warst doch derjenige, der unbedingt noch ein paar Kameraden rekrutieren wollte, aber jetzt, da wir die Möglichkeit haben, mit einem Joker Kontakt aufzunehmen, willst du kneifen?«
    Toby errötete. »Von Kneifen habe ich nichts gesagt.«
    »Schön. Wenn das so ist, treffen wir uns um acht vor dem Temple House.«

    Diesmal war es Toby, der zu spät kam. Seine Eltern waren bei ihren Vorbereitungen für eine Lesung aufgehalten worden, und er war fürchterlich nervös, ob er rechtzeitig – besser gesagt: vor ihnen – wieder zu Hause sein würde.
    Cat hatte nur wenig Mitleid mit ihm. Sie selbst fühlte sich schuldig, weil sie ausgegangen war, obwohl Bel, die sonntags ihren freien Tag hatte, ihr angeboten hatte, einen Frauenabend zu veranstalten. Sie hatte sich sogar Gregs DVD-Spieler ausgeliehen. Trotzdem hatte Cat den Eindruck, dass Bel erleichtert gewesen war, als sie erklärt hatte, sie würde mit einer Schulfreundin ins Kino gehen. Die Gefühle, die gestern Abend freigelegt worden waren, machten es den beiden im Augenblick unmöglich, unbefangen miteinander umzugehen.
    Nicht dass sie Toby etwas davon erzählte. Sie hatte auch nicht vor, ihm von ihrer Begegnung mit Ahab
und Odile zu berichten. Das ging nur sie etwas an. Wenn er ihr helfen wollte, schön und gut. Aber das bedeutete nicht, dass sie verpflichtet war, ihre Geheimnisse vor ihm auszubreiten oder Gefühle zu offenbaren, an die man besser nicht rührte.
    Doch sobald sie und Toby den Mercury Square betraten, war alles andere vergessen. Es war wie am vergangenen Freitag. Warmes Licht ergoss sich auf das Pflaster; leises Gelächter und Gesprächsfetzen zogen durch die Straße. Cat konnte sogar das Klavier hören, auf dem diesmal eine federleichte Jazzmelodie gespielt wurde.
    Derselbe verlebte Türsteher hatte auch heute Abend wieder Dienst, aber er gab weder zu erkennen, ob er sich an sie erinnerte, noch stellte er sich ihnen in den Weg, als sie sich durch den Vorhang schoben und in die Halle dahinter traten. Das Haus war genauso prächtig, wie Cat es in Erinnerung hatte, wenn auch nicht ganz so belebt, und das Echo der Partygeräusche brachte ihre Orientierung ebenso durcheinander wie beim letzten Mal. Sie versuchte, den Nebel aus ihrem Kopf zu schütteln, und sagte mit mehr Energie, als sie empfand: »Also gut. Flora, wir kommen ! «
    Sie begannen mit ihrer Suche in dem Zimmer rechts von der Treppe, wo Cat bei ihrem letzten Besuch die Pokerspieler beobachtet hatte. In dem Raum befanden sich nur zwei Personen, ein Pärchen, das in einer Ecke saß und sich leise unterhielt. Cat marschierte geradewegs zum Fenster. Draußen war die dunkle und bitterkalte Dezembernacht, aus der sie gekommen waren, einer lila angehauchten
Sommerdämmerung gewichen. Saftiges Laub hing an den Bäumen in dem kleinen Park; winzige weiße Lichter funkelten in den Zweigen und entlang des Geländers. Es schien so, als ob die meisten Gäste sich draußen auf der Straße aufhielten, gemütlich auf – und abschlenderten oder unter den Bäumen standen und miteinander redeten.
    Fragend wandte sich Cat zu Toby um. »Können wir auch da rausgehen?«
    »Klar. Ich zeig’s dir.« Sie gingen wieder in die Halle und durch den goldenen Vorhang. Die Eingangstür stand offen und gab den Blick frei auf den winterlichen Platz vor dem Haus. Toby sprach den Türsteher an. »Hallo. Könnten Sie uns bitte rauslassen? Auf die andere Seite?«
    Der Türsteher starrte sie regungslos an. Er sagte nichts, sondern zog nur eine Karte von einem Stapel zu seiner Linken. Als er die rechte Handfläche über das Motiv der Karte legte, verharrte das Bild noch eine Weile vor ihren Augen: Drei Gestalten, die in einer mit Blumen und Früchten berankten Laube tanzten und tranken. »Die Drei der Kelche. Die Herrschaft des Überflusses. Das ist die Party-Karte«, sagte Toby grinsend. Und als sie jetzt zur Tür schauten, erblickten sie grüne Baumkronen und einen von purpurfarbenen Flecken übersäten Himmel.
    Es mochte ja vielleicht der exklusivste Club der Welt sein, aber die Mitglieder waren vielfältiger, als Cat sie bei ihrem ersten

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