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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Vielleicht einer von den Gästen?«
    »Nur ich.«
    »Wahrscheinlich habe ich mir das falsche Paradies ausgesucht. «
    »Wenn Ihr Umschlag auftaucht, bringe ich ihn sofort zu Ihnen.«
    »Das ist sehr nett, aber ich glaube, dass er woanders gelandet ist.« Sie öffnete die Tür. Gemeinsam betraten sie wieder die Paradise Lounge. Tango stand an einem der Tische und redete mit einem Gast. »Tango?«
    Babes Alte sah auf und grinste. »Was läuft, Janey?«
    »Alles klar«, rief Jane. »Tausend Dank für die Hilfe.« Während Tango sie beobachtete, klopfte sie Babe ein paarmal auf die Schulter. Dann verließ sie die Bar.

14
    Jetzt bin ich genauso schlau wie vorher, dachte Jane, als sie in ihr Auto stieg.
    Immerhin wusste sie jetzt, dass nicht die Paradise Lounge gemeint war. Höchstwahrscheinlich war es nur ein seltsamer Zufall, dass sie dort einen Typen namens Babe gefunden hatte.
    Aber vielleicht war es auch kein Zufall. Wer weiß, was hier gespielt wird?
    Babe war eigentlich ein netter Kerl. Und die anderen auch. Etwas sonderbar vielleicht, aber nett. Auf jeden Fall nicht die Sorte Mensch, die sie in einer schummrigen Kneipe auf der Division Street erwartet hatte.
    Vielleicht gehe ich mit Brace ja mal wieder hin. Dann setzen wir uns an die Bar, trinken Bier und halten ein Schwätzchen mit Glen, Tango und Babe. Könnte ein netter Abend werden.
    Vielleicht aber auch nicht.
    Trotz des freundlichen Empfangs war sie froh, dass sie die Sache hinter sich gebracht hatte. Es wäre auch nicht schlimm, wenn sie die Bar nie wieder sehen würde.
    Plötzlich fühlte sie sich unwohl, so nah bei der Paradise Lounge im Auto zu sitzen. Wenn jemand herauskäme und sie bemerkte …
    Sie fuhr zwei Straßen weiter und parkte unter einer Straßenlaterne. Dann griff sie unter den Sitz und zog
Braces Taschenlampe hervor. Auf dem Weg zur Bibliothek hatte sie eine neue Glühbirne gekauft, und sie funktionierte jetzt wieder.
    Jane holte ihren Notizblock aus der Handtasche. Im Schein der Lampe überflog sie die Liste der verbleibenden Paradiese.
    »Also«, flüsterte sie. »Wo muss ich hin? Zum Autokino, zur Bowlingbahn oder auf den Friedhof.«
    Sie seufzte.
    »Schon klar. Dreimal darf ich raten.«
    Da hätte ich auch gleich hinfahren können. Wir wussten beide, dass mich Mog dahin schicken will. Wäre ich gleich dorthin gefahren, könnte ich jetzt schon wieder zu Hause sein.
    Und diesmal wartete Brace nicht auf sie. Ihr Haus war verlassen.
    Sie schaltete die Taschenlampe aus und steckte die Liste wieder in die Tasche. Dann wendete sie und fuhr in Richtung Friedhof.
    Du lieber Himmel, ich fahre mitten in der Nacht zu einem Friedhof. Ich muss verrückt sein.
    Andererseits würden schon keine Leichen aus ihren Gräbern steigen und über sie herfallen. Hoffte sie zumindest.
    Sie lachte nervös und schaltete das Radio ein. Garth Brooks sang »Friends in Low Places«.
    Wie passend, dachte sie.
    Es war ein fröhlicher, rauer Song, den sie schon immer gemocht hatte. Sie drehte das Radio lauter.
    Als der Song vorüber war, hatte sie die Innenstadt von Donnerville bereits verlassen und durchquerte eine Wohnsiedlung im Westen der Stadt. Kleine, dunkle Häuser, die
eng beieinanderstanden. Bei manchen brannte Licht auf der Veranda oder schien durch die Vorhänge. Hinter einigen Fenstern flackerte ein Fernsehgerät und versuchte, die Nacht zu vertreiben.
    Im Radio spielten die Traveling Wilburys »End of the Line«. Sie vermisste Roy Orbisons klare, melancholische Stimme. Die Traveling Wilburys hatten den Song aufgenommen, als er bereits gestorben war. Jane dachte an das dazugehörige Musikvideo, in dem ein leerer Stuhl den Verlust des Sängers symbolisierte.
    Sie schaltete das Radio ab.
    Die Nacht war schwärzer als je zuvor. Sie hatte soeben die letzte Straßenlaterne passiert.
    Hier draußen gab es nur wenige Häuser. Sie standen verstreut zwischen Bäumen und Schuppen. Vor jedem Haus brannte zumindest ein Licht, das Herumtreiber abschrecken sollte.
    Nur das letzte Haus vor dem Friedhof war komplett in Dunkelheit gehüllt.
    Natürlich.
    Jane war das zweistöckige viktorianische Gebäude schon ein paarmal bei Tageslicht aufgefallen. Es war eigentlich eine Ruine, die schon seit vielen Jahren nicht mehr bewohnt war.
    Kein Wunder, dachte Jane. Wer will schon neben diesen ganzen Gräbern wohnen? Meine Güte, da muss man ja Angst haben, nachts aus dem Fenster zu schauen.
    Außer man ist ein richtiger Psycho.
    Die ideale Wohnung für einen Nekrophilen, dachte sie

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