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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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Spiel, diese grauenhaften Spekulationen, das ist alles ein einziger Mist. Ich will einfach nur nach Hause gehen, schlafen und alles vergessen. Schreiend hämmere ich an die Tür und schlage mir dabei die Fingerknöchel wund. Ich bin wütend auf mich selbst, mich in diese Lage gebracht zu haben, wütend auf Risk wegen dieser schrecklichen Challenge und wütend auf die Beobachter, die tatenlos zusehen und mich nicht retten. Ich drehe mich in Richtung der Kameras und zeige ihnen trotzig beide Mittelfinger. Sie wollen mich leiden sehen? Das können sie vergessen!
    Die Tür hinter mir macht ein klickendes Geräusch.
    Ich rapple mich auf, was mir schwerfällt, weil meine Beine ganz taub geworden sind. Dann rüttle ich am Türgriff und dieses Mal geht die Tür auf. Halb erwarte ich, dass sich die Welt davor in ein weiteres Horrorszenario verwandelt hat. Doch es ist immer noch der Gang mit den kleinen Lichtern am Boden. Die Luft ist kalt, aber klar. Ich atme sie in tiefen Zügen ein und laufe den Gang hinauf zu der Tür, die wieder in den Raum mit den anderen Spielern führt. In dem Moment, in dem ich sie erreiche, springt sie auf.
    Die plötzliche Helligkeit lässt mich blinzeln. So hell war es mir vor der Challenge gar nicht vorgekommen. An der Tür erwartet mich Ian mit ausgebreiteten Armen. Ich lasse mich hineinfallen und festhalten.
    » Du hast es geschafft! « , sagt er.
    » Als hätte ich eine Wahl gehabt « , seufze ich.
    Ich spüre, wie mein Körper und mein Geist gleichzeitig aufgeben. Hätte ich die Kraft dazu, würde ich geradewegs zur Tür hinausmarschieren. Aber meine Beine knicken beinahe unter mir ein.
    Ian scheint es zu spüren, denn er trägt mich fast zu unserem Zweiersofa, wo ich mich in der Hoffnung, den Rest der Welt zu vergessen, an ihn presse. Sein Herzschlag scheint so stark, so sicher, so lebendig. Als ich den Kopf hebe, um die anderen anzusehen, die beim Kühlschrank stehen, wird mir klar, dass es Jen und Daniella womöglich noch schlechter geht als mir.
    Risk beschallt uns wieder mit Techno-Musik. Ein Blick auf mein Handy sagt mir, dass wir noch eine Stunde vor uns haben. Wie kann das sein? Ich schaffe keine einzige Minute mehr, geschweige denn eine ganze Stunde.
    Guy und Gayle tauchen in Partykleidung auf dem Monitor auf, als wollten sie Silvester feiern.
    » Gratulation zu einer weiteren bestandenen Runde! « , sagt Guy. » Und es geht weiter! «
    » Nein « , sage ich.
    Guy runzelt die Stirn und Gayles Augenbrauen schießen in die Höhe. Micki und Ty sehen mich an, als hätte ich in der Kirche auf den Boden gespuckt, Micki ballt drohend die Fäuste. Daniella und Jen nicken dagegen wortlos, woraufhin ihre Partner sie mit giftigen Blicken bedenken. Ein paar Sekunden lang blitzen unsere Sträflingsfotos wieder auf den Bildschirmen auf mitsamt den Bewertungen der Beobachter. Ich muss gar nicht erst hinsehen, um zu wissen, dass meine noch niedriger ist als zuvor.
    Ich hole tief Luft, dann sage ich: » Ihr habt gerade versucht, mich umzubringen. Mir reicht es. «
    Guy erscheint wieder und sagt: » Du hast vollkommen recht. «
    Wirklich?
    Er wedelt abwehrend mit dem Finger. » Natürlich nicht, was das Umbringen betrifft, Dummerchen. Das waren nur deine Nerven und das Bier. Klingt so, als hätte dir deine Fantasie einen Streich gespielt. Erstaunlich, wozu das Gehirn fähig ist, wenn man allein im Dunkeln eingesperrt ist. Aber lasst uns vernünftig sein. Euch geht es allen gut, oder? «
    Keiner antwortet.
    Gayle tritt neben ihn. » Das Publikum ist der Meinung, dass ihr eine kleine Aufmunterung gebrauchen könnt. Wir sehen das auch so. Also schaut mal auf eure Handys. «
    Wie aufmerksam, liebes Publikum. Ich darf nicht vergessen, euch später Dankeschönkarten zu schicken. Mit Milzbranderregern. Doch obwohl ich eigentlich nichts mehr tun will, was Risk von mir verlangt, bin ich zumindest neugierig genug, auf mein Handy zu sehen, auf dem eine Nachricht auftaucht: Guck mal, wer da zusieht! Als ich sie öffne, wird ein Video von Eulie und Liv abgespielt.
    Liv tut so, als würde sie die Kamera abklatschen. » Ich bin so stolz auf dich, Vee! Du bist das tapferste Mädchen, das ich kenne! «
    Eulie fällt lachend ein: » Du bist definitiv ein größerer Star als Du-weißt-schon-wer. «
    Sie erzählen mir, dass alle meine Freunde mir die Daumen drücken und dass morgen ganz groß gefeiert werden würde. Tja, wenn da nicht der Hausarrest wäre, der mich garantiert erwartet. Aber es tut trotzdem gut zu wissen,

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