Das Spiel - Laymon, R: Spiel
Kommen sie mit, er ist draußen.« Er stellte die leere Flasche zwischen Jane und Tango auf die Theke.
»Wo ist er?«, fragte Jane.
»Draußen«, sagte er. »In meiner Satteltasche.«
»Dann geh und hol ihn«, sagte Tango.
»Nein, ist schon in Ordnung. Ich kann ihn begleiten. Ich bin eigentlich nur wegen dem Umschlag gekommen. Ich werde ihn holen und dann gehen.« Jane wirbelte herum, nahm schnell ein paar Schlucke Bier und setzte den Krug ab. »Glen, was bin ich Ihnen schuldig?«
»Müssen Sie denn schon gehen?«, fragte Glen und klang leicht enttäuscht.
»Ist schon ziemlich spät für mich.« Sie zog ihren Geldbeutel aus der Tasche.
»Einsfünfzig dann.«
Sie legte einen Fünfer auf die Theke. »Der Rest ist für Sie. Vielen Dank. Ihnen auch.« Sie lächelte Tango an.
Tango lächelte zurück und drückte Janes Arm. »Immer sauber bleiben, Jane.«
»Bis dann«, sagte sie und folgte Babe.
Er wartete auf sie, um ihr die Tür aufzuhalten. »Das ist meine Harley da drüben.« Er deutete auf ein schweres Motorrad auf der anderen Straßenseite.
»Wie haben Sie den Umschlag eigentlich bekommen?«, fragte Jane, während sie die Straße überquerten.
»Wie meinen Sie das?«
»Wurde er Ihnen geschickt, oder haben Sie ihn von jemandem zugesteckt bekommen?« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nämlich nicht, von wem er ist. Wenn Sie ihn getroffen haben, wüsste ich gern, wie er aussieht …«
»Ich hab ihn nicht getroffen.«
Sie gingen an ein paar parkenden Autos vorbei zu Babes
Harley-Davidson. Er tätschelte den Sattel. »Is sie nicht schön?«
»Sieht toll aus.«
»Ich spare, damit ich nächsten Monat nach Sturgis fahren kann.«
»Das klingt gut«, sagte Jane, obwohl sie keine Ahnung hatte, worüber er redete.
»Ich war noch nie da. Wird eine geile Party. Ich freu mich schon. Mögen Sie Motorräder?«
»Ich hab davon eigentlich keine Ahnung.«
»Wollen Sie ’ne Runde drehen?« Er stieg auf und klopfte auf das Sitzpolster hinter sich.
Sie schüttelte den Kopf. »Danke, lieber nicht. Es ist schon spät, und ich muss nach Hause.«
»Seien Sie doch nicht so.«
»Nein, wirklich nicht, vielen Dank. Nicht heute Nacht.«
Er ließ den Kopf hängen und stieg ab. »Was ist das eigentlich für eine Geschichte mit Ihnen und dem Brief?«
»Was meinen Sie?«
»Sie kommen einfach in die Kneipe spaziert und sagen, ich sollte ihn haben, aber Sie wissen nicht, von wem er ist. Was ist denn da drin?«
Das gefiel ihr überhaupt nicht. »Wissen Sie was drin ist?«, fragte sie. »Haben Sie ihn geöffnet?«
»Nö.«
»Darf ich ihn haben?«
Er sah auf den Boden vor sich. »Wahrscheinlich nennen Sie mich jetzt gleich einen Lügner und werden sauer, aber ich schwöre, ich weiß nichts von einem Umschlag.«
»Was?«
»Ich weiß nichts von …«
»Sie haben gesagt, Sie hätten ihn!«
Er hob den Kopf und sah sie an. »Sie sind diejenige, die das behauptet hat. Sie haben Glen und Tango erzählt, dass ich einen Brief hätte und Ihnen geben soll. Nur weiß ich nichts davon.«
»Sie haben ihn nicht?«
»Nie gehabt.«
»Aber Sie haben gesagt …«
»Das habe ich nur gesagt, damit Tango nicht denkt, ich will Sie bescheißen. Was meinen Sie, wem sie glaubt – Ihnen oder mir?«
Jane zuckte mit den Achseln. »Ihre eigene Mutter würde Ihnen nicht glauben …«
»Tango ist nicht meine Mutter.«
»Sie haben sie Mom genannt.«
»So nenne ich sie manchmal. Sie ist meine Alte.«
Alte ist der treffende Ausdruck, dachte Jane. Tango hätte durchaus seine Mutter sein können. So wie sie mit ihm geredet und ihm gedroht hatte …
»Sie ist Ihre Frau?«
»So was in der Art.«
»Oh.«
»Ich hatte seit einem Jahr keinen Ärger mehr, aber sie behält mich immer im Auge, verstehen Sie? Und dann kommen Sie daher und behaupten, ich hätte einen Umschlag. Wenn ich nicht gelogen hätte, hätte sie mich auseinandergenommen. Sie kann manchmal ziemlich wütend werden. Bitte, verraten Sie mich nicht.«
»Also, das … Sie haben also meinen Umschlag nicht?«
»Nein.«
»Sie hatten ihn nie?«
»Nein.«
Er wirkte ehrlich, besorgt und zerknirscht.
»Schwören Sie?«
Er hob die Hand. »Ich schwöre.«
»Dann sind Sie also der falsche Babe …« Sie verzog das Gesicht. »Ich will nicht, dass Sie Ärger bekommen. Sie werden doch keinen Ärger bekommen?«
»Keine Ahnung. Wenn Sie mich nicht verraten.«
»Kommen Sie.« Sie nahm ihn beim Arm und führte ihn über die Straße. »Kennen Sie sonst noch jemanden, der Babe heißt?
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