Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
Vom Netzwerk:
will; hat dir das deine Mutter nicht beigebracht? Also wenn du nicht geschäftlich hier bist, zieh Leine. Mach schon, verschwinde. «
    »Alter Griesgram«, murmelte eine Frau, die mit einem Klemmbrett in der Hand vorbeiging. »Blaine, richtig?«
    »Genau.«
    »Ich weiß schon – er spült manchmal das Geschirr und
erledigt andere Arbeiten. Bleibt natürlich unter uns.« Sie zwinkerte Cat fröhlich zu. »Wenn du ein bisschen wartest, ist Maleks Schicht zu Ende. Vielleicht weiß er mehr. Ich sage ihm, dass er mal mit dir reden soll.«
    Cat verzog sich auf die Straße. Eine Viertelstunde später kam ein kleiner Mann in der Uniform des Reinigungspersonals zu ihr. Sein dunkles Gesicht war grau vor Müdigkeit. »Du suchst Blaine?«
    Cat nickte.
    »Was du wollen?«
    »Er … er hat mal eine Weile für meinen Onkel gearbeitet. Vielleicht haben wir wieder Arbeit für ihn, das ist alles.«
    Malek antwortete nicht sofort, sondern betrachtete sie aufmerksam. Was er sah, schien ihn zufriedenzustellen.
    »Okay. Blaine sein manchmal in Langdon Street neben türkisch Laden. Ist unter Erde.«
    Vermutlich im Untergeschoss. Cat fühlte sich plötzlich beschwingt. Die Langdon Street lag in Soho.

    Die Luft vor dem türkischen Café war warm und aromatisch; Berge von Gebäck schimmerten in dem Fenster, das mit einer roten Lamettagirlande dekoriert war. Auf der einen Seite des Cafés befand sich ein kleiner Eisenwarenladen, auf der anderen ein leeres Büro. Gemessen an den vielen Schichten von Postern und Ankündigungen auf der Scheibe, stand es schon geraume Zeit leer.
    Aber hier unten in der feuchten Enge der Ladenpassage
konnte Cat Spalten aus Licht erkennen und Stimmen hören. Sie klopfte an die Tür.
    Sofort verstummten die Stimmen. Sie klopfte wieder.
    Sie musste etwa eine Minute warten, ehe die Tür einen Spaltbreit geöffnet wurde. Es war Blaine. Seinem Gesicht war anzumerken, dass er sie sofort erkannte. Genauso plötzlich, wie das Erkennen gekommen war, verschwand es wieder. »Ja?«
    »Ich heiße Cat.«
    »Ja und?«
    »Malek – vom Hotel – meinte, du wärst vielleicht hier.« Seine feindliche Miene änderte sich nicht, und unwillkürlich musste sie an Flora denken, die vor der Kirche die Ahnungslose und im Arkanum die Arrogante gespielt hatte. Sie wollte sich nicht noch einmal in die Ecke drängen lassen. »Ich will mit dir reden.«
    »Worüber?«
    »Über das hier.«
    Sie schob ihm die vierte Karte in die Hand. Die Geste traf ihn unvorbereitet, und er nahm die Karte, ehe er erkannte, was es war. Als sich die ineinander verschlungenen Räder zu einem Bild wandelten, das Cat nicht genau erkennen konnte, wandelte sich auch sein Gesichtsausdruck. Das Misstrauen wich einer entschlossenen Härte.
    »Alles klar, Bruder?« Eine zweite Person war hinter Blaine getreten, ein sehr dünner, sehr großer bleicher Typ mit Dreadlocks, die flamingo-pink gefärbt waren.
    Blaine räusperte sich. Seine Ärmel waren hochgekrempelt,
und mit der freien Hand fuhr er eine zerklüftete Narbe an der Außenseite seines rechten Arms entlang. Er hatte die Augen nicht von der Karte abgewandt, obwohl die nun leer war. »Ja. Nur irgendein Kid.«
    Cat spürte einen ärgerlichen Stich. Dieser Typ war gerade mal ein Jahr älter als sie – höchstens. Sie fixierte ihn mit ihrem kühlen grauen Blick. »Also, willst du nun mit mir reden oder nicht?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sieht so aus, als hätte ich keine andere Wahl.«
    Ich genauso wenig, wollte sie erwidern. Dafür hatte die Sechs der Kelche gesorgt. Vielleicht gab es irgendwo in der sich ständig wandelnden Welt des Arkanums andere Karten mit deren Hilfe sie herausfinden konnte, wer ihre Eltern umgebracht hatte, und warum. Aber jetzt hatte sich ihr ein Weg eröffnet – ein Weg, zu ihren eigenen Bedingungen zu spielen, ein Spiel, das ihr den Trumpf der Gerechtigkeit einbringen konnte und damit die Chance, Unrecht aus der Welt zu schaffen. Es war schwer, an irgendetwas anderes zu denken. Enthüllung, Urteil und Strafe.
    Ja, sie wusste, wie Blaine sich fühlte. Es blieb keine andere Wahl.

    Cat hatte mit den anderen ausgemacht, dass sie sich in dem schmuddeligen Schnellimbiss treffen würden, von dem Toby so begeistert war. Ihre Zusammenkunft sollte nicht viel mehr sein als eine kurze Bestandsaufnahme der Ereignisse; sie hatte nicht erwartet, Blaine so schnell
zu finden. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit, je näher sie dem Imbiss kamen, obwohl sie wusste, dass die anderen überrascht

Weitere Kostenlose Bücher