Das Spiel geht weiter
größer gewesen als das Verlangen nacheinander.
Mac war offensichtlich schon aufgestanden, sie lag allein in dem großen Bett. Wenn er gelernt hatte, mit so wenig Schlaf auszukommen, dann konnte sie das auch lernen.
Sie gähnte ausgiebig und tastete mit geschlossenen Augen nach dem Telefonhörer. »Hallo?«, murmelte sie und vergrub das Gesicht samt Hörer am Ohr wieder im Kissen.
Knappe fünfzehn Minuten später saß sie kerzengerade im Bett und starrte mit leerem Blick ins Nichts. Vielleicht hast du geträumt, dachte sie und sah auf das Telefon. Hatte sie wirklich gerade mit einem Verlag in New York telefoniert? Hatte dieser Verlag sie wirklich gebeten, das fertige Manuskript zu schicken?
Sie presste eine Hand auf ihre Brust. Ihr Herz schlug schnell, aber regelmäßig. Der kühle Lufthauch der Klimaanlage fuhr über ihre bloßen Schultern. Nein, sie war eindeutig wach. Hellwach.
Also kein Traum, dachte sie. Sie zog die Knie an und schlang die Arme darum. Nein, absolut kein Traum.
Die Zeitungen waren voll mit ihrer Geschichte – das hatte auch die Verlegerin erwähnt. Darcy hatte den Reportern erzählt, dass sie an einem Roman schrieb, und jetzt war das nächste Wunder passiert. Ein Verlag interessierte sich dafür.
Es ist nur wegen des Medienrummels, dachte Darcy und lehnte die Stirn an die Knie. Sie war eine Sensation, war selbst zu einer Geschichte geworden, und der Verlag interessierte sich nur für sie, weil die Öffentlichkeit sich für sie interessierte. Hier ging es gar nicht um ihre Arbeit.
Was mich also keineswegs zu einer Schriftstellerin macht, dachte sie mit einem Seufzer.
Doch was machte das schon? Sie setzte sich gerade auf und ballte die Fäuste. Immerhin hatte sie einen Fuß in der Tür. Die Chance, um zu beweisen, dass ihre Arbeit gut war. Sie würde ihr erstes Manuskript einschicken. Und die ersten Kapitel des zweiten Buches. Sie würde ihre Arbeit für sich selbst sprechen lassen.
Hastig schleuderte sie die Bettdecke beiseite, sprang aus dem Bett, warf sich einen Morgenrock über und raste die Treppe nach unten, um sich an den Computer zu setzen und die ersten beiden Kapitel zu überarbeiten.
Sie nahm sich vor, Mac nichts zu verraten und auch sonst niemandem, weil sie befürchtete, es könnte ihr womöglich Unglück bringen. Dieser Aberglaube war auch eine neue Charaktereigenschaft. Oder vielleicht eine, die sie bisher nur unterdrückt hatte.
Darcy arbeitete konzentriert den ganzen Tag, redigierte, ersetzte, strich. Polierte die Sprache, bis sie zu der Überzeugung gelangte, nichts mehr verbessern zu können.
Während sie das Manuskript ausdruckte, suchte sie sich ihre Agentenliste heraus. Wenn sie einen professionellen Eindruck machen wollte, brauchte sie auch eine angemessene Vertretung. Es war Zeit, das Risiko einzugehen. Endlich.
Was da auf ihrer Liste stand, waren jedoch nur Namen für sie. Gesichtslose Inbegriffe von Macht. Woher sollte sie wissen, auf wen sie setzen sollte? Welcher von diesen Leuten, die hinter den Namen standen, würde etwas in ihr sehen, das die Mühe wert war?
Auf dem Einarmigen Banditen waren nur Sterne und Monde zu sehen gewesen, erinnerte sie sich. Sie hatte schon einmal auf ihr Glück gesetzt. So schwer war es doch gar nicht, das zu wiederholen.
Einem Impuls folgend, schloss sie die Augen, beschrieb mit ihrem Finger einen Kreis in der Luft und tippte dann blind auf die Liste.
»Mal sehen, wie viel Glück du dieses Mal hast«, murmelte Darcy und griff nach dem Hörer.
Zwanzig Minuten später hatte sie einen Repräsentanten, oder zumindest das Versprechen, dass man Manuskript und weitere Probetexte ihrer Arbeit lesen und die Verhandlungen übernehmen würde, sollte der Verlag ein Angebot machen.
Äußerst zufrieden tippte Darcy ein Begleitschreiben, dann bestellte sie an der Rezeption schnell einen Kurierdienst, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Fast hätte sie es doch noch getan. Während der Kurierfahrer darauf wartete, dass sie den Umschlag zuklebte. Dutzende von Ausflüchten wirbelten in ihrem Kopf durcheinander.
Es war noch nicht fertig. Sie war noch nicht so weit. Das Buch musste noch gründlicher überarbeitet werden. Sie brauchte mehr Zeit. Sie überließ Fremden ihre Arbeit, in die sie Herzblut investiert hatte. Sie sollte jemanden um Rat fragen, bevor sie es einschickte. Sie könnte die Agentin anrufen mit der Ausrede, erst das zweite Buch beenden zu wollen, bevor sie das erste Manuskript einschickte.
Feigling, tadelte sie
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