Das Spiel seine Lebens
diesmal?«
»Na ja, fangen wir mit Benny Keleher an. Du hast ihn zu dir eingeladen, betrunken gemacht, und dann einen Cop auf ihn angesetzt, der ihn wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen hat.«
Otto sah angemessen schockiert aus: »Damit hatte ich nichts zu tun.«
»Überraschenderweise hat er gleich am nächsten Tag unterschrieben. Dann war da noch Eddie Smith. Du hast einen Privatdetektiv beauftragt, kompromittierende Fotos von ihm zu machen und gedroht, sie seiner Frau zu schicken.«
»Auch das ist eine Lüge.«
»Gut, eine Lüge. Also kommen wir zur Sache. Was hat Christians plötzlichen Wertverlust verursacht?«
Otto lehnte sich zur ück. Er nahm eine Zigarette aus einem goldenen Etui mit dem Titans-Emblem. »Ich habe da etwas in einem ziemlich schlüpfrigen Magazin gesehen«, sagte er. »Es hat mich wirklich bedrückt.« Er sah nicht bedrückt aus. Er wirkte eher erfreut.
»Ein neuer Tiefpunkt«, sagte Myron. »Du kannst wirklich stolz auf d ich sein.«
»Wie bitte?«
»Du hast das eingefädelt. Das mit dem Magazin.«
Otto l ächelte. »Ah, du weißt also Bescheid.«
»Wie bist du an das Foto gekommen?«
»Welches Foto?«
»Das Foto in der Anzeige.«
»Damit hatte ich nichts zu tun.«
»Klar«, sagte Myron. »Wahrscheinlich bist du einfach Nips- Abonnent.«
»Mit dieser Anzeige hatte ich nichts zu tun, Myron. Ehrlich.«
»Und wie bist du dann an das Magazin gekommen.«
»Jemand hat mich darauf aufmerksam gemacht.«
»Wer?«
»Ich bin nicht befugt, dir das mitzuteilen.«
»Sehr praktisch.«
»Ich glaube, dein Ton gefällt mir nicht, Myron. Und ich will dir noch etwas mitteilen: Du bist derjenige, der sich in dieser Situation falsch verhalten hat. Wenn du von dem Magazin wusstest, warst du moralisch verpflichtet, mich davon in Kenntnis zu setzen.«
Myron blickte zum Himmel. »Du hast das Wort »moralisch« in den Mund genommen. Du wurdest nicht vom Blitz erschlagen. Es gibt keinen Gott.«
Das L ächeln flackerte, hielt sich jedoch. »So lieb es uns allen auch wäre, Myron, es nützt nichts, wenn wir so tun, als wäre dies nicht geschehen. Das Magazin existiert, und wir müssen uns damit auseinander setzen. Ich sage dir jetzt also, was ich mir dazu überlegt habe.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Du nimmst das Angebot, das wir dir gemacht haben, und kürzt es um ein Drittel. Wenn nicht, kommt das Foto von Miss Culver in die Zeitung. Überleg es dir. Du hast drei Tage Zeit.« Otto beobachtete, wie Neil Decker einen Pass warf. Der Ball flog wie eine Ente mit gebrochenen Flügeln und fiel weit vor dem Receiver zu Boden. Er runzelte die Stirn und strich sich über den Spitzbart. »Ach, zwei Tage reichen auch.«
10
Harrison Gordon, Dekan und Verwaltungsleiter, schloss seine B ürotür von innen ab. Sogar zwei Mal. Er ging kein Risiko ein. Nicht bei dieser Sache.
Er setzte sich wieder und starrte aus dem Fenster. Die ganze Pracht der renommierten Reston University. Die Aussicht zeigte gr üne Wiesen und Backsteingebäude. Efeu schmückte diese Bildungsanstalt allerdings nicht, sie gehörte nicht zur Ivy League, obwohl es durchaus angemessen gewesen wäre. Die Studenten waren während der Semesterferien nach Hause in den Sommerurlaub gefahren, dennoch waren vereinzelt Menschen auf dem Campus zu sehen - Sportler aus dem Football- und dem Tenniscamp, Einheimische, die den Campus als Park nutzten, und ehemalige Hippies, die zu den Lehranstalten der Geisteswissenschaften pilgerten wie Moslems nach Mekka. Viele rote Stirnbänder, Ponchos und Müslifresser. Ein bärtiger Mann warf ein Frisbee. Ein kleiner Junge fing es auf.
Harrison Gordon sah das alles nicht. Er hatte seinen Stuhl nicht umgedreht, um die Aussicht zu genie ßen. Er hatte es getan, um seinen Blick von diesem... Ding auf dem Schreibtisch abzuwenden. Er wollte es vernichten und dann vergessen. Doch er konnte nicht. Irgendetwas hielt ihn davon ab. Und es zog ihn immer wieder zurück auf diese verdammte Seite hinten im. . .
Du musst es vernichten, du Idiot. Wenn das jemand findet...
Was dann?
Er fuhr herum.
Er wusste nicht weiter. Er drehte den Stuhl wieder zum Fenster, wo er das Magazin nicht ansehen musste. Die Akte mit der Aufschrift CULVER, KATHERINE lag rechts neben ihm. Er schluckte. Mit zitternden H änden blätterte er die Zeugnis kopien und Empfehlungsschreiben durch. Es war eine beeindruckende Akte, doch f ür so etwas hatte Harrison jetzt wirklich keine Zeit.
Das Summen der Gegensprechanlage - ein gr ässliches Geräusch -
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