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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Buch.
    In einer Ausgabe von »Schau heimwärts, Engel«.
    Das Bibliotheksexemplar sollte sich in der Belletristik-Abteilung im ersten Stock befinden, sofern es nicht ausgeliehen oder falsch einsortiert war.
    Im ersten Stock.
    Ich muss da sowieso rauf, erinnerte sie sich. Da kann ich auch schnell einen Blick in das Buch werfen.
    Und wenn er oben auf mich wartet?

2
    Mit zitternden Händen faltete sie den Brief um den Schein und steckte alles in den Umschlag zurück. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Während sie ihr Büro betrat, fragte sie sich, ob sie wirklich in den ersten Stock gehen sollte, wenn die gar nicht so unwahrscheinliche Möglichkeit bestand, dass der Verfasser des Briefes ihr dort auflauerte.
    Was soll ich denn sonst machen? Ich kann ja schlecht einfach nach Hause gehen.
    Ohne das Licht auszumachen, ohne nachzuprüfen, ob noch jemand oben ist? Unmöglich.
    Sie beugte sich unter ihren Schreibtisch und schob den Umschlag in ihre Handtasche. Dann stand sie auf, holte ein Springmesser aus der oberen Schublade des Schreibtischs und ließ die Klinge aufschnappen.
    Sie hatte das Messer einen Tag vor ihrem siebzehnten Geburtstag bei einer Wanderung in den Wäldern um den Mount Tamalpias gefunden. Seine dünne, fast zehn Zentimeter lange Klinge hatte im Stamm eines Mammutbaums gesteckt. Sie hatte es herausgezogen und mitgenommen.
    Es eignete sich vorzüglich als Brieföffner.
    Sie drückte auf den Knopf im Knauf des Messers und schob die Klinge in den Griff zurück. Klickend rastete sie ein.
    Wenn ich schon so etwas mitnehmen muss, sollte ich überhaupt nicht gehen, dachte sie.

    Sie warf einen Blick auf ihr Telefon.
    Sollte sie die Polizei rufen? Tolle Idee. Was sollte sie denen erzählen? Dass ihr irgendjemand fünfzig Dollar geschenkt hatte und sie deswegen Angst hatte, in den ersten Stock zu gehen?
    Die glauben ja, ich wäre nicht ganz dicht.
    Die Polizei wegen so einer Lappalie einzuschalten wäre lächerlich. Sie überlegte, ob sie jemanden kannte, der schnell mal vorbeikommen könnte.
    Hallo? Du, ich bin gerade in der Bibliothek und muss jetzt in den ersten Stock gehen, aber ich habe so schreckliche Angst. Kannst du vielleicht mal schnell vorbeikommen und mir Gesellschaft leisten? Wird auch nur fünf Minuten dauern.
    Sie hatte ein paar Freunde, die ihr sofort geholfen hätten – leider wohnte keiner von ihnen in Donnerville. Die meisten lebten eine Autostunde entfernt. Sie konnte ja schlecht von ihnen verlangen, wegen so einem Blödsinn eine derart weite Fahrt auf sich zu nehmen.
    Und es war wirklich Blödsinn, sagte sie sich. Erstens war dieser mysteriöse Master of Games wahrscheinlich schon längst gegangen. Zweitens war er höchstwahrscheinlich harmlos.
    Vermutlich nur so ein kleiner Spinner. MOG, Master of Games. Klingt wie der blöde Einfall von einem von diesen Computerfreaks, die den ganzen Tag Dungeons and Dragons oder so was spielen.
    Na ja, dachte sie, wir werden bald herausfinden, ob er gefährlich ist oder nicht.
    Und wenn ja, habe ich mein gutes altes Messer dabei.
    Auf dem Weg aus dem Büro versuchte Jane, das Springmesser in die Hosentasche zu stecken. Nach einigen vergeblichen
Versuchen sah sie an sich herab. Sie trug ihren Jeansrock, nicht den Hosenrock. Und der Jeansrock hatte gar keine Taschen.
    Die einzigen Taschen an ihrer Kleidung waren die in ihrer Bluse. Die weiße Bluse war weit geschnitten, sehr bequem und hatte eine große Tasche über jeder Brust. Während sie zur Treppe ging, knöpfte sie die rechte Tasche auf und ließ das Messer hineinfallen.
    Der Plastikgriff schlug gegen ihre Brust. Das Messer rutschte tief in die Tasche hinein und drehte sich dabei. Jetzt lag es darin wie in einer Hängematte und schwang bei jedem Schritt hin und her.
    Ganz toll, dachte Jane. Sie hatte vergessen, wie geräumig die Taschen waren.
    Das verdammte Messer wird mir nicht viel helfen, wenn ich fünf Minuten brauche, um es herauszufischen.
    Sie war an der Brandschutztür angekommen und drückte sie auf. Die Lampen im Treppenhaus brannten noch. Es war gerade hell genug, um die Stufen erkennen zu können. Zu mehr reichte das dämmrige gelbliche Licht nicht.
    Das war nicht gerade ein beruhigender Gedanke.
    Ich sollte die Birnen auswechseln lassen. Oder selbst welche kaufen. Nur, damit hier nicht so eine düstere Stimmung herrscht.
    Außerdem quietscht die Treppe. Darum kann ich mich dann auch gleich kümmern.
    Jede einzelne der Stufen knarzte, ächzte oder kreischte, wenn man auf sie

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