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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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der Vorstädte an. Das Gebäude ist nicht größer als die Häuser daneben, aber die drei Worte, die in die lachsfarbene Steinfassade gemeißelt sind, heben es sofort heraus. National Science Foundation.
    Ich ziehe eine der schweren Glastüren des Haupteingangs auf. Dabei sehe ich mich noch einmal prüfend um. Wäre Janos hier, würde er uns nicht hineingehen lassen. Das soll nicht heißen, daß er uns nicht auf den Fersen ist.
    »Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?« Eine Frau in limonengrünem Pullover sitzt hinter einem runden Empfangstisch. Rechts von uns steht ein kräftiger schwarzer Sicherheitsbeamter, der uns für meinen Geschmack eine Sekunde zu lange mustert.
    »Wir sind mit Doktor Minsky verabredet.« Ich reiße mich zusammen und achte nur auf die Empfangsdame. »Wir haben eine Verabredung. Kongreßabgeordneter Cordeil...« Ich benutze den Namen von Matthews Boß.
    »Wie schön.« Sie klingt tatsächlich so, als freute sie sich für uns. »Haben Sie Ihre Ausweise dabei?«
    Viv sieht mich an. Wir versuchen möglichst, unsere echten Namen zu verschweigen.
    »Keine Umstände, Terri, es sind meine Gäste«, rettet uns eine lebhafte weibliche Stimme.
    Die hochgewachsene Frau im Designerkostüm am Aufzug winkt uns zu, als wären wir alte Freunde.
    »Marilyn Freitas, von der Direktion«, verkündet sie, schüttelt herzlich meine Hand und strahlt mich an. Der Ausweis, der um ihren Hals hängt, sagt mir, warum: Direktorin, Legislative und Öffentlichkeitsarbeit. Von wegen Sekretärin. Sie fahren ihre großen Kaliber auf. Obwohl ich die Frau noch nie im Leben gesehen habe, erkenne ich die Melodie. Die National Science Foundation kassiert jedes Jahr über fünf Milliarden Dollar vom Bewilligungsausschuß. Da ich angeblich einen Häuptling im Schlepptau habe, rollen sie den leuchtendsten roten Teppich aus, den sie auftreiben können. Aus genau diesem Grund habe ich den Namen von Matthews Boß benutzt.
    »Ist der Kongreßabgeordnete schon da?« Sie lächelt immer noch.
    Ich werfe einen Blick durch die Glastür hinter mir. Sie glaubt, ich suche meinen Boß. Eigentlich halte ich nur Ausschau nach Janos. »Er wird in Kürze zu uns stoßen, aber er meinte, wir sollten schon ohne ihn anfangen«, erkläre ich. »Für alle Fälle.«
    Ihr Strahlen wird eine Nuance schwächer. Sie hätte zwar lieber den Kongreßabgeordneten gesehen, doch clever, wie sie ist, kennt sie die Bedeutung seiner Mitarbeiter. »Er ist jederzeit willkommen«, sagt sie, während sie uns zum Aufzug führt. »Genau wie Sie. Herzlich willkommen beim NSF.«
    ***
    Während der Lift in den zehnten Stock gleitet, erinnere ich mich unwillkürlich an die gestrige Aufzugfahrt. Das Rumpeln und das Wasser, das auf unsere schmutzigen Helme rieselte. Ich lehne mich an das polierte Messinggeländer und werfe Viv ein schwaches Lächeln zu. Sie ignoriert es und läßt die rote Digitalanzeige für die Stockwerke nicht aus den Augen. Sie hat die Nase voll von Freundlichkeiten.
    »Soweit ich weiß, wollen Sie mit Dr. Minsky über Neutrinos sprechen.« Marilyn versucht das Gespräch in Gang zu halten.
    Ich nicke nur, doch Viv beißt an. »Man sagt, er wäre ein Experte in diesem Bereich.« Sie versucht es nicht wie eine Frage klingen zu lassen.
    »Das ist er«, erwidert Marilyn. »Damit hat er angefangen - subatomare Forschung. Seine frühen Arbeiten über Letpome sind zwar jetzt nur noch Grundlagen, doch damals haben sie Maßstäbe gesetzt.«
    Wir nicken.
    »Er forscht hier?« erkundigt sich Viv.
    Das Lachen der Frau ähnelt einem freundlichen Tätscheln auf den Kopf. »Dr. Minsky würde sicher liebend gern wieder ins Labor zurückkehren, doch das gehört nicht mehr zu seinen Aufgaben. Hier sind wir hauptsächlich mit der Finanzierung von Forschungsarbeiten beschäftigt.«
    Das ist schön formuliert, aber maßlos untertrieben. Die NSF ist nicht mit der Finanzierung von Forschungen beschäftigt, sie kontrolliert sie. Letztes Jahr hat die National Science Foundation über zweihunderttausend Studienprojekte und Forschungseinrichtungen rund um den Globus finanziert. Deshalb haben sie ihre Finger bei jedem größeren wissenschaftlichen Experiment auf der ganzen Welt im Spiel. Von einem Radioteleskop, das die Evolution des Universums beobachtet, bis zu einer Klimatheorie, mit der man das Wetter kontrollieren kann. Ist es im Bereich des Möglichen, überlegt die NSF, ob sie finanzielle Unterstützung gewährt.
    »Wir sind da«, erklärt Marilyn, als die Aufzugtüren

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