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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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vollgeladenes Tablett vor sich hertrug.
    Sie blieb neben Jane stehen und stellte das Tablett auf der Theke ab. »Ja?«, sagte sie zu Glen.
    Aus der Nähe und bei Licht betrachtet sah sie nicht mehr jung und süß aus. Sie musste mindestens fünfundvierzig
sein und hatte ein langes Pferdegesicht, das sie mit zu viel Make-up zugekleistert hatte. Ihr Lippenstift war verschmiert, und Wangen und Kinn waren mit alten Aknenarben übersät.
    »Was gibt’s?«, fragte sie.
    »Das ist Jane Marie Kerry«, sagte Glen.
    Tango kniff die Augen zusammen. »Wie läuft’s, Jane Marie Kerry?«
    »Alles klar. Und bei Ihnen?«
    »Super. Nur der verfluchte eingewachsene Zehennagel macht mir Kummer.« Sie deutete auf ihren rechten Turnschuh. »Hattest du schon mal so einen verfickten Scheiß?«
    »Früher mal«, sagte Jane. »Ist aber schon lange her.«
    »Glück gehabt.«
    »Ja, das tut weh.«
    »Scheiße, ja.«
    »Ich sag dir doch«, sagte Glen, »lass mich mal mit meiner Zange ran.«
    Tango schüttelte lachend den Kopf und grunzte. »Der gute alte Glen und seine Zange«, sagte sie zu Jane. Sie lachte weiter und schniefte. »Suchst du nach einem Kerl?«
    »Na ja, eigentlich …«
    »Sie sucht nach einem Umschlag«, erklärte Glen. »Weißt du, ob hier irgendjemand einen Umschlag abgegeben hat?«
    »Da müsste mein Name draufstehen«, sagte Jane.
    »Wem hätte er den denn geben sollen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Aber er ist für dich?«
    »Genau.«
    »Von wem ist er?«
    »Mog«, hätte Jane beinahe geantwortet. Aber das war
sicher nicht der Name, den der Meister des Spiels hier benutzt hatte. Glen oder Tango würde der Name nichts sagen. Wenn Jane ihn erwähnte, würde sie sich nur verdächtig machen. Mog hätte auch der Name eines Außerirdischen oder so sein können.
    Er klang nach etwas, das in einem Schwarzweiß-Monsterfilm im dicken Nebel lauert.
    Jane konnte ihnen ja schlecht erklären, wer der Meister des Spiels war.
    »Babe«, sagte sie. »Mir wurde gesagt, dass Babe den Umschlag für mich hat.«
    Tango trat ein paar Schritte von der Theke zurück und hob den Arm. »Yo, Babe! Schwing mal deinen Arsch hier rüber!«
    Einer der Billardspieler nickte, sagte etwas zu seinem Kumpel und gab lachend sein Queue ab. Er schnappte sich eine der Bierflaschen, die auf dem Rand des Billardtisches aufgereiht waren, und stolzierte zu ihnen herüber.
    Babe sah nicht so aus, als dürfte er schon Alkohol trinken. Er schien eher achtzehn als einundzwanzig zu sein.
    Vielleicht nennen sie ihn deswegen Babe, dachte Jane.
    Er war groß und schlank und sah ziemlich gut aus. Seine Koteletten reichten bis zum Kinn. Das lange schwarze Haar war streng zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er trug einen Ohrring und eine ärmellose Jeansjacke über seinem nackten Oberkörper. Brust und Arme waren tätowiert. Obwohl er einen Gürtel mit großer Bronzeschnalle trug, drohten seine zerlumpten Jeans jeden Moment herunterzurutschen. Die ausgefransten Hosenbeine hingen über schwarzen Motorradstiefeln.
    Er musterte Jane eine Weile.
    »Kennt ihr euch?«, fragte Tango.

    Jane schüttelte den Kopf.
    »Das hier ist Jane Marie Kerry«, verkündete Glen. »Sie hat nach dir gefragt, Babe.«
    »Nach mir?« Er nahm einen Schluck Bier und blickte von Glen zu Tango. »Ist sie ein Cop?«
    »Ich bin kein Cop«, sagte Jane.
    »Siehst aber aus wie ein Cop.«
    »Hast du Ärger mit den Cops?«, fragte Tango. »Will ich ja wohl nicht hoffen.«
    »Ne, hab ich nicht! Lass mich bloß zufrieden.«
    »Ich warne dich …«
    »Ich hab nichts gemacht! Scheiße!« Er verzog das Gesicht und atmete schwer. »Ich hab nur gesagt, dass sie wie ein Cop aussieht, mehr nicht.«
    »Ich bin kein Cop«, sagte Jane. »Völlig daneben. Ich bin Bibliothekarin.«
    Babe grinste. »Sie sind keine Bibliothekarin.«
    »Ich bin die Bibliothekarin. Ich leite die öffentliche Bibliothek von Donnerville.« Sie hob die rechte Hand. »Pfadfinderehrenwort. Also keine Angst. Ich will Sie nicht verhaften.«
    »Ich hab nichts angestellt.« Er warf Tango einen nervösen Blick zu. »Ich schwör’s bei Gott, Mom.«
    Tango schnaubte. »Hast du was für Jane?«
    Er kniff die Augen zusammen. »Was soll ich für sie haben?«
    »Einen Brief«, sagte Jane. »Jemand namens Babe soll mir einen Brief geben.«
    Für einen Augenblick sah er ratlos drein.
    Dann grinste er breit. »Ach! Sie sind die Jane. Klar. Ich hab Ihren Brief.« Nickend warf er den Kopf in den Nacken und trank sein Bier aus. »Wollte ihn aber nicht mit hier
reinbringen.

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