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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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dir vor, dass ich sage oder mache?«
    »Da muss ich passen. So weit kommt es nie.«
    »Versuche, dir vorzustellen, dass ich etwas zu dir sage, was deine Verzweiflung lindert. Sag mir, was ich dir idealerweise sagen müsste?« Dies war einer von Friedrichs Lieblingstricks, da es immer eine tiefere Erforschung der Therapeut-Patient-Beziehung nach sich zog. An diesem Tag allerdings nicht.
    »Ich kann nicht, ich kann das nicht. Ich muss es von dir hören.«
    Friedrich sah, dass Alfred zu erregt war, um in der Lage zu sein, richtig zu reflektieren, und bemühte sich redlich, ihm Unterstützung zu geben. »Alfred, ich will dir sagen, was ich während deiner Schilderung dachte: Zuerst einmal spüre ich, wie sehr dich das belastet. Das ist ja eine Horrorgeschichte. Du kommst mir wie in einer Schlangengrube vor, in der alle unfair und bösartig auf dich losgehen. Und obwohl ich genau aufpasse, habe ich aus keiner Quelle irgendeine Zustimmung gehört.«
    Alfred atmete hörbar aus. »Du hast es bereits jetzt verstanden. Ich wusste, du würdest es verstehen. Niemand weiß zu schätzen, was ich mache. Ich habe die richtige Entscheidung getroffen, und der Führer verfolgt jetzt haargenau die Strategie, die ich vorgeschlagen hatte. Aber ich höre kein einziges Mal, wirklich kein einziges Mal, irgendein Lob.«
    »Von niemandem in deinem Leben?«
    »Ja, meine Frau Hedwig lobt mich – ich habe kürzlich wieder geheiratet –, aber ihr Lob ist mir nicht wichtig. Nur Hitlers Worte zählen.«
    »Darf ich dich etwas fragen, Alfred? Die Beleidigungen, die du einstecken musst, die bösartigen Gerüchte, Hitlers erniedrigende Tirade, das völlige Fehlen von Anerkennung – warum lässt du dir das gefallen? Was hält dich gefangen? Warum hältst du immer wieder den Kopf hin? Warum kümmerst du dich nicht besser um dich?«
    Alfred schüttelte den Kopf, als habe er diese Frage erwartet: »Es klingt vielleicht banal, aber ich muss leben. Ich brauche das Geld. Was kann ich sonst schon tun? Ich bin als radikaler Journalist bekannt, und andere Arbeitsmöglichkeiten gibt es nicht. Mit meiner beruflichen Ausbildung als Architekt finde ich keine Arbeit. Habe ich dir je erzählt, dass ich meine Dissertation über den Bau eines Krematoriums geschrieben habe?«
    Als Friedrich den Kopf schüttelte, fuhr Alfred fort: »Nun, ich fürchte, dass im katholischen Bayern niemand nach dem Bau weiterer Krematorien ruft. Nein, ich habe keine anderen Arbeitsmöglichkeiten.«
    »Aber dich von Hitler vor den Karren spannen zu lassen, solche Beleidigungen zu ertragen und zuzulassen, dass dein Selbstwertgefühl abhängig von seinen Launen ist, ist kein gutes Rezept für Stabilität oder Wohlbefinden. Warum bedeutet dir seine Anerkennung so viel?«
    »So sehe ich das nicht. Es ist nicht nur seine Anerkennung, nach der ich strebe; es ist sein großer Einfluss. Meine raison d’être ist die Säuberung der Rasse. Tief in meinem Herzen weiß ich, dass dies mein Lebenswerk ist. Wenn ich will, dass Deutschland sich wieder erhebt, wenn ich ein judenfreies Deutschland und ein judenfreies Europa will, dann muss ich bei Hitler bleiben. Nur durch ihn kann ich das alles verwirklichen.«
    Friedrich warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatten immer noch genügend Zeit, denn sie hatten eine Doppelsitzung vereinbart und eine weitere Doppelsitzung für den folgenden Tag. »Alfred, ich habe einen Gedanken zu Hitlers verändertem Verhalten dir gegenüber. Ich glaube, es ist im Zusammenhang mit seinem veränderten Auftreten zu sehen, mit dieser visionären Haltung, die er jetzt zur Schau trägt. Es scheint, als wollte er sich selbst neu erschaffen, überlebensgroß werden. Und ich glaube, er möchte sich von all jenen distanzieren, die ihn schon kannten, als er noch ein ganz gewöhnliches menschliches Wesen war. Vielleicht ist das der Grund, weshalb er sich von dir absondert.«
    Alfred überdachte diesen Gedanken. »Ich hatte es nicht ganz so gesehen. Aber ich glaube, in deinen Worten liegt viel Wahres. Er hat eine neue Clique, und wir alle, die wir in der Ex-Clique sind, müssen uns sehr anstrengen, um bei ihm Gehör zu finden. Mit der einzigen Ausnahme Göring hat er die ganze alte Garde abserviert. Es gibt einen ganz besonders bösartigen Neuen, Joseph Goebbels, der vermutlich der Mephisto unserer einstmals geradlinigen Bewegung werden wird. Ich kann ihn nicht ausstehen, und das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Im Moment ist Goebbels der Chefredakteur einer NS-Tageszeitung in Berlin,

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