Das Spiel
vor ihr lag.
Janos blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Das war nicht der richtige Augenblick für eine Szene. Er spielte es besser ruhig.
»Aber gern«, antwortete er und trat an den Tisch. Rasch kritzelte er den Namen Matthew Mercer in das Anmeldeformular.
Die Frau starrte auf die Buchstaben FBI auf seiner blaugelben Windjacke. Um den letzten Zweifel zu beseitigen, zückte Janos eine glänzende Sheriffsmarke, die er in einem alten Army-Laden gekauft hatte. Als Janos der Frau in die Augen schaute, sah sie rasch zur Seite.
»Schön draußen, was?« fragte sie und starrte aus den riesigen Fensterscheiben der Lobby.
»Allerdings«, wiederholte Janos, während er zu den Aufzügen ging. »So schön wie ein Pfirsich.«
11. KAPITEL
»Hi, Barb, wie geht's?« Ich stürme durch die Lobby von Pasternak & Partner und werfe dem weiblichen Wachmann einen Handkuß zu.
Sie schnappt ihn und schleudert ihn zur Seite. Es ist immer derselbe Witz. »Wie geht's Stevens?« erkundigt sie sich.
»Er ist alt und reich. Und wie geht's Ihrem ... Schätzchen?«
»Sie haben seinen Namen vergessen, stimmt's?«
»Tut mir leid«, stammele ich. »Es ist einer von diesen Nachmittagen ...«
»Die haben wir alle, Süßer.« Das kann mich auch nicht aufmuntern. »Wollen Sie zu Barry?«
Ich nicke, als der Aufzug klingelt. Barry hat sein Büro im zweiten Stock. Pasternak im dritten. Ich steige ein und drücke auf den Knopf mit der Drei. Als die Türen zugleiten, taumele ich gegen die Wand. Mein Lächeln ist wie weggewischt. Ich spiele mit dem Namensschild des Pagen in meiner Tasche. Der Aufzug rattert nach oben, zum Penthouse.
***
Mit einem lauten, hellen »Pling« öffnen sich die Türen. Ich trete in den modernen, geschmackvoll beleuchteten Flur. Rechts von mir liegt die Rezeption. Ich wende mich nach links. Pasternaks Assistentin würde mich nicht so einfach durchlassen. Also muß ich einen Umweg in Kauf nehmen. Der Flur endet vor einer Milchglastür mit einem Zahlenschloß. Ich habe Barry hundertmal dabei beobachtet, wie er hineingeht. Ich tippe den Code ein, das Schloß klickt, und ich schiebe mich durch die Tür. Die Flure von Pasternak & Partner sind eingerichtet wie eine Anwaltskanzlei, aber mit etwas mehr Stil. An den Wänden hängen dekorative Schwarzweißfotos der amerikanischen Flagge, die über dem Capitol, dem Weißen Haus und jedem anderen Monument der Stadt flattert. Jedes Mittel ist recht, um seinen Patriotismus zu zeigen. Die Nachricht an die potentiellen Klienten ist klar: Pasternak-Lobbyisten lieben das System und arbeiten darin. Der ultimative Insiderjob.
Ich laufe hastig an den Büros entlang, biege scharf rechts ab und gehe an der Küchennische vorbei nach hinten. Wenn ich Glück habe, sitzt Pasternak noch allein in seinem Konferenzraum ...
»Harris?« ruft jemand hinter mir.
Ich drehe mich um und setze ein falsches Lächeln auf. Zu meiner Überraschung kenne ich das Gesicht nicht.
»Harris Sandler?« wiederholt der Mann, seinerseits sichtlich überrascht. Seine Stimme knarrt wie eine lockere Bodendiele, und seine grünen Augen über den schweren Tränensäcken wirken finster. Ihr Blick hält mich fest wie eine Bärenfalle. Doch wirklich Sorgen macht mir nur die blaugelbe FBI-Windjacke.
»Kann ich einen Moment mit Ihnen sprechen?« fragt mich der Mann und deutet auf den Konferenzraum. »Ich verspreche Ihnen ... es dauert nur eine Sekunde.«
12. KAPITEL
»Kenne ich Sie?« Ich brauche Informationen.
Das Lächeln des Mannes in der FBI-Jacke ist ebenso falsch wie meines. Er streicht sich über sein graumeliertes Haar. Die Geste kenne ich. Stevens bedient sich ihrer, wenn er Wähler trifft. Ein kläglicher Versuch, die Stimmung zu lockern. »Harris, wir sollten uns ein ungestörtes Plätzchen zum Reden suchen.«
»Ich ... bin mit Pasternak verabredet.«
»Ich weiß. Das klingt, als wäre Sie gute Freunde.« Seine Körpersprache verändert sich unmerklich. Er lächelt noch, streckt jedoch das Kinn in meine Richtung. Ich lebe von der Politik. Die meisten Leute würden so eine Veränderung nicht bemerken, ich schon.
»Wollen Sie das Gespräch in einem Konferenzraum führen oder lieber vor der ganzen Firma?« Er verleiht seinen Worten Nachdruck, indem er einer Rothaarigen zunickt, die sich in der Küche einen Kaffee holt. Reden, ohne etwas zu sagen. Wer auch immer der Kerl ist, er würde einen hervorragenden Kongreßabgeordneten abgeben.
»Wenn es um Matthew geht...«
»Es geht um mehr als um Matthew«,
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