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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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und grinste.
    Hinter dem alten Haus nahm sie den Fuß vom Gas. Ein schmiedeeisernes Gitter trennte den Friedhof von der
Straße: sanfte Grashügel, Grabsteine, Bäume, Kreuze, Schatten, Statuen von Engeln und Kindern und Grüfte, die wie kleine Kapellen wirkten.
    Das alles gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Zumindest war außer ihr niemand zu sehen.
    Ich werde da jetzt doch wohl nicht wirklich reingehen, oder?
    Aber sicher. Für achthundert Dollar schwinge ich mich sogar nackt an einer Liane über eine Grube voller Klapperschlangen.
    Nein, das nicht gerade. Aber da reingehen schon.
    Sie bog in die zweispurige Zufahrt zu den Friedhofstoren ein. Es waren breite, schmiedeeiserne Tore, über denen in kunstvoller Schrift der Name Paradise Gardens Memorial Park angebracht war.
    Jane hatte einmal im Vorbeifahren einen Trauerzug beobachtet, der in den Friedhof einmarschiert war.
    Jetzt waren die Tore jedoch geschlossen.
    Geschlossen und höchstwahrscheinlich abgesperrt.
    Aber ich muss da rein!
    Kein Problem, dachte sie. Wenn Mog mich hierherschickt, dann hat er auch dafür gesorgt, dass ich reinkomme.
    Sie wollte das Auto nicht direkt vor dem Tor parken und stellte es hinter den Bäumen am Wegesrand ab.
    Die Handtasche ließ sie im Auto zurück, nahm aber das Schnappmesser heraus. Zusammen mit den Autoschlüsseln steckte sie es in die Hosentasche. Die Jeans, die sie heute trug, war enger, und die Lampe passte nicht in die andere Tasche. Jane überquerte die Straße und ging auf das Friedhofstor zu.
    Sie rüttelte daran. Vielleicht hatte Mog ja dafür gesorgt,
dass es unverschlossen war. Aber sie hatte Pech. Die schweren Tore bewegten sich nicht. Jane studierte sie einen Augenblick lang: Ohne Schlüssel oder vielleicht einer Fernbedienung hatte sie keine Chance.
    Durch das Tor würde sie sicher nicht hineingelangen.
    Vielleicht muss ich ja gar nicht rein.
    Ein paar Minuten lang suchte sie erfolglos die nähere Umgebung nach einem weiteren Brief ab.
    So leicht macht er es mir nicht.
    Ich muss wohl rüberklettern.
    Aber das war nicht so einfach. Der Zaun wirkte wie eine Reihe von eisernen Speeren, die in den nächtlichen Himmel ragten.
    Jane war groß genug, um die oberste Querstrebe erreichen zu können. Aber selbst wenn sie es schaffte, hinaufzuklettern, konnte sie leicht das Gleichgewicht verlieren und von einem der eisernen Spitzen gepfählt werden.
    Direkt in den Hintern. Oder noch schlimmer.
    Was würde wohl mehr wehtun?
    Schon beim Gedanken daran zog sich ihr Unterleib zusammen.
    Dieses Risiko wollte sie nicht eingehen. Nicht für lausige achthundert Dollar.
    Sie ging durch das Gras am Zaun entlang und suchte nach einer gefahrloseren Möglichkeit, auf den Friedhof zu gelangen.
    Hinter dem Zaun lag ein ziemlich weiträumiger und verlassener Parkplatz. Nicht einmal ein Leichenwagen war dort abgestellt. Das bedeutete wohl, dass sich niemand auf dem Friedhof befand: Keine Besucher, keine Gärtner, weder Totengräber noch Wachmänner. Niemand.
    So weit, so gut. Jetzt muss ich nur noch da reinkommen.
Dann sah sie die Lösung ihres Problems.
    Von einem Baum ragte ein tief hängender, starker Ast über den Zaun.
    Jane legte die Taschenlampe dicht neben dem Zaun auf die Erde und begann zu klettern. Der Baum bot durch seine raue Rinde genug Halt für ihre Hände und Füße. Es war viel einfacher als auf Crazy Horse zu steigen.
    Sie umschlang den Ast und rutschte bäuchlings über die spitzen Enden des eisernen Zauns. Dann ließ sie sich fallen.
    Der Aufprall war weniger schlimm als erwartet. Sie rollte sich ab und rappelte sich auf. Das vom Tau feuchte Gras hatte den Rücken ihres Hemds durchnässt.
    Sie wandte sich zum Zaun um und lächelte.
    Eine weitere Hürde unbeschadet genommen. Ich werde langsam richtig gut.
    Sie ging zum Zaun zurück und griff durch die Gitterstäbe nach der Taschenlampe. Ohne sie anzuschalten betrat sie den Friedhof.
    Was war die nächste Station?
    »Babe«, flüsterte sie. »Ich muss Babe finden.«
    Sie fragte sich, ob damit eine Statue gemeint war. Vielleicht die eines Kindes?
    Oder eines Amors.
    Ein Amor? Auf einem Friedhof?
    Wer weiß? Wäre schon möglich.
    Sie entschloss sich, die Namen auf den Grabsteinen zu überprüfen und dabei die Augen nach Statuen von Kindern offen zu halten.
    Am ersten Grabstein angekommen sah sie sich um und schaltete die Taschenlampe ein.
    In diesem Grab lag kein Babe.
    Auch nicht im nächsten und übernächsten.

    Das klappt so nicht, dachte sie. Ich habe den Hinweis nicht

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