Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen
zuschaut, bitte ruft sofort die 911 an! Die blasen Abgase hier rein und mir ist schon total schwindelig. Das ist kein Witz! Ruft die Polizei und schickt sie zur VIP -Lounge des Poppy-Club! Bitte! «
Ob irgendjemand wirklich die Polizei ruft? Oder ist es so, dass jeder denkt, mich würde schon irgendein anderer retten, weshalb zum Schluss niemand etwas tut?
» Sydney, Liv, Eulie, ruft die Polizei! Ich flehe euch an! Risk ist ein total perverses Spiel! «
Sehen sie mich gerade überhaupt? Risk hat bestimmt eine Art Bildregie, damit die Zuschauer nur das sehen, was sie sehen sollen. Da Daniellas und Jens Challenges gleichzeitig mit meiner stattfinden, blenden sie wahrscheinlich zwischen uns dreien hin und her. Aber sie würden mir doch niemals ernsthaft etwas antun, oder? Es muss Grenzen dafür geben, wie weit sie gehen können. Es muss.
In meinem Kopf dreht sich alles immer mehr. Mit aller Kraft zerre ich am Gurt, der sich aber immer nur noch fester zuschnürt. Selbst wenn das alles bloß ein riesiger Fake ist, verlangt jede Faser meines Körpers danach, hier rauszukommen. Ich lehne mich zur Seite und versuche, unter dem oberen Teil des Gurts durchzuschlüpfen, der quer über meine Brust verläuft. Ich schaffe es, meinen Arm und meine Schulter herauszuwinden, aber es ist nicht genug Platz, um auch den Kopf frei zu bekommen.
Ich drehe mich so weit wie möglich nach rechts, sodass ich fast auf dem Sitz liege, presse mich ins Polster und arbeite meinen Oberkörper Zentimeter für Zentimeter unter dem Gurt hindurch. Mir fährt ein scharfer Schmerz in den Nacken, aber endlich kann ich mich von dem oberen Gurt befreien.
Mit dem Lenkrad als Stütze ziehe ich auch meinen Unterkörper aus dem Hüftgurt heraus. Nach ein paar Minuten bin ich völlig außer Atem, aber ich bin frei.
Oder etwa nicht? Ich springe von dem Sitz und gehe mit ausgestreckten Arme geradeaus, bis ich die Wand hinter dem » Auto « erreiche. Sie fühlt sich kalt und glatt an wie Marmor in einer Gruft. Ich brauche einen Moment, um die Tür zu finden, an der ich verzweifelt rüttle. Natürlich ist sie verschlossen.
Soll ich etwa vor laufender Kamera ersticken? Vielleicht ist das hier ja so ein Karma-Ding, bei dem dir das geschieht, was von Anfang an für dich vorgesehen war, auch wenn du deinem Schicksal einmal entkommen bist. Wäre es mir vorbestimmt gewesen, in der Garage zu sterben? Nein, nein, das ist vollkommen verrückt. Wenn ich nur nicht so wirr im Kopf wäre.
Ich hämmere an die Tür.
» Lasst mich raus! «
Ich drehe mich um und bitte die Online-Beobachter noch einmal, mich zu retten, während der Motor immer weiterläuft und die Musik lauter und lauter zu dröhnen scheint.
Schließlich lasse ich mich mit dem Rücken an der Tür zu Boden gleiten. Oder ist die Abgaskonzentration hier unten größer? Nein, Rauch steigt doch immer auf, oder nicht? Ich bin zu durcheinander, um klar denken zu können. Ich kauere mich zusammen, lehne den Kopf an die Knie und schließe meine brennenden Augen. Selbst meine Kehle brennt. Was auch immer sie hier reinpumpen, es ist stärker als normale Autoabgase, denn als ich damals in der Garage eingeschlafen bin, habe ich gar nichts gespürt.
Oder doch? Ich habe die Erinnerung daran derart abgeblockt, dass ich nie richtig darüber nachgedacht habe, selbst als ich später versuchte, der Therapeutin davon zu erzählen.
Was zum Teufel hatte ich mir in dieser Nacht gedacht? Jeder weiß, dass es gefährlich ist, bei laufendem Motor in einer geschlossenen Garage zu sitzen. Irgendwann muss mir doch der Gedanke gekommen sein, dass ich den Motor ausstellen sollte. Aber der Sitz und die Musik und die Heizung… es war so gemütlich gewesen. Und ich hatte mich vorher über irgendetwas aufgeregt. Genau, ich war auf Sydney wütend gewesen. Das war eines der Details, die ich bislang verdrängt hatte. Wir hatten stundenlang ihren Text für ein Theaterstück geprobt, und anstatt sich am Ende bei mir zu bedanken, hatte sie sich darüber beschwert, dass sie in ihrem Kostüm, das ich schon zweimal für sie geändert hatte, fett aussähe.
Hat mich das so getroffen, dass ich mich umbringen wollte? Nein, das wäre doch verrückt gewesen. Aber habe ich es vielleicht, ganz vielleicht, deshalb getan, weil ich gehofft habe, dadurch ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen? Das ist zwar auch verrückt, trotzdem nimmt der Gedanke in meinem Hinterkopf immer mehr Form an.
Ich schlage mit den Fäusten auf den Steinfußboden. Das verdammte
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