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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hinter Jane, sodass sie ihm den Weg zeigen konnte.
    Bis auf ihre Schritte auf dem quietschenden Holzboden war nichts zu hören.
    »Ist sonst noch jemand hier oben?«, fragte Jane.
    »Im Moment? Ich glaube nicht. Aber ich habe gelesen,
und bei einem guten Buch vergesse ich alles um mich herum. Soll ich die mitnehmen?« Er deutete auf einen Bücherstapel, den jemand auf einem Arbeitstisch vergessen hatte.
    »Das hat bis morgen Zeit. Trotzdem vielen Dank.«
    »Gerne. Übrigens, ich heiße Brace.«
    Jane sah ihn an. »Wie?«
    »Brace. Brace Paxton.«
    Sie entschloss sich, ihn nicht auf seinen seltsamen Namen anzusprechen. Stattdessen stellte sie sich selbst vor. »Ich bin Jane Kerry.«
    »Ich dachte schon, ihr Name wäre James Bowie.«
    »Wollen Sie frech werden, Brace Paxton?«
    »Verzeihung. Vielleicht sollten Sie das Messer aus Ihrer Tasche nehmen. Ich habe Angst, dass Sie stolpern und hinfallen. «
    »Ich auch, ehrlich gesagt.« Sie blieb stehen und drehte sich zu den Bücherregalen um. Mit dem Rücken zu Brace vergrub sie die Finger in der Brusttasche. »Es ist ein Springmesser«, erklärte sie. »Und es ist von alleine aufgesprungen. Der Mechanismus ist kaputt.«
    Vorsichtig berührte sie durch den Stoff ihre Brustwarze. Sie fühlte sich etwas empfindlich an, tat aber nicht mehr weh. Die Klinge war wohl nur heftig dagegen geschnalzt, ohne sie zu schneiden. »Ich wollte es gerade herausnehmen, als Sie durch die Tür gestürmt kamen. Da bin ich wohl versehentlich an den Knopf gekommen.«
    »Hoffentlich haben Sie sich nicht wehgetan.«
    Jane errötete. Eine Hitzewelle durchflutete sie. Sie nahm die Hand von ihrer Brust und griff tiefer in die Tasche hinein. »Alles in Ordnung, glaube ich.« Sie schob die Fingerspitzen unter den Messergriff.
    »Seien Sie vorsichtig.«

    »Versuch ich ja.«
    So was Peinliches, dachte sie. Er kann meine Hand nicht sehen, aber er weiß genau, wo sie ist. Jetzt fragt er sicher gleich, ob er mir helfen kann.
    »Hätte ich bloß nicht vergessen, auf die Uhr zu sehen«, sagte er. »Dann wäre das alles nicht passiert.«
    »Ist ja nicht weiter schlimm.«
    »Trotzdem bin ich froh, dass wir uns kennengelernt haben.«
    Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen.
    »Klar«, sagte sie.
    Endlich hatte sie das Messer zwischen den Fingern. Sie hielt ihre Bluse mit den Knöcheln ein Stück vom Körper weg, um ihre Brust aus der Gefahrenzone zu bringen. Dann zog sie die Klinge aus dem Schlitz. »So. Jetzt hab ich’s.« Sie drehte sich um und zeigte ihm die Waffe.
    »Und Sie haben sich sicher nicht verletzt?«
    »Nein, alles in Ordnung.« Sie klappte das Messer zu.
    »Wo tun Sie das jetzt hin?«
    »Ich behalte es einfach in der Hand.«
    Sie gingen weiter den Gang hinunter. Brace schlenderte langsam neben ihr her, während sie in jeden Gang spähte.
    Schließlich waren sie fast am Ende des Raums angelangt. Janes Anspannung stieg. Zunächst wusste sie gar nicht, warum. Dann fiel es ihr ein.
    Sie waren beinahe beim Buchstaben W angekommen.
    Sollte sie einen Blick in »Schau heimwärts, Engel« wagen?
    Warum nicht?
    Sie hatte genug Zeit damit verbracht, hier oben Bücher einzusortieren und wusste genau, wo sich die Romane von Thomas Wolfe befanden. Gleich würden sie direkt daran vorbeikommen.

    Was mache ich mit Brace?, fragte sie sich.
    Wenn du ihn nicht dabeihaben willst, musst du mit ihm runtergehen und ihn rauswerfen und dann wieder hier raufkommen.
    Oder bis morgen warten.
    Aber so lange konnte sie nicht warten. Unmöglich.
    »Vielleicht nehme ich mir auch was zu lesen mit«, murmelte sie und trat in eine Reihe von Bücherregalen, in der gebundene Ausgaben von Romanen standen. Sie ging in die Hocke. Wolfe war noch ein Regalbrett tiefer einsortiert – auf Kniehöhe.
    »Suchen Sie auch nach Wouk?«, fragte Brace.
    »Wolfe.«
    »Der mit ›Fegefeuer der Eitelkeiten‹ oder …?«
    »Nein, Thomas Wolfe.«
    Sie entdeckte zwei Ausgaben von »Schau heimwärts, Engel«. Nach einer Lücke folgte »Geweb und Fels«, dann eine weitere Lücke und schließlich zweimal »Es führt kein Weg zurück«.
    Jane zog eine Ausgabe von »Schau heimwärts, Engel« aus dem Regal. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, öffnete sie das Buch und blätterte es durch.
    »Das ist mein absolutes Lieblingsbuch«, sagte Brace.
    »Wirklich?« Sie sah zu ihm auf.
    Ihr Herz schlug schneller.
    Was soll denn das bedeuten?
    »Haben Sie mir heute einen Brief auf den Stuhl gelegt?«
    »Wie?«
    »Meister des Spiels?«
    Er runzelte die Stirn und

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