Das Spiel geht weiter
dieser eleganten, weltmännischen Fassade bist du im Grunde deines Herzens richtig altmodisch und stockkonservativ.«
Er starrte sie an, nicht sicher, ob er amüsiert oder beleidigt sein sollte. »Hast du Hunger?«, fragte er daher nur.
»Nicht wirklich.« Sie konnte einfach nicht still sitzen und wanderte aufgeregt im Zimmer auf und ab. »Es war wirklich wunderschön. Es war der unglaublichste Tag in meinem Leben – und ich habe in letzter Zeit wirklich ein paar unglaubliche Tage gehabt. Ich bin noch völlig aufgewühlt.« Sie schlang die Arme um sich. »Ich glaube nicht, dass es da noch Raum für Essen gibt.«
Ihre Jacke fing das Licht auf und warf es schillernd zurück. Aber es war ihr Gesicht – es schien immer ihr Gesicht zu sein –, das seinen Blick festhielt. »Vielleicht ein Glas Champagner?«
Sie lachte, ein wunderbar warmer, heller Laut. »Für Champagner ist immer Platz. Man stelle sich vor, dass ich so etwas überhaupt sagen kann. Jede Minute geschieht ein neues kleines Wunder.«
Er holte eine Flasche aus dem Kühlschrank und schaute Darcy an, während er den Korken knallen ließ. Ihre Augen, ihre Wangen und Lippen glühten. Alles an ihr schien zu pulsieren vor Energie und ungetrübter Lebensfreude.
Es zu sehen, es zu fühlen erregte ihn, erfüllte ihn mit Zufriedenheit und machte ihn gleichzeitig nervös. Bleib bei mir, schien sie zu sagen. Und bei ihr zu sein, auf einer belebten Straße, in einem zerwühlten Bett, in einem von Kerzen erhellten Restaurant, schien plötzlich ungemütlich wichtig für ihn geworden zu sein. Wie sollte er den Blick von ihr wenden können, wenn sie so vor Leben strahlte?
»Es gefällt mir, wenn du so glücklich aussiehst.«
»Dann musst du ja auch einen netten Abend haben, denn ich war noch nie so glücklich.« Sie nahm ihr Glas entgegen und drehte sich einmal im Kreis, während sie einen Schluck nahm. »Kann ich noch ein bisschen bei dir bleiben und die Leute beobachten?«, fragte sie und deutete auf die Überwachungsmonitore.
Wusste sie wirklich nicht, welche Wirkung sie auf ihn ausübte? »Bleib, solange du willst.«
»Erzählst du mir, wonach du Ausschau hältst, wenn du die Monitore überwachst? Ich sehe einfach nur Menschen.«
»Ärger, der sich anbahnen könnte, Tricks, Zeichen.«
»Zeichen?«
»Jeder benutzt sie, hat sie. Gesten, Angewohnheiten, die einem sagen, was in den Köpfen vorgeht.« Er lächelte sie an. »Du zum Beispiel verschränkst die Finger, wenn du nervös bist. Das hält dich davon ab, an den Nägeln zu knabbern. Du neigst deinen Kopf leicht nach links, wenn du konzentriert nachdenkst.«
»Oh. So wie du deine Hände in die Taschen schiebst, wenn du frustriert bist – damit du nicht auf jemanden losgehst.«
Er hob eine Augenbraue. »Ja, genau so.«
»Es ist leicht, wenn man nur ein paar Leute beobachtet, aber da unten sind so viele.« Sie deutete auf die Monitore. »Wie kann dir da überhaupt etwas auffallen?«
»Man lernt mit der Zeit, worauf man achten muss. Diese Monitore sind nur zur Unterstützung da.« Er trat hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um mit ihr zusammen das Geschehen auf den Bildschirmen zu verfolgen. »Der Erste in unserer Verteidigungslinie ist der Geber. Dann die Leute von der Spielaufsicht. Schließlich der Sicherheitsdienst. Und über allem schwebt das elektronische Auge. Diese Bildschirme hier sind noch gar nichts. Wir haben einen Kontrollraum mit Hunderten von Monitoren. Das Personal dort behält die Leute bis in den hintersten Winkel des Casinos im Auge. Wenn sie einen Zinker entdecken …«
»Einen was?«
»Einen Falschspieler, der noch zwei Karten im Ärmel hat. Kartenbetrug und gezinkte Würfel sind ein großes Problem. Wir denken schon über elektronische Leibesvisitation nach.«
Elektronische Leibesvisitation, dachte sie. Falschspieler, aus dem Ärmel gezauberte Spielkarten, gezinkte Würfel. Wäre das nicht ein faszinierender Hintergrund für ein Buch? »Was passiert, wenn jemand beim Betrug erwischt wird?«
»Wir werfen ihn vor die Tür.«
»Das ist alles?«
»Niemand von ihnen verlässt das Haus mit unserem Geld.«
Die Kälte in seiner Stimme veranlasste Darcy, ihn anzuschauen. »Darauf wette ich«, murmelte sie.
»Wir sind ein sauberes Casino. Die Kameras helfen dabei, die ganze Sache ehrlich zu halten. Trotzdem besteht immer ein Risiko für das Haus. Es ist nicht schwer, im ›Comanche‹ Geld zu gewinnen, allerdings wird man es nicht lange behalten können.«
»Weil man
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