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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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um in Form zu kommen.
    Sie stellte sich vor den Spiegel und verzog das Gesicht. Nicht, weil sie so mollig war. Daran war sie inzwischen gewöhnt und außerdem hatte sie ja in den letzten Tagen einiges an Gewicht verloren. Aber der Zustand ihrer Haut erschreckte sie. Sie war blass und mit Kratzern und blauen
Flecken übersät. Letzte Nacht nach dem Duschen hatte sie deutlich besser ausgesehen.
    So kann ich nicht aus dem Haus gehen. Was, wenn mich jemand sieht?
    Wer soll mich schon sehen? Erst sitze ich im Auto, dann bin ich in einem unheimlichen, verlassenen alten Haus.
    Ob es wirklich verlassen ist?
    Sie stellte sich vor, wie sie durch die dunklen Räume ging. In diesem Aufzug war sie viel zu verwundbar. Ihre Kleidung bot keinen Schutz gegen scharfe Kanten, Holzsplitter, Dreck, Spinnweben und Ratten.
    Sie musste sich auf jeden Fall eine lange Hose und ein Sweatshirt anziehen. Aber das hatte Zeit bis kurz vor der Abfahrt.
    Mit der Bierdose in der Hand kehrte sie in die Küche zurück und wartete auf ihre Pizza. Sie nahm sie mit ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein.
    Während des Essens starrte sie jedoch die meiste Zeit auf den Bluterguss auf ihrem Oberschenkel.
    Ein großer blauroter Fleck – ganz reizend.
    Wenn Brace vorbeikommt, muss ich mir schnell den Morgenmantel überwerfen. So darf er mich nicht sehen.
    Aber er kommt nicht vorbei. Nicht so spät. Hätte er mich besuchen wollen, wäre er schon längst da.
    Meine Schuld. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn bis Sonntag nicht sehen will, und daran hält er sich jetzt. Vielleicht hält er es für ein Zeichen von Schwäche, früher vorbeizukommen. Er kommt einfach aus Stolz nicht.
    »Männer«, seufzte sie.
    Von den vielen Schwächen des männlichen Geschlechts war Stolz nicht unbedingt die schwerwiegendste. Auch er konnte zwar viel Schaden anrichten, war aber zumindest
einigermaßen ehrenhaft und hatte manchmal auch seine guten Seiten.
    Er wird nicht anrufen, dachte sie. Aber ich könnte ihn anrufen.
    Ich sage ihm, dass ich meine Meinung geändert habe. Ob er nicht vorbeikommen will. Wenn er sich sofort auf den Weg macht, haben wir noch eine Stunde Zeit, bevor ich losfahren muss. Er könnte ja wieder hierbleiben und auf mich warten …
    Sie stand auf, ging zum Telefon und wählte seine Nummer.
    Wenn er kommt, zeige ich ihm Mogs Nachricht und erkläre alles. Er wird schon nicht wütend werden.
    Hoffentlich nicht.
    Sie hörte das Klingelzeichen.
    Und was, wenn er darauf besteht, dass ich zu Hause bleibe?
    Kommt darauf an, wie er das tut. Wenn er mich wirklich nett bittet …
    Warum geht er denn nicht ans Telefon?
    Es hatte jetzt bestimmt schon acht- oder neunmal geklingelt. War er wieder so sehr auf sein Buch konzentriert?
    »Komm schon«, flüsterte sie.
    Vielleicht ist er nicht zu Hause. Es ist Freitagabend. Vielleicht ist er ausgegangen.
    Er hat eine andere Freundin, von derer mir nichts erzählt hat …
    Plötzlich wurde sie eifersüchtig.
    Auf keinen Fall, beruhigte sie sich. Wenn er ausgegangen ist, dann allein.
    Klar.
    Wenn er so ist wie alle anderen Männer …

    »Los doch«, sagte sie. »Heb schon ab. Tu mir das nicht an, ja?«
    Du musst einfach zu Hause sein!
    Nach dem fünfzehnten oder sogar zwanzigsten Klingeln fragte sie sich, ob er einen Anrufbeantworter hatte.
    Nicht, dass irgendjemand die Geduld hätte, so lange darauf zu warten.
    Jetzt klingelte es bestimmt schon zum dreißigsten Mal.
    Wenn er nicht da ist… wenn ich ihm keine Nachricht hinterlassen kann, wo ich hingefahren bin …
    Schließlich legte sie auf.
    Sie starrte auf das Telefon. Letzte Nacht hatte Brace sofort zurückgerufen.
    Die nächste Stunde verbrachte sie unruhig vor dem Fernseher. Sie fühlte sich einsam, verlassen und verraten, obwohl es dazu eigentlich überhaupt keinen Grund gab.
    Wider besseres Wissen hoffte sie, dass er gerade auf dem Weg war.
    Sie stellte sich vor, wie er mit einer schlanken, hübschen und willigen Frau im Bett lag – vielleicht mit einer seiner Studentinnen.
    Nur, um ihr eins auszuwischen. Du willst mich also bis Sonntag nicht sehen? Na gut, andere Mütter haben auch schöne Töchter.
    Was würde er sagen, wenn er ihre Gedanken hören könnte? Du hast wirklich eine hohe Meinung von mir, Jane. Glaubst du, ich treibe es mit einer anderen, nur um dich eifersüchtig zu machen? Ich erzähl dir mal was – so scharf bist du auch nicht, Janeybaby.
    Brace ist nicht so einer, versuchte sie sich zu beruhigen. Er würde niemals so etwas sagen. Nur so ein

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