Das stählerne Geheimnis
der Waffe Gebrauch zu machen!«
In den Nachmittagsstunden war die Luft bei völliger Windstille etwas diesig und die Fernsicht erschwert. Deshalb hatte Kyushu das Segel der Prau einziehen lassen. Mit gedrosseltem Motor pirschte das Boot sich vorsichtig an die Werkflotte heran. An der Funkanlage in dem Kajütenraum saß Kyushu, die Hörer an den Ohren. Abwechselnd gab er das verabredete Rufzeichen, schaltete danach wieder auf Empfang und lauschte. Da, jetzt ein Klingen im Kopfhörer! Morsezeichen! Die mit Merrywater für den Anfang jeder Depesche verabredete Zeichenfolge.
»Unser Mann meldet sich«, rief er Oburu zu. »Schreiben Sie! Funkspruch von Merrywater. Aufgenommen 3 Uhr 10 Ortszeit.« Der Bleistift eilte über das Papier. »Die Leichen Roddingtons und Wegeners mit dem Frachter ›City of Frisco‹ nach den Staaten unterwegs. Zwölf Leute der Werkmannschaft bei der Explosion verletzt, liegen im Lazarett auf Flugzeugträger I. Die Hälfte davon so schwer verletzt, daß die Ärzte ihr Aufkommen bezweifeln. Der unterste Schachtabschnitt ungangbar. Immer noch Beratungen der Ingenieure, was weiter geschehen soll. Achtung, Achtung! Ich schalte auf Empfang.«
Kyushu drehte den Schalter seiner Anlage auf Senden, und die Morsetaste in seiner Hand begann zu klappern.
»Habe Ihre Nachricht verstanden. Unter Ihrer Belegschaft befindet sich ein Agent der New Yorker ›Morning Post‹. Versuchen Sie vorsichtig, die Verbindung mit ihm aufzunehmen …«
»Ei du Donnerwetter!« entfuhr es MacLane unwillkürlich, der in Merrywaters Kabine am Empfänger saß und jetzt ebenso eifrig mitschrieb wie eben noch vier Kilometer weiter Vi« comte Oburu.
»Am besten geben Sie sich ihm gegenüber auch als Zeitungsmann aus«, morste Kyushu weiter. »Versuchen Sie gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit ihm herauszufinden: Wie tief ist der Schacht Roddingtons? Wo sind die etwa neunzig nicht beim Schachtbau benutzten Rohre von Davao aus hingebracht worden? Von welcher Beschaffenheit ist das Petroleumvorkommen auf dem Schachtgrund? Wiederholen Sie meine Fragen! Achtung, Achtung! Ich schalte um.«
MacLane morste die Fragen zurück und funkte danach weiter.
»Im Schachtgrund kein Petroleumvorkommen. Nur Ausbruch von Erdgas unter riesenhaftem Druck. Schachttiefe sechstausend Meter. Über den Verbleib von neunzig Rohren hier nichts bekannt. Werde mit allen Mitteln versuchen, ›Morning-Post‹-Korrespondent ausfindig zu machen …«
»Bei Gott, das will ich«, knurrte er dabei ingrimmig vor sich hin. »Wenn ich den Kerl erwische, lasse ich ihn dreimal kielholen.«
»Achtung, Achtung! Ich schalte auf Empfang!« funkte er weiter.
»Seien Sie bei der Anknüpfung der Verbindung mit M.-P.-Mann äußerst vorsichtig«, kam die Antwort von Kyushu. »Er darf unter keinen Umständen ahnen, wer Sie wirklich sind …«
»Der Schweinehund soll schon zu spüren kriegen, wer ich bin, wenn ich ihn erst habe«, brummte MacLane, während er weitere Anordnungen Kyushus aufnahm.
»Versuchen Sie schnellstens zu erfahren, was die Ingenieurkonferenz beschließen wird. Wir müssen wissen, ob das Unternehmen aufgegeben wird oder nicht. Im letzteren Falle …«
Kyushu wollte noch etwas funken, besann sich aber anders und unterließ es. »Erwarte morgen um die gleiche Zeit Ihren Anruf. Schluß für heute«, beendete er seine Depesche.
Nachdenklich blieb der Major vor dem Sendegrät sitzen, tiefe Falten fürchten seine Stirn.
»Sie wollten noch etwas anderes funken? Was war es?« fragte Oburu. Er mußte seine Frage wiederholen, bevor Kyushu sich zu einer Antwort entschloß.
»Roddington ist tot, das ist wohl außer Zweifel. Aber ich kann es nicht glauben, daß die Amerikaner sein Unternehmen aufgeben. Es ist zu wichtig für sie. Seit Jahren lassen sie auf den Philippinen Erdöl suchen, bisher vergeblich. Die erfolglosen Bohrungen von Tate und Caine haben ungezählte Millionen verschlungen. Jetzt ist Roddington dicht ans Ziel gekommen. Von Erdgas berichtet unser Mann, von Erdöl der M.-P.-Mann … Es ist zu wichtig für sie, Oburu! Es würde ihre Schlagkraft hier verhundertfachen, wenn sie Roddingtons Plan zu einem guten Ende führten … Aber das darf nicht sein! Wenn sie es nicht freiwillig aufgeben, müssen wir sie dazu zwingen … ehe es zu spät ist, Oburu.«
»Unser Mann funkte, Kyushu, daß die Ingenieure auf der Werkflotte noch beraten.«
»Die Ingenieure werden nicht zu entscheiden haben, Oburu, sondern die Staatsmänner in Washington.« Kyushu
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