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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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schlafen und neue Energie für die nächste Challenge zu sammeln. «
    Daniella reißt die Augen auf. » Auf keinen Fall! Sobald ich die Augen zumache, lassen sie garantiert Spinnen oder so was rein. Erinnert ihr euch noch an diese Abigail vom letzten Mal? Sie hatte wahnsinnige Angst vor Schlangen und was haben sie mit ihr gemacht? «
    Tatsächlich kann ich mich noch gut an Abigails vor Panik verzerrtes Gesicht erinnern. Ich hatte mir gesagt, dass die Schlangen auf keinen Fall giftig sein können und dass sie sich einfach nur beruhigen müsste, dann wäre alles in Ordnung. Aber sie hat sich nicht beruhigt, und ich habe zugesehen, wie sie Todesängste ausstand. Zu meiner Unterhaltung.
    Jen greift nach einem weiteren Stück Schokolade. » Diese Abigail wollte Schauspielerin werden. Vielleicht war ihr ganzes Geschrei gar nicht echt. Vielleicht hat sie Risk nur dazu genutzt, um vor einem großen Publikum aufzutreten. Selbst danach ist sie noch überall bei ThisIsMe aufgetaucht. Habt ihr gehört, was sie letzte Woche gemacht hat? Sie ist von einem Felsen in einen Wasserfall gesprungen, was zufällig jemand gefilmt hat. Die ist ein totaler Aufmerksamkeits-Junkie. «
    Ich nehme mir eine Dose Mineralwasser. » Das ist aber ganz schön gewagt, so ein Risiko einzugehen, nur um mal vor Publikum zu spielen. Und soweit ich gehört habe, ist sie seit diesem letzten Video von der Bildfläche verschwunden. «
    Jen lacht. » Das war alles nur ein Fake, um Publicity zu bekommen. «
    Wir sprechen über andere Challenges des letzten Monats, bewerten die, die wir am spannendsten fanden, und unterhalten uns über das, was die früheren Spieler jetzt so machen. Wobei über sie ab heute natürlich kein Magazin mehr berichten wird, denn die einzige Spielertruppe, die zählt, ist die aktuelle.
    Ich komme zu dem Schluss, dass Jen und Daniella gar nicht so übel wären, wenn sie nur ein bisschen weniger schräge Partner hätten. Aber dann hätten sie es wahrscheinlich gar nicht in die Preisrunde geschafft, weil sie vermutlich von ihren Partnern profitiert haben. Ist Ian dafür verantwortlich, dass ich jetzt hier bin? Oder habe ich mich tatsächlich so erfolgreich zum Idioten gemacht, dass die Leute mehr von mir sehen wollen?
    Die erste Tür knallt mit einem kleinen Fanfarenstoß auf und Ian taumelt mit blutunterlaufenen Augen und totenbleichem Gesicht heraus. Oh mein Gott! Ich laufe auf ihn zu, stütze ihn und führe ihn zu unserem Sessel.
    Als wir nebeneinandersitzen, spüre ich, dass er zittert.
    » Was haben sie da drin mit dir gemacht? «
    Er schüttelt den Kopf. » Mich an Dinge erinnert, an die ich nicht erinnert werden will. Und über die ich nicht sprechen will. Tut mir leid. «
    Und ich dachte, wir seien Partner.
    » Ich verstehe. Willst du etwas aus dem Kühlschrank? «
    Er legt den Kopf in die Hände und wippt auf dem Sitz hin und her. » Nein. Ich will gar nichts. «
    Was kann ihn nur so erschüttert haben? Die nächste Tür geht auf, und Ty schlendert heraus, stößt die Faust in die Luft und ruft Daniella zu, sie solle ihm ein Bier bringen. Aber seine Augenwinkel zucken, als würde er versuchen, nicht zu weinen. Offenbar kann man sogar Psychopathen Angst einjagen.
    Micki kommt mit glasigem Blick aus ihrer Tür und schreit: » Eine blöde Bemerkung, und mir ist es egal, ob jemand aus dem Spiel fliegt, klar! «
    Schließlich kommt auch Samuel wieder. Er schleicht mit gesenktem Kopf zum Sofa, setzt sich hin und betrachtet seine Finger. Ich kann nicht sagen, wie sehr ihn die Challenge erschüttert hat, denn so hat er heute Abend schon ein paarmal dagesessen.
    Auf dem Monitor klatscht Guy in die Hände. » Okay, die nächste Gruppe, los, los, los! In den ersten Raum geht Daniella! «
    Zitternd geht Daniella zur Tür und dreht sich noch einmal kurz um, um uns zuzuwinken, bevor sie ihre Challenge beginnt. Die Nächste bin ich. Wenn ich doch nur noch ein paar Minuten bei Ian bleiben könnte. Ich will ihn nicht in diesem Zustand zurücklassen. Aber ich kann nichts tun. Also umarme ich ihn– wobei das wahrscheinlich mehr meiner eigenen Beruhigung dient– und gehe zu meiner Tür.
    Die Luft dahinter ist so kühl, als gäbe es ein direktes Belüftungsrohr von draußen. Ich betrete einen Gang, in dessen Boden wie in einem Flugzeug kleine Lichter eingelassen sind und der nach unten führt. Mit einem mulmigen Gefühl schließe ich die Tür hinter mir. Klick. Ich könnte schwören, ich höre das leise Ticken der Zeitschaltuhr. Vielleicht ist es

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