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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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immer vorkomme, oder dass mich Jason Walker, mit dem ich eine Zeit lang zusammen war, einmal aus Versehen » Sydney « genannt hatte. Aber es gibt noch mehr erniedrigendes Material. Oh Gott, hab ich der Frau eigentlich alles erzählt? So viel zur ärztlichen Schweigepflicht!
    Um alles noch schlimmer zu machen, bekomme ich eine zweite Nachricht mit Auszügen aus einer Sitzung, die meine Eltern bei der Therapeutin hatten. Dabei haben sie ihr erzählt, dass sie nicht mehr miteinander geschlafen haben, seit… Oh nein, sie wären am Boden zerstört, wenn das herauskäme!
    Ich sehe zu den Bildschirmen hoch, und auch Ian, der ebenfalls eine SMS gelesen hat, schaut nach oben. Er sieht gequält aus.
    Wir schweigen, wenn ihr schweigt.
    Ich sage kein Wort mehr.
    Okay, also: Jeder Spieler nimmt seine Waffe. Jeder, der es nicht tut, verliert sie an einen anderen Spieler unserer Wahl.
    Micki nimmt ihre Pistole zuerst. Alle anderen folgen ihrem Beispiel. Außer mir.
    Ich räuspere mich. » Hört mir zu. Das ist es nicht wert. Lasst uns einfach ein paar Bier trinken und chillen. Das hier kann noch gut ausgehen. «
    Auf Ians Stirn bildet sich eine Falte und er sieht mich an.
    » Nimm die Waffe, Vee. «
    Wow, über ihn müssen sie ja noch üblere Sachen hervorgekramt haben als über mich und meine Eltern. Oder hat Risk ihm einen weiteren Preis angeboten? Aber was könnte einen solchen Horror wie den hier wert sein? Ich wünschte, ich könnte in seinen Kopf sehen, um herauszufinden, was es ist.
    Meine eigenen Gedanken, die sich auf die glänzend schwarze Pistole vor mir richten, jagen mir einen Schauer über den Rücken. Mein Mund ist wie ausgetrocknet.
    » Aber das ist doch verrückt! « , stoße ich hervor.
    Ian sieht die anderen der Reihe nach an. » Ja, ist es. Aber wenn du sie nicht nimmst, bist du als Einzige unbewaffnet. «
    Mit jedem Atemzug fällt es mir schwerer, nicht loszuheulen. Ich reiße mich zusammen und schaffe es, mit bebenden Lippen zu sagen: » Wahrscheinlich ist es ungefährlicher für mich, keine Waffe zu haben. Nicht einmal die da « – ich zeige auf die anderen am Tisch– » würden mich erschießen, wenn ich unbewaffnet bin. «
    Micki schnalzt mit der Zunge. » Nein, natürlich nicht! «
    Du hast noch dreißig Sekunden, um dich zu entscheiden.
    » Sei nicht dumm, Vee « , kommt Gayles Stimme über den Lautsprecher.
    Um nicht dumm zu sein, ist es schon viel zu spät.
    Auf dem Display tickt eine Uhr die Sekunden herunter. Ich betrachte meine Mitspieler. Micki und Ty streicheln ihre Pistolen, als wären es süße kleine Welpen. Selbst Samuel fasst seine Waffe an, als hätte er so etwas nicht zum ersten Mal in der Hand. Das überrascht mich. Aber wahrscheinlich hat er schon jede Menge Ego-Shooter gespielt. Daniella und Jen haben ihre Pistole jeweils auf dem Schoß liegen und halten sich krampfhaft an den Armlehnen fest.
    Die Uhr zeigt noch zwanzig Sekunden an.
    » Du musst die Waffe auf niemanden richten, du musst sie nur nehmen « , sagt Ian.
    » Genau so kriegen sie dich, mit ganz kleinen Schritten « , flüstere ich, doch alle können mich verstehen.
    » Niemand zwingt dich zu schießen « , sagt Ian angespannt, » aber wenn du sie nimmst, dann kriegen die anderen eine Waffe weniger in die Finger. «
    Micki und Ty starren mich an wie Schlangen ein Kaninchen. Vielleicht sollte ich mir die Pistole schnappen und auf die Kameras feuern.
    Noch zehn Sekunden.
    Ian läuft eine Schweißperle über die Stirn.
    » Bitte, Vee! Allein kann ich uns nicht beschützen! «
    Ich will nicht. Wirklich nicht. Aber ich kann doch nicht schutzlos hier sitzen, oder? Drei Sekunden vor Ablauf des Countdowns greife ich nach der Waffe. Sie ist schwer und mit einem leichten Ölfilm überzogen und fühlt sich absolut nicht unecht an. Ich lege sie in meinen Schoß, mir ist egal, ob sie Flecken auf dem Stoff hinterlässt. Micki grunzt zufrieden und zeigt dann ein breites höhnisches Lächeln.
    Großartig, Leute! Jetzt lehnt euch zurück und genießt eine kleine Filmvorführung. Jen, öffne bitte die rosa Schranktür und hol die Snacks raus.
    Jen steht auf, zögert dann aber, weil sie nicht weiß, was sie mit ihrer Pistole machen soll und sieht Micki fragend an.
    » Halt den Lauf einfach nach unten « , rät ihre Freundin.
    Jen gehorcht und geht auf Zehenspitzen zum Schrank. Ich kann mir kaum vorstellen, was für kranke Sachen man sich bei Risk unter Snacks vorstellt. Wahrscheinlich irgend etwas Giftiges. Wir hatten bisher noch keine

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