Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen
klein.
Die restlichen Kommentare stammen je zur Hälfte von Jungen und Mädchen, wobei die Jungs schreiben, wie hübsch und süß ich aussehe, während die Mädchen behaupten, dass sie tausendmal bessere Partnerinnen für Ian gewesen wären. Er hat schon ein paar echte Groupies.
Na, ich wünsche ihm viel Glück, dass er heute Abend ausgewählt wird. Während ich ihm mental meine Unterstützung übermittle, ploppt eine Risk -Seite auf: Guck mal, wer da spielt! zeigt die Videoclips der ersten Spieler, die es in Washington und Tampa in die Live-Runden geschafft haben: Ein paar Minuten später taucht ein Fenster mit Guck mal, wer da zuschaut! auf, mit Fotos von Leuten, die bereits als Beobachter eingetragen sind, entweder online oder persönlich. Auch das Publikum will seine fünf Minuten Ruhm.
Jetzt, wo ich selbst an zwei Challenges teilgenommen habe, würde ich heute Abend auch gern zusehen, und wenn ich nicht schon etwas anderes vorhätte, würde ich es vielleicht sogar tun. Aber Risk gibt es auch noch nächsten und übernächsten Monat. Den Abend heute will ich mit Matthew verbringen. Es ist Zeit, den Computer runterzufahren und den Tag zu beginnen.
Ich mache meine Mathehausaufgaben, zeichne ein paar Entwürfe für den Mode-Kurs und backe nebenher drei verschiedene Kuchen, die ich heute Abend mitbringen will. Trotzdem ziehen sich die Stunden endlos dahin.
Pünktlich um fünf Uhr sitze ich im Auto. Kaum am Theater angekommen, bin ich auch schon mittendrin in der Arbeit. Am Abschlussabend wollen alle perfekt aussehen.
Als ich zu Syd komme, ist die Stimmung merkwürdig. Sie ist fröhlich und scherzt mit allen, aber ich bin sicher, ich merke als Einzige, dass sie mich kaum ansieht. Und als jemand sagt, wie cool es ist, dass ich noch eine Challenge geschafft habe, wechselt sie schnell das Thema.
Sie hat schon wieder einen riesigen Blumenstrauß bekommen, und der ganze Raum duftet nach Pfingstrosen, aber sie will nicht verraten, von wem er ist, obwohl die anderen Mädchen sie deswegen löchern. Sobald ich ihr die falschen Wimpern angeklebt habe, verlässt sie schnell die Garderobe.
Zum Glück lenkt Matthew mich von ihr ab, indem er mir wieder die Hand auf die Hüfte legt. Er will unbedingt meine Risk -Videos abspielen, während ich ihn schminke, aber ich befehle ihm, still zu halten.
Trotzdem zeigt er mir sein Handy mit einer neuen Risk -Werbung auf dem Display.
» In Austin haben die Live-Runden angefangen. Ich wette, du würdest in einem Cowgirl-Outfit großartig aussehen. Fühlst du dich heute Abend mutig, kleine Vee? «
» Ich habe nicht vor, mir noch mehr Wasser über den Kopf zu gießen, falls du das meinst. «
Ich hoffe, er spekuliert nicht darauf, denn ich liebe die Vintage-Brokatjacke und den seidenen Minirock, den ich heute anhabe. Dumm, dass ich für die Arbeit hinter der Bühne flache Schuhe mit weichen Sohlen tragen muss, Stiefel hätten wesentlich besser dazu ausgesehen. Aber ich habe mein Outfit mit einem True-Blood -T-Shirt und einem Wahlkampf-Button für Jimmy Carter, den ich auf einem Trödelmarkt gefunden habe, komplettiert. Nicht dass Jungs ausgeklügelte Accessoires zu würdigen wüssten. Oder eine Ahnung hätten, wer Jimmy C. ist.
Sobald Matthew und die übrigen Schauspieler fertig geschminkt und angezogen sind, dränge ich mich an den in den Kulissen wartenden Darstellern und Bühnenarbeitern vorbei zum Vorhang durch. Die meisten tätscheln mir den Arm oder klatschen mich anerkennend ab, weil ich jetzt schon die zweite Risk -Challenge geschafft habe. Ihre Glückwünsche erinnern mich daran, jeden Augenblick dieses letzten Vorstellungsabends bewusst zu genießen, an dem alle ein bisschen sentimental und gleichzeitig aufgekratzt sind, es geschafft zu haben. Vielleicht kann ich mich mit Sydney vor der Party noch versöhnen. Wenn ich mich entschuldige.
Den dritten Abend in Folge geht die Vorstellung glatt über die Bühne. Die monatelangen Proben haben sich gelohnt, auch wenn die ganze Schufterei bald nur noch eine Erinnerung auf irgendwelchen Video-Aufnahmen ist.
Am Ende des dritten Aktes stehe ich neben der Bühne, rieche das alte Holz und achte darauf, nicht aus Versehen zu früh an der Kordel des staubigen Samtvorhangs zu ziehen. Wenn ich um die Ecke schiele, kann ich vertraute Gesichter im Publikum sehen. Liv und Eulie sind gekommen, um sich das Stück noch einmal anzusehen. Ganz rechts glaube ich das Profil meiner Mutter zu erkennen. Ja, neben ihr sitzt mein Vater, der sich unruhig
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