Das stählerne Geheimnis
erhob sich und trat aus der engen dunstigen Kajüte ins Freie, Oburu folgte ihm.
Der Major deutete auf die Werkflotte am Horizont.
»Wenn sie es aufgeben wollten, würde es hier anders aussehen, Oburu. Sie haben noch alle ihre Schiffe hier. Alle Zerstörer …«
Kyushu sprach nicht weiter. Mit einem Sprung war er am Motor, gab Vollgas und ergriff dann selber das Steuer der Prau. Mit großer Geschwindigkeit schoß das leichte Boot über den glatten Wasserspiegel dahin.
Im Augenblick begriff Oburu den Grund für das Manöver seines Gefährten. Zwei Zerstörer hatten die Reihe der Kriegsschiffe verlassen und steuerten mit Volldampf auf die Prau zu. Nach menschlichem Ermessen mußten sie das schwache Boot bald erreichen, und dann war das Schicksal der beiden Offi-ziere wohl besiegelt. Innerhalb der amerikanischen Hoheitsgrenze von amerikanischen Kriegsschiffen aufgebracht, der Spionage nicht nur verdächtig, sondern bald auch überführt – das Ende ließ sich leicht absehen.
Ein Befehl Kyushus rief Oburu und die drei Malaien, welche die Besatzung der Prau bildeten, zu sich an das Heck des Bootes. Dicht und immer dichter mußten die vier zu ihm an das Steuer heranrücken, bis die veränderte Belastung sich auswirkte. Hoch tauchte das Vorderteil des leichten hölzernen Rumpfes aus dem Wasser heraus; aus dem Boot wurde ein Gleitboot, das, von dem starken Motor getrieben, mit hundert Stundenkilometern über das Wasser raste. Auf Südostkurs schoß es davon. In wenigen Minuten mußte es sich bei diesem Tempo außerhalb der Hoheitsgrenze befinden.
Immer größer wurde die Entfernung zwischen der fliehenden Prau und den verfolgten Zerstörern. Nur als ein schwacher Punkt noch war sie für die Verfolger sichtbar, als es an Bord von A17 aufblitzte. Die erste Granate kam angeheult und schlug ein paar hundert Meter zu kurz ins Wasser. Ein Druck von Kyushus Hand auf das Steuer: in leichtem Winkel bog die Prau von ihrem alten Kurs ab und raste mit unverringerter Geschwindigkeit weiter.
Noch gaben die Artilleristen der verfolgenden Schiffe das Spiel nicht verloren. Immer wieder krachten die schweren Geschütze, wirbelten Granaten den Wasserspiegel auf. Nur noch ein Zufallstreffer hätte jetzt Kyushu und seinen Gefährten zur Strecke bringen können. Schon lag die Hoheitsgrenze hinter ihnen. Unbeweglich saß er am Steuer, die Zähne zusammengebissen, den Blick geradeaus in die Ferne gerichtet. »Noch vierzig Minuten, Oburu. Dann geht die Sonne unter.« Es waren die ersten Worte, die er seit dem Beginn der Flucht sprach.
»Sie sind uns entwischt«, sagte auf der Brücke von A17 MacLane zu Kapitän Ferguson.
Der Kapitän nickte.
»Teufelskerle sind’s doch, MacLane. Ich bewundere ihre Kühnheit und Todesverachtung. Fast möchte ich mich darüber freuen, daß keine von unseren Granaten sie getroffen hat.«
»Wagemutig und tollkühn, das will ich zugeben. Aber auch verdammt gefährlich, Kapitän.«
Die Kabine Dr. Wegeners auf der »Blue Star« hatte in der letzten Zeit immer mehr das Aussehen eines Laboratoriums angenommen. Flaschen mit verschiedenen Säuren und Laugen, Reagenzgläser und allerlei andere Hilfsmittel eines Chemikers bedeckten den großen Mitteltisch, dessen Politur dadurch nicht besser wurde. In numerierten Holzkästchen lagen Dutzende von Gesteinsproben, nach der Tiefe geordnet, in der sie unten im Felsstollen gebrochen waren. Unermüdlich war Dr. Wegener bei der Arbeit, diese Brocken zu analysieren. Ein Plan an der Wand zeigte den Stollen im Aufriß; an mehr als fünfzig Stellen war die Zeichnung mit der krausen Bleistift-schrift des Doktors bedeckt. Namen von Gesteinen waren es, die sich da entziffern ließen. Granit, Quarz, Gneis, Granit, Basalt, Gneis, Basalt, vulkanisches Magma, diese und ähnliche Bezeichnungen waren in die Darstellung des Stollens eingetragen, der vom Ende des stählernen Schachtes mit einem Gefälle von 45 Grad nach unten verlief.
Dr. Wegener griff nach der letzten Probe, die er erst vor einer halben Stunde erhalten hatte. Nachdenklich betrachtete er das kleine Stück, das tiefschwarz und glasig glänzend in seiner Hand ruhte. »Immer noch Magma«! Er erkannte es, ohne erst eine chemische Analyse zu machen. Das, was er suchte, was er mit Sicherheit zu finden hoffte, war es immer noch nicht. Vulkanisches Magma, in den Jugendjahren unseres Erdballs einmal aus feurigem Fluß zu festem Gestein erstarrt, mußte nach seiner Theorie über dem Mineral liegen, dem er nachging. Aber
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