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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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umgeworfen.
    Er wäre sowieso umgefallen.
    Klar, aber jetzt bin ich schuld.
    »Scheiße«, fluchte sie leise.
    Sie stellte sich hinter den Grabstein, beugte sich vor und packte ihn mit beiden Händen an der Oberkante. Er war kühl, feucht und etwas schleimig. Sie verlagerte ihr Gewicht und richtete ihn auf. Er war schwer, aber sie schaffte es, ihn wieder auf seinen Platz zu stellen. Aber sobald sie ihn loslassen wollte, drohte er erneut umzufallen.
    »Na toll.«
    Was soll ich jetzt machen? Ich kann ja nicht ewig so stehen bleiben.
    Ewig oder zumindest bis morgen.
    Vorsichtig drehte sie sich um und setzte sich auf den Stein. Er gab etwas nach und schmatzte leise in der feuchten Erde. Dann richtete sie sich wieder auf und setzte sich erneut. Als sie das fünfmal wiederholt hatte, schien er endlich stehen bleiben zu wollen.
    Sie umrundete den Grabstein und stampfte die aufgeworfene Erde fest. Dann trat sie einen Schritt zurück.
    Saubere Arbeit, dachte sie und rieb sich den Hintern.
    Jetzt bemerkte sie, dass sie direkt über dem Leichnam stehen musste. Egal – in diesem Grab hauste kein Geist. Nur jemand, der Probleme mit seinem Grabstein hatte.
    Jane war außer Atem, aber immerhin hatte sie aufgehört zu zittern. Sie holte tief Luft und sah sich auf dem vom Mondlicht beschienenen Friedhof um.
    Von ihrem Standpunkt aus konnte sie weder den Parkplatz
noch den Baum, auf den sie geklettert war, erkennen. Anscheinend war sie doch weiter in den Friedhof hineingegangen als sie gedacht hatte.
    Zu ihrer Linken erspähte sie durch die Bäume das Dach des alten, verlassenen Hauses.
    Also mussten Parkplatz und Haupttor in entgegengesetzter Richtung liegen.
    Was jetzt? Soll ich weitersuchen? Soll ich umkehren?
    Es war schon ziemlich spät. Sie richtete den Strahl der Taschenlampe auf ihre Armbanduhr.
    Zehn nach Zwei.
    »Oh Mann«, flüsterte sie.
    Sie musste vor Mittag nicht in der Bibliothek sein und konnte bis elf Uhr schlafen, wenn es sein musste.
    Also weiter, sagte sie sich. Babe muss hier irgendwo stecken. Ich darf jetzt nur nicht aufgeben.
    Sie ging zum nächsten Grabstein, als plötzlich eine Autohupe ertönte.

15
    Von dem kleinen Hügel, auf dem sie stand, konnte Jane einen Lieferwagen auf dem Parkplatz des Friedhofs ausmachen.
    Gerade eben war er noch nicht dort gewesen.
    Jane ließ den Blick zum Haupttor schweifen, doch es lag im Schatten und sie konnte nicht erkennen, ob es geöffnet war.
    Langsam setzte sie sich in Bewegung, wobei sie darauf achtete, die hellen Stellen zu meiden oder sich hinter Grabsteine oder Bäume zu ducken. Hin und wieder blieb sie stehen und beobachtete den Lieferwagen.
    Hatte er wirklich vorhin noch nicht dort gestanden? Sie hatte ihn zwar nicht bemerkt, aber der kleine Lieferwagen stand auch ganz am Ende des Parkplatzes. Vielleicht hatte sie ihn übersehen.
    Es war einer dieser winzigen japanischen Pick-ups, die die Städter für das Gefährt des einfachen, erdverbundenen Mannes halten und kaufen, obwohl sie ihn überhaupt nicht brauchen.
    Sonst war kein Auto zu sehen. Und somit auch niemand, der gehupt haben konnte.
    Aber Autos hupen nicht von selbst, dachte sie. Das hieß, dass dort jemand sein musste.
    Aber warum hatte er gehupt? Nur zum Spaß? Mal sehen, ob die Toten aufwachen?
    Oder war es ein Zeichen?

    Und für wen?
    Vielleicht war die ganze Zeit über schon jemand hier.
    Galt es ihr?
    Vielleicht war Mog ungeduldig geworden, weil sie so lange an den falschen Stellen gesucht hatte, und wollte ihr jetzt den Umschlag persönlich geben.
    Das werden wir ja gleich herausfinden.
    Jane blieb stehen und spähte hinter einem Baumstamm hervor. Die Windschutzscheibe des Lieferwagens reflektierte das Mondlicht, sodass sie nicht in den Innenraum sehen konnte.
    Irgendjemand musste da drin sein. Oder zumindest in der Nähe. Der Lieferwagen hatte sich ja nicht selbst hergefahren. Und ganz sicher hatte er nicht von alleine gehupt.
    Aber selbst als sie zum Ende des Parkplatzes geschlichen war und sich hinter einem Busch nicht mehr als fünf Meter vom Wagen entfernt versteckt hatte, konnte sie nicht hineinsehen. Das Mondlicht überzog das Glas der Windschutzscheibe mit silbernem Glanz.
    Ich kann ihn nicht sehen, aber er mich.
    Beruhigender Gedanke.
    Zumindest hielt sich keine komplette Gang in dem Wagen versteckt – er bot kaum Platz für zwei Personen. Zwei kleine Personen.
    Sie wäre gerne einfach aufgestanden und hingegangen, um die ganze Sache endlich über die Bühne zu bringen.
    Das ist keine so

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