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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sehen. Aber es ist bekannt, daß jedes gewöhnliche Hanftau zur Antenne wird, wenn man einen Kupferdraht darin einspinnt, und mehr als eine Leine des Kopraschiffes barg eine Kupferseele.
     
    Auch Mr. Jonas Merrywater, der seit zwei Wochen zu der Belegschaft auf Roddingtons Werkflotte gehörte, schien um solche Möglichkeiten zu wissen. Er hatte jetzt Freiwache und saß in seiner Kabine an Bord des dritten Flugzeugträgers. Der Riegel der Kabinentür war von innen vorgeschoben. Auf dem Tisch vor ihm stand eine winzige Morsetaste, kaum größer als eine Walnuß. Eine unauffällige Schnur, irgendein Stück gewöhnlichen Bindfadens schien es zu sein, ging von der Taste zu seiner Seekiste, eine andere Schnur lief von der Kiste nach außenbord hin.
    Eifrig arbeiteten seine Finger auf der Taste und morsten, was Major Kyushu vier Kilometer entfernt an Bord der »Hitsa Maru« mitschrieb.
    Mr. Merrywater war eine neue Errungenschaft des japanischen Nachrichtendienstes, der sich diese Sache viel Geld kosten ließ. Vermittels seiner geschickt getarnten Funkeinrichtung vermochte er die wertvollsten Berichte zu senden, nur hatte das Verfahren leider eine schwache Seite. Um nicht sofort entdeckt zu werden, mußte Jonas Merrywater mit Mikrokurzwellen arbeiten, die für alle Empfangsgeräte von Roddingtons Flotte unhörbar waren. Aber die Eigenart dieser Wellen bedingte es, daß derjenige, der sie aufnehmen wollte, ziemlich dicht an den Sender herankommen mußte. Deshalb trieb sich die »Hitsa Maru« hier herum, täuschte Kesselschaden und Manövrierunfähigkeit vor, während die Funksendung Merrywaters zu ihr hinüberflog.
    Nun kam das Schlußzeichen. Kyushu schob mehrere eng beschriebene Blätter in seine Brusttasche, schaltete den Apparat ab und stellte ihn in eine Wandnische. Ein paar Handgriffe des Majors – und ein Schrank, gefüllt mit Wäschestücken und allerlei anderen Dingen, schob sich vor die Nische. Auch ein geschickter Kriminalist hätte in der Kabine keine Funkanlage mehr finden können.
    Er eilte in den Maschinenraum, und seine bloße Gegenwart dort schien den Kesselschaden zu beheben. Die Dampfwolke auf Deck verschwand, die Maschine ging wieder an, langsam kam die »Hitsa Maru« auf Fahrt, setzte Südkurs und schlich gemächlich davon.
    Es war auch hohe Zeit dafür, denn A 17 war inzwischen dicht herangekommen. Durch Flaggensignal fragte Kommandant Ferguson, ob er Mannschaften für die Kesselreparatur an Bord der »Hitsa Maru« schicken solle.
    »Danke, nicht mehr nötig. Hoffen mit eigener Kraft den nächsten Hafen von Mindanao zu erreichen«, ließ Kapitän Hatama zurücksignalisieren und gab Befehl in den Maschinenraum, die Fahrt zu verstärken.
    Der amerikanische Zerstörer drehte ab und kehrte in den Kreis der anderen Wachschiffe zurück.
    »Haben Sie sich den Steuermann auf der Brücke des Japaners genauer angesehen?« fragte MacLane den Kommandanten.
    »Nur oberflächlich, Mr. MacLane, der Kerl sah ebenso abgerissen aus wie der ganze Trampkahn.«
    »Merkwürdig, merkwürdig«, murmelte MacLane vor sich hin. »Wenn ich nicht wüßte, daß der Vicomte Oburu in der japanischen Botschaft in Washington steckt – ich würde wetten, daß ich ihn vorhin auf der Brücke der ›Hitsa Maru‹ gesehen habe.«
    Kapitän Ferguson lachte. »Eine Täuschung von Ihnen, MacLane. Die Gelben sehen für ein Europäerauge einer wie der andere aus. Ich kenne den Marineattache auch. Der Herr Vicomte würde sich schön dafür bedanken, auf so einem schmierigen Seelenverkäufer anzumustern.«
    »Mag sein, Ferguson, daß ich mich geirrt habe«, sage MacLane, immer noch kopfschüttelnd. »Trotzdem … eine auffällige Ähnlichkeit war vorhanden. Ich werde mich doch mal per Funkspruch in Washington erkundigen, ob Herr Oburu etwa zur Zeit beurlaubt ist.«
    »Sie sehen ja am hellichten Tage Gespenster, MacLane«, suchte ihn Ferguson von seinem Verdacht abzulenken.
    »Gespenster, die vielleicht da sind«, erwiderte MacLane und stieg die Treppe zur Funkstation empor.
     
    Der Steuermann der »Hitsa Maru« saß mit Kyushu in dessen Kabine.
    »Was haben Sie von der Brücke aus durch Ihr Glas feststellen können, Oburu?« fragte der Major. ›Nicht allzu viel, Kyushu. Auf der Plattform lagen Teile von Förderanlagen. Ein Satz schien noch vollständig zu sein, von einem anderen fehlten Stücke …«
    Kyushu nickte. »Das würde sich mit dem, was unser Mann funkte, decken. Haben Sie sonst noch etwas Besonderes bemerkt?«
    »Ich sah etwas,

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