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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Culver war nicht tot und begraben. Wie der Geist in einem Schauerroman war sie aus ihrem Grab gestiegen und verfolgte ihn, er h örte ihre Schreie aus einer anderen Welt.
    Sie schrie nach Rache.
    Myron kam zur ück in sein Büro.
    »Win hat sich zwei Mal gemeldet«, sagte Esperanza. »Er will dich sofort sprechen.«
    »Bin schon auf dem Weg.«
    »Myron?«
    »Was ist?«
    Esperanza sah ihn mit einem ernsten Blick in ihren dunklen Augen an. »Ist sie wieder da? Jessica?«
    »Nein. Sie ist nur zu Besuch.«
    In ihrem Gesicht zeigten sich Zweifel. Myron lie ß es auf sich beruhen. Er wusste selbst nicht, was er davon halten sollte.
    Er rannte die Treppe hinauf, nahm immer zwei Stufen auf einmal. Wins B üro war zwei Stockwerke über seinem, hätte aber ebenso gut in einer anderen Dimension liegen können. Als er die große Stahltür öffnete, schlug ihm der unaufhörliche Lärm entgegen. In dem großen Raum herrschte immer rege Betriebsamkeit. Zwei- oder dreihundert Schreibtische waren in der riesigen Etage verteilt. Auf jedem standen mindestens zwei Computer. Trennwände gab es nicht. Über hundert Männer saßen und standen in allen möglichen Körperhaltungen. Alle trugen weiße Hemden mit Button-down-Kragen, Krawatten und Hosenträger. Sie hatten ihre Jacketts über die Lehnen ihrer Stühle gehängt. Es gab erschreckend wenige Frauen. Alle Männer hatten Telefonhörer in der Hand, die meisten hielten die Sprechmuschel zu und riefen jemand anderem etwas zu. Sie sahen alle gleich aus. Sie klangen alle gleich. Sie waren alle mehr oder weniger die gleiche Person.
    Willkommen bei Lock-Horne Investment & Securities.
    Die sechs Stockwerke waren identisch aufgebaut und eingerichtet. Myron hatte manchmal den Verdacht, dass Lock-Horne nur eine einzige Etage einnahm und der Fahrstuhl darauf programmiert war, dort zu halten, wenn man den Knopf f ür ein Stockwerk zwischen 14 und 19 drückte, um so den Anschein zu erwecken, dass die Firma erheblich größer sei.
    Rund um den gro ßen Saal herum waren Büros aneinander gereiht. In diesen saßen die Chefs, die Top Dogs, die Numero Unos, oder, im Finanz-Slang, die Big Producers. Im Gegensatz zu den Zuarbeitern im Innern, die vom Kunstlicht blass und womöglich krank wurden, hatten die BPs Fenster und Sonnenlicht.
    Win hatte ein B üro in der Ecke mit Blick auf die 47 th Street und die Park Avenue. Die Aussicht schrie förmlich heraus, dass hier das große Geld gemacht wurde. Die Einrichtung war im Stil der frühen weißen Einwanderer gehalten. Dunkel getäfelte Wände, tannengrüner Teppich, Ohrensessel, Gemälde von einer Fuchsjagd. Als ob Win je einen Fuchs gesehen hätte.
    Bei Myrons Eintreten blickte Win von seinem massiven Eichenholzschreibtisch auf. Der Schreibtisch wog etwas weniger als ein Betonmischer. Darauf lag ein Computerausdruck, eine dieser endlosen, gr ün-weiß gestreiften Papierschlangen. Er bedeckte den gesamten Schreibtisch. Irgendwie passte er zum Teppich.
    »Wie ist dein morgendliches Rendezvous mit unserem Freund Jerry, dem Telefonisten gelaufen?«
    »Telefonisten?«
    Win l ächelte. »Hab ich den ganzen Morgen drüben nachgedacht. «
    »Hat sich aber gelohnt«, sagte Myron.
    Er berichtete Win von seiner Begegnung mit Gary »Jerry«
    Grady. Win lehnte sich zur ück und legte die Fingerspitzen aneinander. Dann berichtete Myron von seiner Begegnung mit Otto Burke. Win beugte sich vor und nahm die Hände wieder auseinander.
    »Otto Burke«, sagte Win gemessen, »ist ein Schuft. Vielleicht sollte ich ihm einen persönlichen Besuch abstatten.« Er sah Myron hoffnungsvoll an.
    »Nein. Noch nicht. Bitte.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Ja. Versprich es mir, Win. Keine Besuche.«
    Win war offenkundig entt äuscht. »Gut«, sagte er widerwillig.
    »Und worüber wolltest du mit mir sprechen?«
    »Ah.« Wins Miene wurde wieder fröhlicher. »Sieh dir das mal an.«
    Er ergriff den Computerausdruck und warf ihn ohne Umschweife auf den Boden. Darunter lag ein Stapel Magazine. Das oberste hie ß Climaxx. Der Untertitel lautete: » Doppel X für doppelten Spaß«. Clevere Verkaufstaktik. Win fächerte sie auf, als wollte er einen Kartentrick vorführen.
    »Sechs Magazine«, sagte er.
    Myron las die Titel. Climaxx, Licks, Jiz, Quim, Orgasm Today und nat ürlich Nips. »Nickiers Verlagsprodukte?«
    »Gott, bist du gut«, sagte Win.
    »Jahrelanges Training. Was ist damit?«
    »Guck dir mal die Seiten an, die ich markiert habe.«
    Myron fing mit Climaxx an. Auf der Titelseite war

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