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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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Begriff ›Pestilenz‹. Was ist zwischen dir und Adolf Hitler passiert?«
    »Was ist vielmehr nicht passiert? Das Neueste – der eigentliche Grund, weshalb ich hier bin – ist, dass er mich öffentlich gedemütigt hat. Er hatte wieder einmal einen seiner größeren Anfälle, und dabei hat er mich wutschnaubend auf bösartigste Weise der Inkompetenz, Illoyalität und aller Verbrechen beschuldigt, die du dir nur vorstellen kannst. Frage mich nicht nach weiteren Einzelheiten. Ich habe sie verdrängt und erinnere mich nur bruchstückhaft, ungefähr so, wie jemand sich an einen flüchtigen Alptraum erinnert. Das ist jetzt zwei Wochen her, und ich habe mich noch immer nicht davon erholt.«
    »Ich sehe ja, wie sehr dich das mitnimmt. Was war der Auslöser für diesen Wutanfall?«
    »Parteipolitik. Ich beschloss, für die Wahlen zum Parlament 1924 ein paar Kandidaten aufzustellen. Unsere Zukunft liegt sonnenklar in dieser Richtung. Der katastrophale Putsch hat bewiesen, dass uns gar nichts anderes übrig bleibt, als uns in das parlamentarische System einzubinden. Unsere Partei lag in Scherben und wäre andernfalls ganz auseinandergefallen. Da die NSDAP gesetzlich verboten war, schlug ich vor, dass unsere Mitglieder die Kräfte mit einer anderen Partei bündeln sollten, die von Generalfeldmarschall Ludendorff angeführt wurde. Ich habe das bei einem meiner vielen Besuche in der Haftanstalt Landsberg lang und breit mit Hitler diskutiert. Wochenlang hat er sich geweigert, eine Entscheidung zu fällen, und mich schließlich autorisiert, die Entscheidung zu treffen. So ist er – er trifft sehr selten eine Entscheidung über die Strategie und überlässt es lieber seinen Untergebenen, sie auszufechten. Ich traf die Entscheidung, und wir schnitten bei der Wahl gut ab. Als Ludendorff aber später versuchte, ihn an den Rand zu drängen, widerrief Hitler meine Entscheidung öffentlich und verkündete, dass niemand für ihn sprechen dürfe – womit er mir jegliche Autorität entzogen hat.«
    »Das hört sich so an, als sei sein Ausbruch dir gegenüber so etwas wie displaced anger gewesen, was bedeutet, dass sich seine Wut an die falsche Adresse richtete, aber von anderen Quellen genährt wurde, nämlich insbesondere von der Aussicht, er könnte seine Macht einbüßen.«
    »Ja, ja, Friedrich. Genau. Hitler beschäftigt momentan nur ein Thema, und das ist seine Position als Führer. Nichts anderes und ganz gewiss nicht unsere Grundprinzipien haben eine ähnliche Bedeutung. Nachdem er nach dreizehn Monaten in Landsberg begnadigt wurde, ist er ein anderer geworden. Er hat sich einen entrückten Blick zugelegt, als ob er etwas sehen könnte, was andere nicht sehen, als stünde er über und außerhalb irdischer Angelegenheiten. Und er beharrt darauf, dass alle ihn nur noch ›Führer‹ nennen. Er hat sich unbeschreiblich deutlich von mir distanziert.«
    »Ich erinnere mich, dass du bei unserem letzten Treffen davon gesprochen hast, du hättest den Eindruck, er verhielte sich dir gegenüber immer sehr distanziert, und wie du dich darüber geärgert hast, als du mit ansehen musstest, wie viel vertrauter er mit anderen umging – war es Göring, von dem du gesprochen hast?«
    »Ja, genau. Aber mittlerweile ist es noch viel schlimmer geworden. In der Öffentlichkeit wahrt er zu allen Leuten Abstand. Und dieser Knilch Göring hat großen Anteil an diesem Problem. Er ist nicht nur schmierig, stiftet Unfrieden und beleidigt mich ständig, auch sein offen zur Schau getragener Medikamentenmissbrauch ist eine Schande. Man hat mir zugetragen, dass er bei öffentlichen Treffen stündlich sein Tablettenfläschchen zückt und eine Handvoll Pillen einwirft. Ich habe versucht, ihn aus der Partei zu werfen, konnte Hitler aber nicht dafür gewinnen. Eigentlich ist Göring der andere Hauptgrund, weshalb ich heute hier bin. Obwohl er noch immer außer Landes ist, habe ich aus verlässlichen Quellen gehört, dass er das bösartige Gerücht streut, Hitler hätte mich während seiner Abwesenheit absichtlich mit der Leitung der Partei betraut, weil er wusste, dass ich der denkbar unpassendste Kandidat war. Mit anderenWorten, ich sei so unfähig, dass Hitlers eigene Position und Macht nicht gefährdet wären. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich könnte aus der Haut fahren.« Alfred sank in seinen Stuhl zurück und hielt sich die Hände vor die Augen. »Ich brauche deine Hilfe. Ich stelle mir ständig vor, dass ich mit dir spreche.«
    »Und was stellst du

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