Das Spiel geht weiter
Familie zu streiten, das sie, wie Darcy zu ihrem Erschrecken feststellte, mit größter Selbstverständlichkeit einschloss. Serena legte ihr ganz ungezwungen einen Arm um die Schultern, während sie Caine zurechtwies, was für ein Banause er doch sei, eine solche Gelegenheit bei einer Pizza feiern zu wollen.
Ihre Gefühle überwältigten Darcy, schnürten ihr den Hals zu und brannten ihr in den Augen. Sie hörte, wie ihr Atem immer rasselnder ging, spürte, wie ihr das Luftholen immer schwerer fiel.
»Entschuldigen Sie mich«, brachte sie mühsam heraus, bevor sie zur Treppe eilte. Das plötzliche Verstummen des allgemeinen Lachens und Geplauders dröhnte laut in ihren Ohren. Sie rannte nach oben und schloss sich im Badezimmer ein. Dort drehte sie mit fliegenden Händen alle Wasserhähne auf, sodass das Rauschen des Wassers ihr Schluchzen übertönte.
Dann setzte sie sich auf den Boden und weinte hemmungslos wie ein kleines Kind.
6. K APITEL
Als Darcy wieder aus dem Bad kam, war es in der Suite still. Sie wusste nicht, ob sie erleichtert sein oder vor Scham im Boden versinken sollte, als ihr klar wurde, dass man sie allein gelassen hatte.
Sie würde sich bei allen für ihr plötzliches Verschwinden entschuldigen müssen. Aber so hatte sie erst einmal etwas Zeit gewonnen, um sich zu beruhigen.
Sie schaute sich im Schlafzimmer um und ließ ihren Blick über die Schachteln und glänzenden Einkaufstüten gleiten. Am vernünftigsten wäre es wohl, erst einmal alles wegzuräumen und einzusortieren. Damit könnte sie zumindest einen Bereich ihres Lebens in Ordnung bringen.
Sie packte gerade eine neue Bluse aus, als sie Schritte auf der Treppe hörte.
»Ist alles in Ordnung mit dir?« Mac stand vor ihr.
»Ja. Ich dachte, alle wären weg.«
»Ich bin geblieben«, entgegnete er schlicht und kam auf sie zu. Er blickte auf die Bluse, die sie mit verkrampften Fingern an ihre Brust gepresst hielt. »Hübsche Farbe.«
»Oh … ja. Deine Mutter hat sie ausgesucht.« Sie kam sich albern vor und zwang sich, den Griff zu lockern und die Bluse in den Schrank zu hängen. »Es war so unhöflich von mir, einfach wegzulaufen. Ich werde mich entschuldigen müssen.«
»Dafür gibt es keinen Grund.«
»Natürlich gibt es den.« Die Bluse akkurat auf den Bügel zu hängen schien plötzlich von ungeheurer Wichtigkeit. »Es war nur, weil plötzlich alles auf mich einzustürmen schien.« Sie kam zurück und packte eine Hose aus, wiederholte die Prozedur mit dem Aufhängen.
»Das ist durchaus verständlich, Darcy. Es ist viel Geld. Es wird dein Leben verändern.«
»Das Geld?« Abwesend warf sie ihm einen Blick zu, dann wedelte sie mit den Händen in der Luft. »Nun ja, ich denke, das Geld ist ein Teil davon.«
Er legte den Kopf schräg. »Was denn sonst noch?«
Sie nahm eine Schachtel auf, legte sie wieder ab und ging zum Fenster. Es war immer noch ein seltsames Gefühl, hier zu stehen und eine Welt, die sie gerade erst zu erkunden begann, zu ihren Füßen ausgebreitet liegen zu sehen.
»Deine Familie ist so … so überwältigend schön. Du ahnst wahrscheinlich gar nicht, was du da besitzt. Das kannst du auch nicht. Sie waren schon immer deine Familie, wie solltest du es da wissen?«
Sie blickte auf die blinkenden Lichter der Casinos auf der anderen Straßenseite. Gewinnen, gewinnen, gewinnen, schienen sie zu signalisieren.
Dabei ist es doch gar nicht so schwierig zu gewinnen, dachte sie. Nur unendlich viel schwerer, diesen Preis dann auch halten zu können.
»Ich bin eine Beobachterin«, sagte sie. »Ich kann gut beobachten, deshalb will ich ja auch niederschreiben, was ich sehe. Was ich fühle oder erlebe.« Sie schlang die Arme um sich und drehte sich zu ihm um. »Ich habe deine Familie beobachtet.«
Sie sieht so bezaubernd aus, dachte er. Und verloren. »Und was hast du gesehen?«
»Deinen Vater, wie er zärtlich mit dem Haar deiner Mutter spielte, als wir gestern zusammen in der Lounge saßen.« Sie erkannte die Verwirrung in seinen Augen und lächelte. »Für dich ist das normal, du bist daran gewöhnt, dass sie sich berühren, deshalb fällt es dir gar nicht mehr auf. Er hat den Arm um sie geschlungen, und sie hat sich an ihn gelehnt …« Darcy schloss voller Sehnsucht die Augen und legte sich eine Hand auf das Herz. »… sich an ihn geschmiegt, in dem Wissen, genau dorthin zu gehören. Und dann hat er mit einer Strähne ihres Haars gespielt, während er mit ihr sprach. Es war wunderschön anzusehen. Wie dieses
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