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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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wir wollen. Wir müssen uns nicht jedes Mal an die Fersen von irgendeinem Ritter hängen. Wir hätten dann unsere eigene Karte, unsere eigene Schwelle, und wir müssten keinem König und keiner Königin Rechenschaft ablegen. «
    Wieder kam kein Kommentar von Blaine. Cat verstummte.
    »Wenn es euch recht ist«, sagte Flora, die inzwischen eingehend ihre Fingernägel betrachtete, »wäre es schön, wenn wir mit weiteren Ausflügen bis nach Weihnachten warten könnten. Würde es euch irgendwelche Umstände machen, euch am zweiten Weihnachtsfeiertag freizunehmen? «
    Das Gespräch wandte sich der Klärung von Details zu, dem Wo, Wie und Wann, wie immer, wenn sich eine Gruppe verabredet. Blaine hielt sich auch diesmal heraus. Aber als die anderen Cats Vorschlag besprachen, man solle sich um drei Uhr am Piccadilly Circus treffen, wandte er den Blick von der beschlagenen Fensterscheibe ab.
    »Kein Grund zur Eile«, sagte er plötzlich. »Es ist ja nicht so, dass die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel
steht. Wir müssen nicht einmal die Welt aus den Klauen des Bösen retten.«
    »Nun, das nicht gerade«, sagte Toby, »aber den Gehängten … «
    »Machen wir uns nichts vor: Wir tun das nicht ihm zuliebe.«
    Darauf wusste niemand etwas zu sagen. Sie dachten an die leeren Karten, die sie bei sich hatten, an die Versprechen, die sie beinhalteten. Blaine ließ seinen Blick langsam über die Gesichter am Tisch schweifen. »Wie seid ihr überhaupt in die Sache reingeraten?«
    Die Frage kam so unerwartet, dass Cat anfing zu stottern. »Es … es fing an, als ich … mit jemandem zusammenstieß … buchstäblich.«
    »Ich … ähm, habe ein Gespräch mitangehört«, sagte Toby zögernd. Seine Füße tappten nervös unter dem Tisch.
    »Ich bin einer Spur gefolgt«, erklärte Flora mit aufsässigem Blick. »Und du?«
    »Ich habe ein Buch gelesen.« Blaine schob den Teller weg und stand auf. »Ihr seid ja ein wahrer Quell an Informationen«, bemerkte er mit sarkastischem Unterton. »Bis demnächst … Freunde.«
    Die anderen drei starrten auf seinen sich entfernenden Rücken. »Sieht so aus, als hättest du Konkurrenz in Sachen Geheimniskrämerei bekommen, Cat«, sagte Toby. »Komisch, er hört sich irgendwie gar nicht wie ein Typ von der Straße an.«
    »Und wie klingt ein ›Typ von der Straße‹?«

    Toby nahm die Frage ernst. »Rauer, mit einer gröberen, undeutlicheren Aussprache. He, meint ihr, er ist in einer Gang? Ich bin mir fast sicher, dass ich ein Tattoo auf seinem Nacken gesehen habe.«
    »Das war wahrscheinlich nur Dreck«, versetzte Flora, trank aus ihrer Tasse und zuckte zusammen, weil der Tee kalt geworden war. »Ehrlich gesagt, kann er von mir aus für die Taliban Waffen schmuggeln, solange er auftaucht und tut, was von ihm verlangt wird.«

    Nachdem sie den Imbiss verlassen hatte, beschloss Cat, in der Oxford Street ein bisschen Zeit totzuschlagen, obwohl sie ihre Weihnachtseinkäufe – Pralinen für Greg und eine teure Gesichtscreme für Bel – schon lange erledigt hatte. Die Menschenmassen Londons erschreckten sie nicht mehr; sie hatte ihre Fähigkeit, sich in der Menge zu verlieren, ohne verloren zu gehen, wiedererlangt. Aber als sie den Oxford Circus erreichte, bereute sie ihre Entscheidung.
    Der Gehsteig war vor lauter Menschen nicht mehr zu sehen. Die Körper in dicke Winterkleidung gehüllt, die Gesichter entschlossen, rangen die Ellbogen, Einkaufstaschen und Füße um jeden Zentimeter Platz. Die Schaufenster waren bis zum Rand mit falschen Sternen und klinisch weißem Schnee dekoriert. Auch ihre Versprechungen waren falsch: Magie! Romantik! Das perfekte Geschenk! Eine bessere Zukunft! Über der Regent Street tanzten hell erleuchtet die Figuren aus dem neuesten Walt-Disney-Film in der Luft. Der sirupartige Geruch von einem Maronenstand vermischte sich mit den Abgasen
und dem scharfen Zwiebelaroma einer Hotdogbude. »Sünder verschwenden, aber Jesus rettet!«, verkündete ein Prediger mit einem Megafon. »Wenn ihr einkauft, bis ihr umfallt, wer wird euch dann auffangen?«
    »Scheint so, als sei das Ende nah«, erklang eine Stimme neben Cats Ohr. Es war Alastor, der König der Schwerter, der den Kragen seines langen schwarzen Mantels hochgeschlagen hatte und an einem Schaufenster lehnte, das dicht mit Sonderangebotsplakaten beklebt war.
    Cat zuckte zusammen, hatte aber ihre Stimme in der Gewalt. »Machen Sie Weihnachtseinkäufe?«
    »Eigentlich hatte ich gehofft, du würdest mir ein bisschen von deiner Zeit

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